4.6 Rostock
4.6.1 Stadtgeschichte
Der Ort an der Flussverbreiterung, übersetzt aus "rastoku", also roz für auseinander und tok für Fluss, liegt ähnlich wie Lübeck etwas abseits von der Ostseeküste. Der Fluss ist die Warnow, benannt nach der Krähe bzw. dem Raben, der sich in die Unterwarnow und dann noch einmal in den Breitling weitet. Hier siedelten bereits um 600 n. Chr. die Kyzziner (auch Kessiner), ein Teil der Wilzen, also Slawen.
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Saxo Grammaticus berichtet in seiner Geschichte Dänemarks erstmals 1161 über die Urbs Roztoc, als die mit den Sachsen verbündeten Dänen unter König Waldemar I. die slawische Fürstenburg und Stadt auf dem Ostufer zerstörten.

Mit einem Handelswik wurde die Stadt wieder aufgebaut. Den Zisterzienser-Mönchen des Klosters Doberan (siehe Kapitel 5.1) wurde urkundlich 1189 erlaubt, in Rostock Markt zu halten. Nun kamen die ersten deutschen, christlichen Einwanderer. Da sie sich nicht gerade gut mit den einheimischen Wenden verstanden und deren Siedlungen keine Erweiterungen zuließen, wählten sie eine Anhöhe am linken Warnowufer. Hier entstand ein neuer Stadtkern um die heutige Petrikirche. Dieser meist von deutschen Handwerkern und Kaufleuten begründete Stadtkern erhielt 1218 vom Mecklenburger Fürsten Heinrich Burwy (Borwin) I. das Lübische Stadtrecht.

In der Mittelstadt am Neuen Markt wurde um 1230 mit dem Bau der Marienkirche begonnen. Eine Neustadt um die heute nicht mehr bestehende Jakobikirche kam zwei Jahrzehnte später hinzu. Rostock erhielt schon bald die gleichen Handeslprivilegien mit Zollfreiheit wie Lübeck. Die drei Teilstädte vereinigten sich 1265, die Stadtmauer wurde gebaut, welche etwa 1 km² umschloss. Noch eine Parallele zu Lübeck: Von den Dänen erwarb die Stadt Rostock das Fischerdorf Warnemünde 1323 (siehe Kapitel 4.1.1). Münzrecht und Gerichtsbarkeit folgten. Rostock war so zu einem wichtigen Mitglied der Hanse geworden.

Das erste Drittel des 15. Jhs. prägten große Unruhen der sozial unzufriedenen Bürger, wogegen der Lübecker Hansetag, das kaiserliche Hofgericht in Nürnberg und das Konzil in Basel nur schwer aufkamen. Ein Jahrhundert später wurde 1531 die Reformation vom Stadtrat eingeführt. Die erstarkten mecklenburgischen Herzöge in Schwerin setzten zweimal einen Jahrhunderte währenden Erbvertrag durch, dazu eine Akzise und Festungsbau, was die Hoffnungen der Hansestadt auf eine Reichsunmittelbarkeit zunichte machte (Ausschnitt aus Stich von 1597).

Im Dreißigjährigen Krieg ließ Wallenstein Rostock befestigen, verlor die Stadt aber 1631 an die Schweden, die es bis zum Westfälischen Frieden hielten. Rostock war völlig verarmt. Mit dem Stadtbrand von 1677, der ein Drittel der 2.000 Häuser zerstörte, sank die Einwohnerzahl um zwei Drittel, auf nur noch 5.000. Der Nordische und der Siebenjährige Krieg ließen die Stadt nicht wieder hochkommen. Einen langsamen Wiederaufstieg beendeten die Napoleonischen Truppen, die auch von einem gebürtigen Rostocker, Gebhardt Leberecht von Blücher, später bei Waterloo geschlagen wurden.

Aufwärts ging es erst Mitte des 19. Jhs. mit der Industrie, vor allem dem Schiffbau. Erst jetzt wuchs das Stadtgebiet über seinen mittelalterlichen Mauerring hinaus. In den frühen 20er Jahren des 20. Jhs. entstanden mit Arado und Heinkel zwei große Flugzeugwerke - auch mit  der Neptun-Werft wurde Rostock in den 30er Jahren ein Zentrum der Rüstungsindustrie. Diese zog einen Monat nach Lübeck ein britisches Flächenbombardement an. Vor allem Brandbomben zerstörten mehr als die Hälfte der historischen Bausubstanz - Rostock war Ende 1942 eine der am schwersten geschädigten Städte Deutschlands. 83

Die halbierte Einwohnerzahl - 1935 war Rostock mit über 100.000 Einwohnern Großstadt geworden - erreichte erst 1946 durch den Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen wieder das Vorkriegsniveau. Der Wiederaufbau begann - allerdings nicht des Petritores und der Jakobikirche, die durchaus hätten gerettet werden können. Rostock wurde Verwaltungsstadt für den gleichnamigen Bezirk, der sich über die ganze Ostseeküste Mecklenburgs und Vorpommerns erstreckte. Ab 1957 entstand der Überseehafen der DDR als Ersatz für das unerreichbare Hamburg. (Foto unten: Kröpeliner Straße mit Fassaden, dahinter Marienkirchturm)
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Ab dem Frühjahr 1989 versammelten sich immer mehr Bürger jede Woche in den Donnerstags-Demonstrationen. Mahngottesdienste in der St.-Marien-Kirche leitete Pfarrer Joachim Gauck, der 2012 erster ostdeutscher Bundespräsident wurde.

Nach Kiel und Lübeck (siehe Kapitel 4.1.1) ist Rostock heute die drittgrößte Stadt an der deutschen Ostseeküste. Die Zahl der Einwohner hat sich nach einem Spitzenwert über 254.000 Ende der 80er Jahre bei leicht über 200.000 stabilisiert. Damit bleibt Rostock kreisfreie Stadt.
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4.6.2 Stadt, Markt und Universität
Ein langes Stück der Stadtmauer steht noch in der Nähe der Petrikirche im Osten. Frei stehen inzwischen das Kröpeliner Tor (links) im Westen, das Steintor und östlich davon das Kuhtor - das älteste Stadttor in Mecklenburg-Vorpommern - im Süden und das Mönchentor im Norden nah dem Kai, die vollständig saniert sind. Südwestlich des Kröpeliner Tors sind weitere Mauerabschnitte mit Wiekhäusern und hölzernem Wehrgang erhalten.

Das gotische Rathaus wurde ab 1270 als zweigeschossiges Doppelhaus mit Gewölbekeller erbaut. Hier im auch als Kaufhaus genutzten Gebäude boten Händler ihre Waren feil. Im Obergeschoss befanden sich Ratsstube und Festsaal. Das "Neue Haus" wurde zwei Jahrhunderte später als Festhaus angebaut, die Laube und Schauwand verlängert und auf sieben Türme erweitert. 84 Die gotische Ratslaube brach Anfang des 17. Jhs. bei einem Sturm zusammen; sie wurde durch einen barocken Vorbau ersetzt, der die gotische Schauwand fast ganz verdeckt.

In der Mitte des Kellers von einem Hausbaumhaus ist ein Eichenstamm auf einen Findling gestellt, der die Unterzüge der Balkendecken stützt. Dieser Stamm konnte hochgekeilt werden, wenn er sich unter der Getreidelast gesenkt hatte, wie Prof. Kiesow erklärte. Ob sich das Gebälk mit zunehmender Höhe im Haus verästelt wie bei einem echten Baum, sei dahingestellt. Das Hausbaumhaus in der Wokrenterstraße 40 (zwischen Langer Straße und Stadthafen) ist eines der wenigen noch erhalten gebliebenen.

Das 1490 erbaute spätgotische Giebelhaus ist eines der ältesten Kaufmannshäuser aus der Hansezeit in Rostock. Es wurde bereits in den 80er Jahren restauriert und ist als einziges Hausbaumhaus auch von innen erlebbar. Seine grüne Tür ist fast komplett original.
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Drinnen befinden sich auch Büros des BDA; der Bund der Architekten hatte sich 1981 gegen den Flächenabriss durchgesetzt, wie Kiesow berichtete. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz habe dieses Haus gepachtet, man könne es auch für private Feiern mieten. Die Leiterin, Frau Gielow, setzt fort, statt einer Pachtzahlung verpflichtete man sich zur Erhaltung des Hauses, das im Eigentum der Stadt steht.
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Bis 1979 war es Wohnhaus, mit einem Depot des historischen Museums oben. Seinetwegen wurde die Grenze des Sanierungsgebietes vorgezogen.
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Die Lange Straße wurde nach den Verwüstungen des Weltkrieges in der jungen DDR vom Chefarchitekten Joachim Näther mit besonderem Wohlwollen von Walter Ulbricht als Magistrale verbreitert und neu hochwertig bebaut. Die selbständigen Einzelhändler hier haben es hier in der Kröpeliner Straße, der ersten Fußgängerzone der DDR, schwer, gegen die Handelsketten anzukämpfen.
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Die Universität Rostock wurde 1419 gegründet, sie gehört nach St. Andrews in Schottland (1413) zu den ältesten Universitäten Nordeuropas, und nach Prag (1348), Heidelberg (1386), Köln (1388), Erfurt (1392) und Leipzig (1409) zu den ältesten deutschen Universitäten. Die juristische, philosophische und medizinische Fakultät bestehen seit der Gründung; Theologie gehörte noch nicht dazu, sondern wurde erst 1432 gestiftet und vervollständigte so diese Universität. Nach kurzer Zeit erhielt sie den Beinamen "Leuchte des Nordens". 85

Das Hauptgebäude erinnert mit seiner Terrakotta-Fassade an das Schweriner und das Gadebuscher Schloss sowie den Fürstenhof in Wismar (siehe Kapitel 4.3.2). Etwas versteckt steht dort unter Bäumen die Bronzestatue für den Helden der Befreiungskriege, Blücher, geschaffen von Johann Gottfried Schadow.

4.6.3 St.-Marien-Kirche
Kurz nach der Stadtgründung stand an diesem Platz nordwestlich vom Neuen Markt eine Hallenkirche aus rotem Backstein. Wettstreit mit der Mutter der Hanse, Lübeck, trieb die Rostocker Bürger Ende des selben Jahrhunderts an, diese in eine dreischiffige Basilika mit Chorumgang und Kapellenkranz nach dem französischen Kathedralstil umzubauen. Diese Bauteile im Lang- und Querhaus sind an Schichten aus grün-/bräunlich glasierten und lehmgelben Backsteinen erkennbar. Ein weiteres Jahrhundert darauf - die  Kirche war 1398 fast vollendet, doch das Langhausgewölbe stürzte ein  - schob man ein Querschiff ein von der selben Höhe und sogar ähnlicher Länge wie das eher kurze Langhaus. Innen wirkt die Kirche deshalb fast wie ein Zentralbau.86

Die Westturmfassade hebt sich optisch steil empor, sie wird in der Mitte aber von nur einem Mittelturm mit spitzer barocker Laterne bekrönt. Die vier Turmuntergeschosse, das untere noch von der Hallenkirche, hätten durchaus zwei Spitztürme wie in Lübeck tragen sollen, aber der Untergrund war nicht fest genug.
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Der wuchtige, blockhaft wirkende Westbau zeichnet nun die eigenwillige Schöpfung der Rostocker Ratsherren aus. Mittel- und Querhaus schließen 32 m hohe, Seitenschiffe und Einsatzkapellen rund 15 m hohe Gewölbe. Die Vierung wird von mächtigen achteckigen Pfeilern gestützt. Der Innenraum wurde seit dem 17. Jh. nur drei Mal gestrichen, zuletzt 1865. Die gotische Malerei scheint durch, erwähnte der Architekt.

Das imposante Bauwerk wäre im Weltkrieg beinahe dreimal vernichtet worden. Doch durch sein beherztes Eingreifen rettete der Turmdiener Friedrich Bombowski dreimal die Kirche vor dem Ausbrennen. 87 Er selbst schilderte die dramatische Situation in den Nächten des 26. April und des 2. Oktober 1942 sowie mittags am 24. Februar 1944. In der ersten Nacht um 1 Uhr entdeckte er, dass die Turmlaterne brannte. Steile Treppen und Leitern stürmte er hinauf, seine gerade erwachsene Tochter hinterher. Die Tochter schleppte Wassereimer, der Vater pumpte. Von seiner Frau herbei gerufenen Helfern gelang schließlich, das Feuer aus zu bekommen. Doch nach Osten brannte der Dachstuhl auch schon. Feuerwehrmänner wollten hier nicht helfen, denn es brannte überall in der Stadt. Herbei gerufenen Passanten gelang dennoch, eine Eimerkette zu bilden - das Löschen dauerte Stunden. Aber nun brannte auch im Nordquerhaus ein Balken. Erst um 3 Uhr nachmittags waren alle Feuer aus. Im Herbst war es eine Phosporbombe, deren Brennmaterial zum Teil unten, mit dem Rest aber auf dem Gewölbe lag. Das Abdecken mit Sand und Ablöschen gelang in einer Dreiviertelstunde. Eineinhalb Jahre später war eine Bombe durch das Südschiffgewölbe gefallen, aber vom Mauervorsprung auf die Straße gekippt. Durch ein Dachfenster in der Dachrinne entlang tasteten sich der Turmwärter und seine Helfer, lösten die Bleche und löschten aus Wassereimern. Abends um 7 brannte erneut Phospor, das auch mit Hilfe von Soldaten bekämpft wurde. Bitter für den tapferen Türmer war, dass seine mutige Tochter sich bereits beim ersten Einsatz eine so schwere Rauchvergiftung zugezogen hatte, dass sie daran kurz nach dem Kriegsende verstarb.

Die Tauffünte stammt vermutlich aus Hildesheim. Laut Prof. Kiesow hat Hans Apengeter hiernach die Becken in Wismar und Lübeck angefertigt (siehe Kapitel 4.1.4 und 4.3.5). Sie wurde gemäß Inschrift Ostern 1290 in Gebrauch genommen. Vier bärtige Männer tragen das Becken. Auf dem Kessel ist wie üblich das Leben Jesu abgebildet, hier in 21 Szenen von der Verkündigung bis zur Begegnung mit Maria Magdalena. Der spitze Original-Deckel ist mit vier Ringen an Löwenköpfen ausgestattet, an denen er hoch gehoben werden kann. Taufe und Himmelfahrt Jesu sind wie die törichten und klugen Jungfrauen neben Heiligen und Bischöfen auf dem Deckel platziert. Das Metall hat gelitten, als die Fünte zu ihrem Schutz im letzten Kriege vergraben war.
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Die Astronomische Uhr schuf bereits 1472 Hans Düringer aus Danzig, der in der dortigen Marienkirche zwei Jahre zuvor ein gleichartiges Werk gebaut hatte. Zur "Ostsee-Uhrenfamilie" gehören weiterhin  Stendal, Doberan, Stralsund (siehe 4.4.5) und Lund in Schweden sowie der Nachbau in der Marienkirche von Lübeck; verloren ist das Werk in Wismar. 88 Ein Umbau von 1642 brachte mit dem Renaissance-Gehäuse ein Glockenspiel und obenauf den Apostelumgang. Dabei bewegen sich immer um 12 Uhr (mittags und nachts) sechs Evangelisten und Apostel am segnenden Christus vorbei. Nur der letzte, Judas, muss vor der Tür bleiben. Die meisten Teile sind noch original. Das Zifferblatt mit Monatssymbolen, Tierkreiszeichen, Sonnenstand und Mondphase umrundet der Zeiger einmal in 24 Stunden - 12 Uhr ist jeweils oben und unten in der Mitte, wodurch eine Tag- und eine Nachthälfte besteht. Die Kalenderscheibe unten gilt noch bis 2017, daher arbeitet die Universität schon an einem neuen Blatt.
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Vermutlich das Werk eines Antwerpeners ist die erste Kanzel nach der Reformation, entstanden 1574. Szenen aus dem Leben Christi wie Anbetung durch Hirten, Taufe, Abendmahl und Kreuzigung werden durch Säulenpaare getrennt. Am Portal ist das Gleichnis vom barmherzigen Samariter zu sehen. Der eineinhalb Jahrhunderte jüngere Schalldeckel ist künstlerisch gut angepasst.

Größtes Inventar ist die Orgel über der Fürstenloge. Der barocke Prospekt ist noch von 1770. Vom Orgelbauer Paul Schmidt stammen außerdem nur noch zwei Windladen. Die Luftströme bereiteten mehrmals auch nach Umbauten Probleme, die Orgel war "windsüchtig". Der größte Umbau stammt von Fa. Sauer aus den späten 30er Jahren, die auch in den frühen 80er Jahren Instandsetzungs-Arbeiten vornahm. Das Instrument hat nun 83 Register und vier Manuale.

Der Rochus-Altar aus ungefasstem Eichenholz in der zweiten südlichen Chorkapelle stammt von 1530, wohl aus Lübeck.

Der Hauptaltar aus St. Nikolai, die jetzt eine Kulturkirche ist, wurde hierher ausgeliehen und in die Apsis des Nordquerhauses gestellt. Im barocken Hauptaltar von 1721 im Scheitel des Hauptchores sind übereinander drei Gemälde angeordnet: das Abendmahl, die Auferstehung und die Ausgießung des Heiligen Geistes.

Schon bis 2004 wurden von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mehr als 1 Mio. Euro investiert, insbesondere in sämtliche Dächer (außer Turm). Bei unserem Besuch trafen wir auf den Architekten Herrn Sarkowski und den Pastor Herrn Jeremias. Das 26 m hohe Fenster im Südquerhaus wurde wegen Schäden an Glas und Rippensteinen ausgebaut.
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4.6.4 Andere Kirchen und Klöster
Drei von einst vier (die Ruine von St. Jakobi wurde nach Schäden durch Krieg und Sprengungen der sowjetischen Besatzung aus politischen Gründen 1960 abgerissen) Stadtkirchen liegen im Mauerring: die Marienkirche, die Nikolaikirche und die Petrikirche.89

Im einst slawischen Siedlungszentrum steht die St.-Nikolai-Kirche. Unter ihrem Altarraum verläuft eine Schwibbogen genannte Durchfahrt (inzwischen für Autos gesperrt). Dort ist ein restauriertes Bild des Heiligen mit Stadtsilhouette angebracht. Im Turm mit niedrigem Pyramidendach ist die Kirchenverwaltung auf zehn Etagen eingezogen. Die Kirche selbst dient als Konzertsaal, für Theater und Ausstellungen. Was am meisten verblüfft, sind die Dachbalkone: Im Dachstuhl der Kirche sind 13 Wohnungen auf drei Etagen untergebracht!

Um 1230 begonnen, wurde die Nikolaikirche 1257 dem Schutzpatron der Fischer, Schiffer und Brauer, dem Hl. Nikolaus, anempfohlen. Die Weihe der veränderten dreischiffigen und vierjochigen Kirche folgte 1312. Der einst sogar 132 m hohe Spitzturm wurde von einem Orkan Anfang des 18. Jhs. umgeweht und durch die nunmehr niedrigste Spitze Rostocks ersetzt. 90

Die St.-Petri-Kirche der deutschen Stadtsiedlung hat seit 1994 wieder ihren spitzen Turm mit stolzen 117 m Höhe. Bequem per Lift lässt sich von oben unter dem Dachstuhl ein herrlicher Rudumblick erlangen. Nach dem Zusammenschluss der drei Teilstädte verlagerte sich das Zentrum vom Alten zum Neuen Markt, die Petrikirche nahm an Bedeutung ab. So mussten in der Bauzeit um 1311 Steine für die Wehrmauer abgegeben werden. Der Turm kam gegen 1500 hinzu, wurde aber schon ein halbes Jahrhundert später durch "Gotts Straff und Himels Feur" vernichtet. Auch später erlitt der Turm durch Blitz und Sturm wiederholt Schäden.
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Im Bombenangriff 1942 blieb der 48 m hohe steinerne Turmschaft unbehelligt, die Wertsachen jedoch wurden fast alle vernichtet. Beim Wiederaufbau mit flacher Decke im Mittelschiff wurden die beiden Seitenschiffe mit Mauern vom Mittelschiff abgeteilt. Das Holz für Decke und Dachstuhl spendete übrigens die Schwedische Staatskirche. Drei farbige Chorfenster kamen 1963 aus Berlin. 91

Das 1270 von der dänischen Königin Margarete gegründete Zisterzienser-Nonnenkloster "Zum Heiligen Kreuz" überstand die Reformation in Mecklenburg noch bis 1584, dann wurde es ein Damenstift. Heute ist hier das Kulturhistorische Museum beheimatet. Die schlichte Klosterkirche gehört zur theologischen Fakultät der Rostocker Universität und wird auch als Konzertsaal genutzt.

Franziskaner-Mönche ließen sich schon 1223 in der nordöstlichen Altstadt nieder. Die Klosteranlage mit der St.-Katharinen-Kirche diente ab 1534 als Armenhaus, später als Waisenhaus, als Lehr- und Industrieschule. Die Kirche beherbergte 1807/08 ein französisches Militärkrankenhaus, später eine "Krankenanstalt für die am Gemüte Leidenden". Seit 1920 bis in die 80er Jahre war das "St.-Katharinen-Stift" Alters- und Pflegeheim. Nach der Sanierung hat hier seit April 2001 die Hochschule für Musik und Theater des Landes Mecklenburg-Vorpommern ihr Domizil. 92

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