Nun näherten wir uns dem absoluten Höhepunkt der Reise: der rosa-roten Felsenstadt der Nabatäer, Petra. Sie war Hauptstadt und später Königstadt der Nabatäer, eines Wüstenvolkes, dessen Karawanen die begehrten Güter Südarabiens, Weihrauch und Myrrhe, Aloe und Zimt, über die Weihrauchstraße zum Mittelmeer transportierten. Das erste gesicherte Datum ist 312 v. Chr. Wahrscheinlich im 6. Jh. wichen sie auf das Land der Edomiter und den Negev aus. Der sizilianische Geschichtsschreiber Diodor erwähnt sie über einen Gewährsmann bei der Gewinnung von Asphalt am Toten Meer. Außerdem beschreibt er sie folgendermaßen: Sie haben keine festen Häuser, treiben weder Acker- noch Gartenbau, ihre Schafe und Kamele weiden in der Wüste, kennen die wenigen Wasserstellen und zeigen äußerstes Geschick beim Bau von Brunnen und Zisternen. 300 Jahre später schreibt Strabo: Sie sind ein wohlsituiertes Volk mit einem König und einem ausgeprägten Besitzdenken mit Tendenz zur Prunkentfaltung. Dieser kleine Staat ist ein Phänomen. Er hat keine festen Grenzen, kein Kriegsheer, also ein Karawanenstaat. Dessen König Obodas III. wurde nach seinem Tod zum Gott erklärt. Die Nabatäer kontrollierten zwei Wüstenstraßen von Saudi-Arabien, das Rote Meer, den Sinai bis Gaza, und um die Zeitenwende hatte es seine Ausdehnung bis Damaskus. Unter den Augen Roms kam es zu unzähligen Streitigkeiten mit Juda und den Hasmonäern, die Gaza besetzten, und auch Herodes stieß in das Ostjordanland vor. Damit wurde die Handelsroute gestört, aber der nabatäische Kanzler hielt um die Hand von Salome (Herodes Schwester) an. 106 wurde das Nabatäer-Reich in die römische Provinz Arabia einverleibt.

Einfache Steine, wie sie um die Kaaba in Mekka versammelt wurden, bildeten für die arabischen Stämme die Gottheit ab. Sie wurden als Gottessitz betrachtet. Duschara war ihr Hauptgott. Überall sind flache Nischen in den Fels gehauen, aus denen rechteckige Stelen hervor treten. Nach dem aramäischen Beth-el, Haus Gottes, nennt man diese Idole Betyle. Duschara wurde als schwarzer Stein auf goldenem Podest verehrt. Oft finden wir zwei Betyle als Götterpaar Duschara und Allat. Daß die Nabatäer an das Weiterleben nach dem Tode glaubten, lassen die reichen Grabbeigaben und die Prunkfassaden der Gräber, die auf Anspruch im Jenseits hinweisen, erahnen.

Nach einer Nacht im „Petra Rest House" brachen wir am 17. Feruar für einen ganzen Tag in die Ruinenstadt auf. Vor dem Eingang in die Felsenschlucht sehen wir das große Pyramiden- oder Obeliskengrab. Dann passiert man die enge Schlucht, den Siq, zu Pferd (wie ich auch das erste Mal im Leben, um Kräfte zu sparen) oder zu Fuß.
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Am Ende der Schlucht sieht man dann das schönste aller Grabmonumente, das Schatzgrab (auch El-Khasne oder Chazne al-Firaun, also Schatzhaus des Pharao, wie es von den Beduinen genannt wurde, Foto siehe Seite 1), weil man glaubte, weil man glaubte, daß in der Urne oben im Giebel ein Schatz wäre. Eine wunderschöne, griechisch anmutende Säulenvorhalle ist mit korinthischen Kapitellen, Giebeln und Statuen geschmückt.
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Dann geht es weiter stadteinwärts zum Theater aus verschieden rosa-rot-farbigem Gestein, weiter an ganzen Gräberstraßen mit Zinnen und Treppengiebeln. Es geht weiter zum Urnengrab, zum Korinthischen und Palastgrab. Man kann es nicht beschreiben, man muß sich eben hellenistisch-griechisch-römische Tempelfassaden vorstellen. Die Kräftigsten von uns - natürlich auch Prof. Matthée und ich - stiegen zum sog. Opferplatz (engl. einfach High Place) hinauf, rund achthundert unregelmäßige Stufen, und dann wieder hinunter. Weils so schön war: gleich auf der anderen Seite wieder hinauf zum sog. Kloster (Ed Deir) und wieder ins Tal - alles zusammen etwa 3.000 Stufen an nur einem Tag. Und immer wieder Gräber!
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Ein Tipp: Unterwegs im Gebirge trafen wir einige Beduinen-Frauen, die kleine Flaschen mit hübschen Motiven aus verschieden farbigem Sand verkauften. Selbst-verständlich habe ich mir eine mitgebracht, auch um den Frauen einen kleinen Verdienst zu ermöglichen. Natürlich hat Petra auch eine Innenstadt mit Tor, Säulenstraßen, Nymphäen, das Wichtigste in einer Wüste, und vielen öffentlichen Gebäuden. Auch unser Hotel „Petra Rest House" ist um ein antikes Grab gebaut. Das war Petra, einfach unbeschreiblich schön!

Nun gehts nach einer zweiten Nacht (mehr als zwei bekommt man in Petra im Hotel nicht) am 18. Februar nach Süden zum Wadi Rum (sprich Ram). Vorbei an den „Sieben Säulen der Weisheit" aus dem Film des „Lawrence von Arabien", dann im offenen Jeep zu den herrlichen Felsformationen mit geheimnisvollen Ritzzeichnungen und -inschriften nahe der Grenze zu Saudi Arabien.
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Daran schließt sich der nächste Höhepunkt an: Aqaba mit Bad im Roten Meer. Die Fahrt im Glasbodenboot hatte ich mir etwas bunter vorgestellt, wurde aber voll durch das wunderbare rosa-violette Licht auf den roten Felsen entschädigt.

Nun nach einer Nacht im guten Aqaba Gulf Hotel verlassen wir (am 19. Februar) Jordanien, nicht ohne einen deutschen Bahnhof der Hedschas-Bahn mit deutschen Waggons aus dem Jahr 1909 gesehen zu haben. Am Grenzübergang lächelt uns auf einem Bild König Hussein von Jordanien an - ob wir es auch im Nachbarland so gut haben werden?

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