Jordanien und Syrien
Auf den Spuren der Ritterorden, der Römer und Türken, des Alten und Neuen Testaments und des Islam
Exkursion mit Prof. Dr. Dr. Ulrich Matthée, Kiel, vom 14. bis 27. Februar 1994
Reisebericht von Frau Inge Wenck (?), Lübeck
(Ergänzungen und Anmerkungen in Schrägschrift sowie 29 Fotos aus 1994 und 2015 von Manfred Maronde)
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Lesen Sie auch den Bericht über das Nachbarland Israel.
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Inhalt:
Jordanien
Amman
Totes Meer
Jordan-Tal
Gerasa
Berg Nebo
Madaba
Kerak
Petra
Wadi Rum
Aqaba
Syrien
Damaskus
Anti-Libanon
Krak des Chevaliers
Ugarit
Saladinsburg
Aleppo
Tote Städte
Ebla
Apamea
Hama
Palmyra
Zum Schluss
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Fotos: oben Petra, Schatzhaus,
rechts oben Landkarten-Mosaik in Madaba, unten Tor und Kolonnaden in Palmyra.

Nach unserer Israel-Reise machten wir uns auf, die andere, unbekannte Seite des Toten Meeres zu sehen. 1993 standen wir auf Massada und Qumran und fragten uns, was sich wohl hinter den jenseitigen Bergen verberge?
Wir starteten an unseren Heimatflughäfen Hamburg, Hannover, Düsseldorf oder Frankfurt am 14. Februar 1994. Der erste Flug führte bis in die niederländische Hauptstadt Amsterdam, wo wir die Wartezeit am späten Nachmittag für eine Grachtenfahrt nutzten.

Jordanien
Vom Abend bis nach Mitternacht brachte uns KLM von Amsterdam nach Amman, der Hauptstadt Jordaniens; wie wir am nächsten Morgen (dem 15. Februar) sehen, eine quirlige, typische, orientalische, moderne Großstadt, ein bißchen ohne Gesicht, eben nicht gewachsen, ohne Altstadt.
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Amman war als Rabbath Ammon Hauptstadt der Ammoniter; seit hellenistischer Zeit Philadelphia genannt; nach römischer Herrschaft seit 635 arabisch; Anfang des 20. Jhs. noch ein Dorf mit 2.000 Einwohnern. Es wurde 1948 Hauptstadt des neu gegründeten Haschemitischen Königreichs Jordanien, im Jahr 2015 bereits über 4 Mio. Einwohner gem. Volkszählung. Alle alten Ruinen wurden überbaut, bis auf das Theater mit Forum. Von der Zitadelle hat man einen herrlichen Blick auf das Theater und das Häusermeer.

Am Nachmittag ging es los zum Toten Meer nach Suweyma, über viele Kurven abwärts, denn Amman liegt etwa so hoch wie Jerusalem. Nun war der Augenblick gekommen, wir standen am jenseitigen Ufer und schauten auf Israel. Jericho konnte man im Dunst nicht ausmachen, dafür den Einfluß des Jordan ins Tote Meer und die Höhlen von Qumran. Übrigens: Schwimmen ist im Toten Meer unmöglich, man legt sich üblicherweise auf den Rücken und lässt sich treiben. Aber wehe, es spritzt Salzwasser ins Auge! Dann schnell raus und unter die Dusche, wie einige Mitreisende leidvoll erfahren mussten.
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Dann fuhren wir durch das Jordantal auf der Seite Jordaniens. Auch hier Plantagen von Zitrusfrüchten und viele Gewächshäuser; dies hätte ich nicht in dem Umfang erwartet. Jordanien führt Obst und Gemüse nach Saudi Arabien aus. Man muß sich ins Gedächtnis rufen, daß man sich hier 400 Meter unter dem Meeresspiegel des Mittelmeeres befindet. Diese Grabensenke beginnt in Nord-Syrien - See Genezareth - Jordantal - Totes Meer - Wadi al Araba - Golf von Aqaba - und erstreckt sich bis ins Rift Valley in Ostafrika.
Am Nachmittag besuchten wir Gerasa (westlich von Djerash, auch Jerasch). Es ist eine hellenistisch-frührömische Stadt, die durch die nabatäischen Handels-Karawanen reich geworden war. Schon im 1. Jh. v. Chr. erlebte die Stadt einen großen Aufschwung mit intensivem Bauprogramm wie Säulenstraßen, zwei Theatern, Tempeln und Thermen. Im 2. Jh. folgte eine neue Bautätigkeit dadurch, daß die Stadt zur römischen Provinz Arabia kam. Kaiser Trajan ließ Fernstraßen bauen, wodurch der Handelsverkehr wuchs. In der Nachmittags-Sonne erreichten wir das ovale Forum (auch Agora), eine der eindrucksvollsten Platzanlagen der Antike.
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Die wieder aufgerichtete Kolonnaden-Straße, fast zwei Kilometer lang, ist schon ein Erlebnis für Auge und Seele. Durch die zeitweilige Eroberung von Jerasch durch die Hasmonäer bildete sich eine große jüdische Gemeinde. Nach 350 entstand eine bedeutende christliche Gemeinde mit einem Bischofssitz. Mehr als 13 Kirchen wurden zwischen 400 und 600 erbaut, natürlich mit Mosaik-Böden.

Am folgenden Tag (16. Februar) ging es wieder Richtung Totes Meer über die an Serpentinen reiche „Straße der Könige" zum Berg Nebo. Von hier aus sah Mose das Gelobte Land, das er selber nie betreten sollte (5. Mos, 34,1). Hier um den Berg soll das Grab von Mose sein. - Leider hatten wir schlechte Sicht, so daß wir Jerusalem nicht sahen. Schon sehr früh, im 4. Jh., wurde die erste christliche Kirche an dieser Stelle auf den Ruinen eines römischen Grabes errichtet. Auf die kleine bescheidene Kirche folgte bald eine dreischiffige Basilika, die im 6. Jh. erneut umgebaut wurde, so daß wir jetzt mehrere Mosaik-Böden übereinander finden. Auf dem Berg es-Siyagha (aramäisch = Kloster) befinden sich mehrere Kirchen.
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Hieran anschließend fuhren wir nach Madaba, mit 14 Kirchen. Leider haben wir nur eine gesehen, die Georgskirche, mit dem Mosaik der Karte von Palästina. Diese berühmte Karte zeigt die Landschaft vom Nildelta bis Sichim, als Mittelpunkt Jerusalem, den heilsgeschichtlichen Erdennabel. Auch Jordan und Totes Meer sind trotz Schäden gut zu erkennen. Hier in Madaba befand sich eine Mosaiken-Schule. Wir sahen geometrisch-florale und auch figürliche Darstellungen: Tiere wie Katze, Vogel, Pfau, Gans, auch wilde Tiere wie Löwe, Strauß und Gazelle sind vertreten. Eine Paradies-Szene mit Frucht tragenden Bäumen und friedlich vereintem Getier, z. B. Kalb und Löwe, weiden hier, wie Jesaja für das messianische Reich verheißen hat.
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Madaba selbst wird im 4. Mos. 21 erwähnt. Die Israeliten zogen über den Arnon und schlugen den König Sichon, den Herrscher der Ammoniter. Sie wohnten in Heschbon und der ganzen Ebene, die der König den Moabitern abgenommen hatte, also zwischen Arnon und Jabbok. Die Ammoniter unter König Sichon hatten sich zwischen Moabiter und Ammoniter geschoben. Dies Land beanspruchten die Ammoniter, die Israeliten hatten es für sich erobert und erhoben ebenfalls Anspruch. Auf dem Moab-Mescha-Stein steht, daß Madaba später moabitisch wird, im 9. Jh. aber von Omre, dem König von Israel, besetzt wird, allerdings von Mescha für Moab zurück erobert wird. Dann wird Madaba noch in der Makkabäischen Unabhängigkeit erwähnt. Johannes, einer der Makkabäer-Brüder, wurde auf dem Weg zu seinen nabatäischen Freunden von Leuten aus Madaba überfallen. In der Folgezeit war Madaba unter den Hasmonäern mal jüdischen wie nabatäischen Ansprüchen ausgesetzt. Noch einen kleinen Ausblick nach Ammon-Rabbath. David besiegte die Ammoniter, und Salomon nahm eine Ammoniterin zur Frau, die ihm Rehabeam gebar.

Wir kamen durch Regen und viel Wind zur großen Kreuzfahrerburg Kerak. Es ist die größte in „Oultre Jourdin". Balduin I. ließ die alte Bergfeste instand setzen. Wer Kerak-Caramoba besaß, konnte das Südende des Toten Meeres abriegeln und die Karawanen auf der „Straße der Könige" abfangen. Das tat dann auch Reinald von Chatillon und leider dabei die Schwester Saladins. Das hatte dreimalige Belagerung zur Folge. Erst nach der Niederlage von Hattin (Hittim) 1187 gelang es Saladin, nach 8-monatiger Belagerung die Burg zu nehmen. Saladin ließ sie restaurieren und bewahrte dort seinen Thronschatz auf.

Als noch ältere Festung ließ Balduin 1115 eine andere Burg errichten: Montreal - Mons regalis wurde zum Glied des fränkischen Sicherheits-Kordons zwischen Rotem und Totem Meer. Im 14. Jh. lebten dort noch etwa 6.000 Christen, Nachkommen der Burgmannschaften. Zeitgenössische Berichte erzählen von üppigen Gärten voll Obst und Gemüse. Durch die Meisterleistung im Burgenbau, einen Brunnenschaft mit 356 Stufen, ließ sich Montreal länger verteidigen als der Kerak.

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