7 Die Orden
7.1 Benedikt von Nursia
Benedikt wurde in einer vornehmen Familie eines reichen Landbesitzers um 480 in Nursia, dem heutigen Norcia bei Perugia in Umbrien, geboren. Sein Name, auf Italienisch Benedetto, bedeutet "der Gesegnete". Seine Zwillingsschwester war die später ebenfalls als Heilige verehrte Scholastika. 42
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Schon als Knabe schickte ihn seine Familie mit seiner Amme zur Ausbildung nach Rom. Benedikt war bald entsetzt vom Verfall dieser antiken Stadt. Der Kaiserhof war bereits nach Konstantinopel umgezogen, und Rom lag kirchlich, politisch, wirtschaftlich, kulturell und auch moralisch darnieder. 43

Benedikt schloss sich mit 14 Jahren einer asketischen Gemeinschaft an und ging in die Sabiner Berge nach Affile, dem heutigen Enfide. Er zog dann in eine Höhle einer Bergschlucht am Anio bei Subiaco. Ein Mönch gab ihm ein Gewand und versorgte ihn notdürftig mit Nahrung. (Bild links unten: Fresko im Kloster Monte Olivetti)
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Der Überlieferung nach ließ der Mönch an einem Seil Brot hinab und gab mit einer Glocke ein Zeichen. Eines Tages warf der Teufel einen Stein auf die Glocke, die zerbrach. Benedikt widerstand auch weiteren Versuchungen des Teufels, der ihm als Vogel und schöne Jungfrau erschien, indem er sich in Dornen wälzte.

Hirten entdeckten Benedikt und verbreiteten einen Ruf der Heiligkeit. Mönche aus dem nahen Kloster Vicovaro kamen und baten ihn, Nachfolger ihres verstorbenen Abtes zu werden. Benedikt folgte, jedoch die Mönche fügten sich nur widerwillig der Zucht und Strenge ihres neuen Abtes. Sie wollten seiner vermeintlichen Tyrannei ein Ende setzen und ihn vergiften. Doch nach der Legende entwich das Gift als Schlange aus dem Kelch und das Gefäß zerbrach, als er ein Kreuzzeichen darüber gab.

Benedikt zog sich wieder in seine Höhle bei Subiaco zurück. Um ihn sammelte sich eine immer größere Schar von Eremiten. Er gründete rund ein Dutzend kleine Klostergemeinden von je 12 Mönchen unter einem "pater", die ihn als ihren Abt anerkannten und verehrten. Wieder sollte Benedikt nach der Legende beseitigt werden, aber ein Rabe trug das  vergiftete Brot fort.

Mit nur wenigen Anhängern zog Benedikt 529 nach Kampanien und baute nordöstlich von Capua auf dem Monte Cassino ein Kloster. Dieses Kloster entwickelte sich zur Hochburg des abendländischen Mönchtums und zum Stammkloster des Benediktinerordens.

Dort arbeitete Benedikt eine "Regula" aus, die militärische Disziplin mit christlichem Geist vereinte und alle älteren Regeln übertraf. Sie forderte von den Mönchen:
  • "stabilitas loci": dauerndes Verbleiben im Kloster (im Gegensatz zum  Vagabundieren vieler Asketen)
  • "conversatio morum": Abkehr vom Weltleben, Verzicht auf persönliches Eigentum, Keuschheit, Demut, Schweigsamkeit
  • "oboedientia sub abbate": unbedingten Gehorsam gegen den von den Mönchen gewählten Abt.
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Nach Psalm 119, 164.62 "Septies in die laudem dixi tibi. Media nocte surgebam ad confitendum tibi" sollten die Mönche siebenmal am Tag und einmal in der Nacht gemeinsam in der Kirche sich zum Chorgebet versammeln. Auch die Arbeits- und Freizeit war festgelegt: "Der Müßiggang ist ein Feind der Seele. Deshalb müssen sich die Brüder zu gewissen Zeiten mit Handarbeit beschäftigen, zu anderen Stunden mit dem Lesen heiliger Bücher." Und: "Wenn einer neu zum mönchischen Leben hinzu kommt, so werde ihm kein leichter Eintritt gewährt." Erst nach einem Jahr Noviziat "werde er der Kongradation zugezählt". Eltern können schon Knaben ins Kloster geben, wozu es eine Schule zu unterhalten hat. 44

Benedikt war vom Mönch- und Eremitentum des oströmischen Reiches inspiriert und trug Teile dieser Ideen durch seine Regel in den Westen. Die spätantike Gesellschaft löste sich auf - und Benedikt bot mit seiner Regel ein Prinzip, das dem Zeitgeist widersprach: Die Beständigkeit und ein Innehalten in der Zeit der Völkerwanderungen. Alle Menschen, die ins Kloster aufgenommen wurden, waren gleich, ob "zivilisierte" Römer oder "barbarische" Germanen. (Bild: Fresko einer Mahlzeit im Kloster Monte Olivetti)

Die Benediktinerregel verdrängte vor allem unter Karl dem Großen die alten Mönchsregeln und wurde fast die alleinige Regel des abendländischen Mönchtums. Erst im 11. Jh. kamen neue Gemeinschaften (Zisterzienser, Kartäuser, Prämonstratenser) auf. Gebet und Arbeit - "ora et labora" - dazu der Gehorsam, dies sind bis heute die tragenden Säulen des benediktinischen Zusammenlebens. Durch die Verbindung von meditativem, kontemplativem Anliegen mit aktiven, produktiven Elementen hat Benedikt eine der abendländischen Mentalität gemäße Form mönchischer Frömmigkeit gefunden.

Da sie die lateinische Sprache und antike Literatur wenigstens zum Teil als Basis für das Verständnis der Heiligen Schrift annahmen, wurden die Benediktiner zu den wichtigsten Übermittlern antiker Texte und Bildformeln. Ohne die Abschriften und Miniaturen der monastischen Schreiber wären heute die klassische Literatur und spätantike Traditionen der Buchmalerei so gut wie verloren. 45

In der Kunst wird Benedikt mit zersprungenem Becher oder Kelch mit Schlange abgebildet; dazu kommen Regelbuch, Pelikan, Rabe, Dornen und Kugel. 1964 wurde Benedikt zum Patron des Abendlandes und Europas erklärt. Er ist auch Patron der Schulkinder und Lehrer, der Bergleute, Höhlenforscher, Kupferschmiede und der Sterbenden. Er wird angerufen gegen Pest, Fieber, Entzündungen, Nieren- und Gallensteine, Vergiftungen, Unwetter und Zauberei46 sowie als Hilfe für Milch und Vieh. Festtag war über viele Jahrhunderte sein Sterbetag, der 21. März. Am Gründonnerstag des Jahres 547 soll Benedikt beim Gebet in Montecassino gestorben sein; seine Mitbrüder berichteten, er sei von Engeln auf teppichbelegter, lichterfüllter Straße gen Himmel getragen worden. Der Festtag wurde wegen der Kollision mit der Fastenzeit in einigen Jahren seit 1970 auf den 11. Juli verlegt.

7.2 Franz von Assisi
Franz, auf Italienisch Francesco d'Assisi und auf Lateinisch Franciscus bzw. Franziskus, wurde im Jahre 1181 oder 1182 auf den Namen Johannes, auf Italienisch Giovanni, getauft. Sein Vater war der wohlhabende Tuchgroßhändler Pietro di Bernadone. Seine Mutter Pica stammte aus der südfranzösischen Provence. Der Vater rief seinen Sohn Francesco, also "kleiner Franzose", wegen seiner Handelskontakte nach Frankreich und seiner Vorliebe für französische Kultur und Lebensart.47
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Wie üblich sollte Franz das elterliche Handelsunternehmen übernehmen. Er besuchte die Kathedralschule (Pfarrschule bei S. Giorgio) in Assisi, wo er Französisch und Latein lernte. Als privilegierter Sohn war er bei seinen Altersgenossen "princeps iuventutis" und träumte unbefangen davon, Ritter zu werden. 48

1198 lehnten sich die Bürger Assisis auf, wobei auch die deutsche Feudalburg "Rocca Maggiore" (Großer Fels) von den Einwohnern zerstört wurde und der Adel ins benachbarte Perugia floh. Es kam zu einem Krieg zwischen beiden Städten. Auch der junge Franz zog 1204 gegen Perugia - und wurde gefangen genommen. Während seiner über ein Jahr dauernden Gefangenschaft wurde er schwer krank.
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Mühsam genesen steckte Franz in einer Lebenskrise. Ein Kriegszug nach Apulien sollte ihm Ruhm und Ritterschlag bringen. Doch eine Stimme vom Himmel gebot ihm die Rückkehr. Seine Aufgaben im elterlichen Geschäft vernachlässigte er mehr und mehr. Statt dessen unternahm er eine Wallfahrt nach Rom und suchte ab 1205 seine Aufgabe in der Pflege von Aussätzigen (Lepra-Kranken). Er nahm teure Stoffe und verkaufte bzw. verschenkte sie, um Armen und Bedürftigen zu helfen. Dies rief den Zorn seines Vaters hervor (links: Kerker in der heutigen Kirche Chiesa nuova, Santuaro della casa paterna). Der stellte ihn 1207 zur Rede und brachte ihn sogar vor Gericht. Vor den Augen des Bischofs und einer großen Menschenmenge zog Franz seine Kleider aus und entsagte seinem Erbe gegenüber dem Vater mit: "Weder Geld noch Kleider will ich von dir, von jetzt an nenne ich nur noch einen Vater, den im Himmel!"

Franz kleidete sich in ein einfaches Büßergewand aus brauner Wolle. Die nächsten Jahre verbrachte er als Eremit in einsamen Höhlen und abgelegenen und verfallenen Kapellen. Dabei hörte er die Stimme Jesu: "Franziskus, geh hin und stelle mein Haus wieder her!" Franz verstand dies zunächst wörtlich und begann, einige solche Kapellen wieder aufzubauen. 49

Am 24. Februar 1208 (oder 1209) besuchte er die Messe in der kleinen Kapelle Santa Maria degli Angeli, die Franz später "Portiuncula" (auf Deutsch "kleines Fleckchen") nannte. Dort wurde er auf eine Stelle im Evangelium des Matthäus (10;5-14) aufmerksam, die ihn persönlich ansprach. In der Bibelstelle heißt es u.a.: "Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch. Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben, auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Stecken." Franz fühlte sich aufgefordert, ein Leben im Sinne des Evangeliums und in Armut zu führen, ein Leben wie Jesus Christus es von seinen Jüngern verlangt hatte (rechts: Fresko an der Wand der Portiuncula).
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Franz nahm dies unmittelbar als Anstoß, unter das Volk zu gehen und zu predigen. Er wollte "weder Priester noch Mönch sein", sondern Andere ermahnen, "Gott zu lieben und für ihre Sünden Buße zu tun". Obwohl seine Freunde ihn neckten, seine Braut heiße nun "Armut", blieb er standhaft. Er scharte 12 Gefährten um sich, die sich "Mindere Brüder", auf Lateinisch "fratres minores", nannten. Franz verzauberte die Menschen geradezu. Wenn er in eine Stadt kam, ließen die Menschen die Glocken läuten, Männer, Frauen und Kinder freuten sich und zogen Franz mit Blätterwedeln entgegen, wie einst die Jerusalemer Jesus.

1209/1210 gründete Franz den "Orden der Minderbrüder", den er später seinen "Ersten Orden" nannte. Franz ging mit seinen Gefährten nach Rom, um von Papst Innozenz III. seine Ordensregeln (die nicht überliefert sind), anerkennen zu lassen. Armutsbewegungen wie die Katharer oder Albigenser und Waldenser wurden damals von den Päpsten bekämpft. Neue Orden sollten nicht mehr zugelassen werden. So deklarierte sich Franz geschickt als Büßer, welche die Kirche als Stand anerkannte. Franz schilderte dem Papst seine Vision einer zu seinen Füßen aufwachsenden Palme, in der ein unbekannter Mönch die  berstenden Mauern der Laterankirche stützt. Für die Lebensweise seiner kleinen Gemeinschaft erhielt Franz von Innozenz zumindest die mündliche Anerkennung.

Ende 1212 brach Franz ins Heilige Land auf, das er jedoch nach einem Schiffbruch nicht erreichte. Als Wanderprediger kam er nach Dalmatien, Südfrankreich und Spanien und wollte eigentlich die Mauren in Marokko bekehren. Als "poverello" wurde er innig verehrt, seine "süße Rede" beeindruckte, und man nannte ihn "Troubadour Gottes". Eine Krankheit hinderte ihn, nach Afrika überzusetzen. Am 5. Kreuzzug 1219 nahm Franz teil und predigte in Ägypten. Sultan el Malik el Kamil wollte er bekehren, wozu er ihm eine Wette vorschlug: Er sei bereit, durch ein Feuer zu schreiten, um zu beweisen, welcher Glaube der richtige sei. Der Sultan wagte dies nicht, und Franz zog weiter ins Heilige Land.

Als Vertreter für Franz übernahm Petrus Caetano 1220 und nach dessen Tod im Jahr darauf Elias von Cortone die Leitung des Ordens. Als Franz nach Assisi zurückgekehrt war, fand er seine Ordensbrüder zerstritten vor. Für Menschen, die in ihrer Familie und ihrem Beruf bleiben und dennoch nach den Grundsätzen des Franziskus leben wollten, gründete Franz 1221 einen neuen Orden. Diesen nannte er den "Dritten Orden", auf Lateinisch "Terziaren", denn als "Zweiter Orden" wurde 1212 der weibliche Franziskaner-Orden bezeichnet (welcher nach der Nonne Clara auch "Klarissinnen-Orden genannt wird). An der neuen "Lebensform" wirkte Kardinal Ugolino von Segni, der spätere Papst Gregor IX. mit, dessen Organisationstalent für die Franziskaner höchst bedeutend wurde. Papst Honorius III. bestätigte die neue, ausführlichere Regel 1223.

Zur Zeit von Franz änderte sich die Gesellschaft von einer bäuerlichen in eine städtische mit Anfängen der Geldwirtschaft. Auf diese Umbrüche fand die geregelte Gemeinschaft der Benediktiner zunächst keine Antwort. Gegen die Gewalt stellte Franz den Gewaltverzicht Jesu, gegen die Geldwirtschaft das Prinzip der Armut, das menschliche Heil ging ihm über das Vermögen. Franziskanischer Geist ist der Protest und ein Modell gegen die bürgerlichkapitalistische Gesellschaft. 50

Der vorbildliche Lebenswandel und die Predigt von Franziskus ließen schon zu seinen Lebzeiten zahlreiche Klöster, auch nördlich der Alpen, entstehen. Neben den Dominikanern übernahmen die Franziskaner die Armenpflege, Seelsorge und Predigt in den Städten.

1224 zog sich Franz für 40 Tage zum Fasten auf den Berg La Verna zurück. Er bat dort, am Leiden Jesu Christi Anteil Teil haben zu dürfen. In mystischer Verzückung erschien ihm der gekreuzigte Jesus als Seraph, von sechs Flügeln getragen, und neigte sich zu ihm.

Seitdem trug Franz die Wundmale an Händen, Füßen und an der Seite, die er jedoch verheimlichte. Franz war "stigmatisiert"; es war die erste bezeugte Stigmatisierung überhaupt.

Die Entbehrungen verzehrten seine Gesundheit mehr und mehr; er drohte schließlich zu erblinden. Eine Augenoperation in Siena scheiterte. Er diktierte sein Testament und ließ sich zur Portiuncula tragen, wo er starb. Es war der Abend des 3. Oktober 1226, der nach damaligem Brauch schon zum 4. Oktober zählte. (Foto rechts: Kathedrale über dem Grab)
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Seine sanftmütige Demut gegenüber Mensch und Tier drückte er auch in seinem bekanntestem Werk, dem "Sonnengesang" ("Cantico delle creature", auch "Cantico di frate solo") aus. Alle waren ihm Bruder und Schwester, auch die Sonne, der Mond und sogar der Tod. Zum allgemeinen Lobpreis werden die vier Elemente Himmel, Wasser, Feuer und Erde aufgerufen. Der Sonnengesang gehört zu den allerersten Dichtungen der italienischen Sprache überhaupt. Die Franziskanischen Gesänge, die Laudi, unterscheiden sich von den bis dahin gebräuchlichen Gregorianischen. Sie sind in Strophen gegliedert, die vom Vorsänger gesungen und mit einem Refrain vom Volk bei Prozessionen beantwortet werden. 51
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Als Papst sprach Gregor IX. 1228 Franziskus heilig. 1939 benannte ihn Papst Pius XII. zum Schutzheiligen Italiens. Papst Johannes Paul II. erklärte Franziskus zum Schutzpatron der Ökologen und Umweltschützer. Weiterhin ist der Heilige Franz Patron der Armen, Lahmen, Blinden, Strafgefangenen, Schiffbrüchigen; der Weber, Tuchhändler, Schneider, Kaufleute, Flachshändler, Tapetenhändler; auch der Sozialarbeiter und des Umweltschutzes; er wird angerufen gegen Kopfweh und die Pest. In der Kunst wird der Heilige Franz mit den Wundmalen Jesu und mit Tieren wie Wolf, Lamm, Fischen, Vögeln u.a. dargestellt. Sein Festtag ist der 4. Oktober, der auch als Welttierschutztag begangen wird. 52

Der Franziskaner-Orden hat mehrere Zehntausend Mitglieder und ist der größte in der katholischen Kirche. (Foto oben: wieder hergestellte Gewölbe der Kathedrale in Assisi)

7.3 Klara von Assisi
Klara wurde 1193 oder 1194 als Tochter des Adligen Favarone di Offreduccio di Bernadino, dem Herzog von Sasso-Rosso, geboren. Durch seine Predigt hatte Franz von Assisi sie für das Armutsideal gewonnen. In der Nacht zum Palmsonntag 1212 floh Klara aus ihrem Elternhaus zu Franz und legte in der Portiuncula-Kapelle die drei Ordensgelübde ab. Franz schnitt ihr feierlich die Haare ab und bekleidete sie mit dem groben Bußgewand. Franz brachte Klara zuerst im Benediktinerkloster S. Paolo unter, dann wegen der Verfolgung durch ihre Verwandten im Kloster St. Angelo de Panso, die beide außerhalb von Assisi lagen. Die Eltern wollten Klara reich verheiraten und ließen ihr ständig nachstellen.
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Bereits 16 Tage nach Klara verließ ihre Schwester Agnes das Elternhaus. Ihr Onkel Monaldo wollte mit bewaffneten Reitern Agnes zur Rückkehr zwingen. Doch als er sein Schwert erhob, versagte ihm sein Arm den Gehorsam. Als die Reiter versuchten, Agnes aus dem Kloster zu zerren, wurde ihr Körper so schwer, dass alle Mühen erfolglos blieben.53 Agnes leitete den Konvent von Monticelli nahe Florenz, von wo aus sie mehrere Klöster gründete wie in Mantua, Padua und Venedig. Sie kehrte nach San Damiano an das Sterbebett ihrer Schwester zurück und verstarb kurz nach ihr. - Dem Kloster in San Damiano traten später die dritte Schwester, Beatrix, und ihre verwitwete Mutter Hortulana bei.

1215 wurde Klara die erste Äbtissin des neuen Klosters San Damiano vor Assisi, wo ihr die Benediktiner eine kleine Kirche überließen. Sie war schon als Kind kränklich, war ab 1224 ganz ans Bett gefesselt und blieb dort bis zu ihrem Tod. Die Ordensregel der Klarissinnen war die erste in der Geschichte, die eine Frau für Frauen geschrieben hatte. Diese Regeln sind erstaunlich demokratisch, sie betonen insbes. die Eigenverantwortung jeder Schwester. Einem Angriff der Sarazenen 1240 und wenig später des kaiserlichen Heeres setzte sich Klara mit ihren Gebeten entgegen.

Mit ihrer Frauengemeinschaft wurde Klara zu einem monastischen Leben hinter Klostermauern gedrängt (Bild: Gewölbe in Sta. Chiara in Assisi). Jahrzehntelang kämpfte sie beim Papst um die Anerkennung ihrer dem franziskanischen Armutsideal verpflichteten Regel, die ihr schließlich erst auf ihrem Sterbebett von Innozenz IV. gewährt wurde. Der Orden blieb auf ein rein kontemplatives Leben in strenger Klausur beschränkt, was dem franziskanischen Ideal entgegen steht.
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Klara starb am 11. August 1253 in ihrer Heimatstadt. Wie Franz, der Klara oft um Rat fragte, wurde sie bereits zwei Jahre  später heilig gesprochen. Papst Pius XII. erklärte sie auf Grund ihrer Entrückungen und Visionen 1958 zur Patronin - man staune - des Fernsehens. 54

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