5 Die Parks
5.1 Montecatini Terme
Das einst viel besuchte Heilbad am Südrand des Apennin liegt 29 Meter über dem Meer und nannte sich bis 1928 Bagni di Montecatini. Die Thermen mit etwa 19 - 25 Grad enthalten sowohl Schwefel, Jod und Alkalisalz und sind zum Teil radioaktiv. Sie werden gegen Leber-, Magen- und Darmerkrankungen angewendet. 37

Der Kurort, eines der größten und berühmtesten Heilbäder Italiens, gilt als ein Zentrum der Art-Nouveau-Architektur. Hoch über dem Bad thront das Bergdorf Montecatini Alto. Der Name "Catino", zu Deutsch Eimer, leitet sich von der Form des Berges ab. Das Dorf ist mit dem Hauptort über eine der ältesten noch betriebenen Standseilbahnen Italiens verbunden. 38 Der Kurort hat rund 20.000 Einwohner - und eine eingleisige Bahnlinie zwischen Pisa, Lucca, Pistoia, Prato und Florenz, die wir mehrmals benutzten.
Bildname
Bildname
Frau Laura Galiani führte uns vom "Grand Hotel Tettuccio" mit seinem verblassenden Glanz und langsamen, auch singenden Kellnern zur Therme Tettuccio (Foto: ehemalige Trinkhalle). "Kleines Dach" genannt, wurde es von Erzherzog Leopold von Österreich gegründet. Das Bad war 5 Jahre lang privatisiert mit der Auflage zu investieren. Aber ein Gesellschafter verschwand mit der Kasse. Jetzt ist es wieder kommunal. Durch den Park gingen wir zur Tamarisken-Therme. Das Stabilimento Excelsior war einst Trinkhalle, auch Kasino. Im einstigen Palast des Großherzogs residiert jetzt die Kurverwaltung.

Auch hier grassierte vor Jahrhunderten die Malaria, worüber uns der mitgereiste Dr. Bade aus Ratzeburg im Bus Kurzvorträge hielt.

5.2 Isola Maggiore im Trasimenischen See
Die Inseln im See sind zwar nicht als Park angelegt, haben aber den gleichen Charme. Den "Erholungstag" am Lago Trasimeno nutzten wir zu einer Fährfahrt, sozusagen zur Entschleunigung. Auf der Isola Maggiore schließt sich an den Fähranleger ein winziges Städtchen an, eher nur eine Straße. Dennoch gibt es hier eine Kirche, die romanische Chiesa di San Salvatore. Daneben steht eine Trattoria, die wir uns für den Rückweg merkten. Wir erklommen den Berg der Insel, durch grüne Wiesen mit alten, hohlen Olivenbäumen hindurch.
Bildname
Bildname
Und wir kamen zu einer zweiten Kirche, der Chiesa di San Michele. Michaelskirchen sind stets Bergkirchen. Eine freundliche ältere Frau schloss uns die Kirche auf.

Sie zeigte uns selbstgefertigte Altartücher nicht ohne Stolz. Der Innenraum des Gotteshauses, der barock verziert ist, war bereits für eine Hochzeit am Ostertag vorbereitet (Foto unten rechts).
Bildname
Bildname
Nach dem Mittagessen erkundeten wir die Stelle, an der der Hl. Franz von Assisi einst die Insel betreten hatte (Bild links) - und die Grotte, wohin er sich zurück gezogen haben soll.

5.3 Bomarzo (Orsini)
Bomarzo ist bekannt durch den Palazzo Orsini (1525 - 83) und den im manieristischen Stil geschaffenen "Park der Ungeheuer oder Heiligen Wald" ("Parco dei Mostri o Bosco Sacro", um 1580). Dies ist ein terrassenartig zum Talgrund abfallender Naturpark mit in Findlingsblöcke eingehauenen allegorischen Masken und Figuren sowie die Realität in Frage stellenden Schein-Architektur (z.B. ein schief gebauter Turm).

"Manierismus" als Epochen- und Stilbegriff wurde in der Kunstgeschichte relativ spät eingeführt. Im 16. Jh. bezeichnete Giorgio Vasari mit "Maniera" den Spätstil Michelangelos. Es war lange Zeit umstritten, wie sinnvoll die Einschaltung dieser Periode zwischen Hochrenaissance und Barock ist, oder inwieweit der Begriff "Spätrenaissance" treffender ist. Am Eingang wird der Park mit vielen Superlativen gelobt. Wir betraten ihn im Morgenlicht, das noch lange Schatten warf. Die Sphinx gab uns die Botschaft mit: "Wer hier nicht staunt, bewundert auch die sieben Weltwunder nicht".
Bildname
Bildname
Wir kamen am Herkules vorbei - mit ausgeglichenen Gesichtszügen trotz seiner Last. Im Tal ruht eine Schildkröte - und Pegasus erklimmt einen Fels (Aufnahme links). Das schiefe Haus lässt sich betreten - innen ist es eben. Länger bestaunten wir den Kampfelefant von allen Seiten - mit einem sterbenden römischen Legionär im Rüssel. Und ein Drache wehrt Hunde ab. Am Maul des Menschenfressers, in das man eintreten kann, steht ein Zitat von Dante: "Jeder Gedanke flieht, wenn der Mensch eingeht in die Unterwelt." Proteo trägt die Weltkugel mit der Burg darauf, sie stellt die "Weltmacht der Orsini", der Bären, dar.

5.4 Bagnaia (Villa Lante)
Streng und kunstvoll angelegte Villenkomplexe aus dem 16. Jh. sind die Villa Lante in Bagnaia und die Villa Farnese in Caprarola, die beide von Giacomo da Vignola aus Bologna, einem Schüler Michelangelos, entworfen wurden.

Ursprünglich stand hier ein Jagdpavillon für Papst Leo X. 1566 begann Kardinal Gambara mit dem Bau einer Villa. 1573 war das erste Casino fertig, ein zweites ließ Kardinal Peretti 1587 errichten. Diese beiden Casini bilden die Mitte des Parks. 1656 veränderte Ippolito Lante Gebäude und Park geringfügig.

Der Garten liegt in Terrassen auf einer Hügelflanke. Treppen und Rampen ziehen sich den Abhang hinunter. Am Fuß des Hügels liegt ein Brunnen mit Bronzefiguren von Taddeo Lantini. Im rechten Winkel stehende Pavillons lassen die Einheit den bergauf steigenden Betrachter sich weitend erscheinen. Hangabwärts
schauend scheint sich der Raum einzuengen. 39
Bildname

Wasser spielt im Park eine Hauptrolle. Ein System von Brunnen und Wasserfällen zieht sich über die gesamte Hügelflanke. Am Eingang bildet ein Halbrund um ein Becken den Hintergrund für die neun Musen: 4 für Dichtung, je eine für Geschichte, Sternenkunde und Tanz und 2 für Musik. Der Park ist ein frühes Beispiel für die Symbiose von Natur- und Kulturlandschaft.

5.5 Caprarola (Farnese)
Die Villa ist eines der besten Beispiele für die Architektur der Renaissance. Sparsam eingesetzte Ornamentik unterstützt die Proportionen und die Harmonie. Da und obwohl das Haus sich von der Landschaft abhebt, ist die Strenge des Designs ein Komplement zu ihr. Dieser besondere Stil, als Manierismus bekannt, war eine Reaktion auf das überladene Design der Hochrenaissance.

Die Villa Farnese wurde von Kardinal Alessandro Farnese, einem Enkel Papst Pauls III., beauftragt. Caprarola gehörte den Farnese und lag sowohl nah als auch fern genug von Rom. Es bestand schon eine alte Festung, deren fünfseitiges Fundament teilweise wiederverwendet wurde. Das Pentagon wurde um einen kreisrunden, mit Kolonnaden eingefassten Hof gebaut. Die paarweisen Säulen flankieren Statuen mit Büsten römischer Kaiser. Zur Galerie und den oberen Stockwerken führen fünf Spiraltreppenhäuser.
Bildname

Auf dem Piano nobile befinden sich 12 Repräsentationsräume, die für ihre Fresken der Brüder Taddeo und Federigo Zuccaro berühmt sind. Sie stellen Alexander den Großen, Herkules und die Familie Farnese dar. Der Rundgang führte uns durch die Kapelle, den Farnese-Saal, das Vorzimmer des Konzils, den Aurora-Saal, den Wollenweber-Saal, den Philosophie-Saal, den Ecksaal der Zedern des Libanon, den Saal der Träume (Foto rechts oben), den Ecksaal der Engel mit dem "Sacco di Roma", bis zum Saal des neuen Weltbildes. Eine Brücke führt ins Freie, in die "Giardini secreti".

Diese Gärten sind so beeindruckend wie die Villa selbst. Das Festungsthema wird in einem Graben und drei Zugbrücken fortgesetzt. Ein Gang vom unteren Garten durch den Wald führt zum Casino, einem kleinen Sommerhaus. Eine Catena d' acqua, eine Art Rinnsal mit Kaskaden, fließt von der Loggia des Casinos zu den Fontänen darunter.
Bildname
6 Die Klöster
6.1 Sant'Antimo
Die Reichsabtei war die vorletzte Etappe der deutschen Reichsfürsten auf ihrem Weg nach Rom. Inmitten von Wiesen und Olivenhainen steht im lieblichen Starcia-Tal, 10 km südlich von Montalcino, die ehemalige Benediktiner-Abtei. Der Legende nach veranlasste bereits Karl der Große 781 die Grundsteinlegung - zum Dank für das Ende einer Pestepidemie.
Bildname

Zahlreiche Schenkungen vergrößerten die Abtei zu einem fürstlichen Reichslehen. Sant'Antimo gehörte im Hochmittelalter zu den wohlhabendsten und mächtigsten Klöstern der Toskana. Mit dem Niedergang der Staufer schwand der Klosterbesitz gegen Ende des 13. Jh. Der Konvent wurde 1462 aufgehoben. Erhalten blieben nur die Kirche, Teile des Kapitelhauses und das Refektorium.

Der großartig klare romanische Innenraum der 1118 begonnenen und 1260 beendeten 42 m langen Basilika aus Travertin wirkt durch den Wechsel von drei Säulen und einem Bündelpfeiler (oben). Das dreischiffige Gotteshaus besitzt kein Querhaus. Die Seitenschiffe setzen sich in einem Chorumgang fort. Südlich angebaut ist eine karolingische Kapelle, die als Sakristei genutzt wird (Fresko rechts). Unter der Kirche ist eine kleine Krypta. Nördlich ist der Kampanile angefügt. Die Seitenportale sind durch kunstvolle Reliefs mit lombardischen Blattornamenten und Tiermotiven hervor gehoben.
Bildname

Die Kapitelle tragen einzigartigen burgundischen Ornamentalschmuck: Adler, Greife, Schafe, Widder u. a. Tiermotive wechseln mit Schachbrett- und Flechtwerkmustern. 40

6.2 Monte Oliveto Maggiore
Auf einer bewaldeten Anhöhe am Südrand der Sieneser Crete-Landschaft, 10 km nordöstlich von Buonconvento, thront hinter hohen Zypressen der Hauptsitz der Benediktiner-Kongregation der Olivetaner. Eine schattige Zypressen-Allee führt zum Eingang, der von einem Zinnen bewehrten Torturm bewacht wird (um 1393, Foto rechts). Die Allee führt nun hangabwärts zum ebenfalls aus Backsteinen errichteten Konvent und Kirche.

1313 zog sich der adlige Sieneser Bernardo Tolomei mit zwei Freunden hierher zurück, um streng nach der Ordensregel ein asketisches Leben zu führen. 1320 wurde der Grundstein für das "Kloster zum großen Ölberg" gelegt, das bald aufblühte und sich zu einem Zentrum geistlichen und kulturellen Lebens entwickelte. Bernardo starb 1348, als er mit 80 Glaubensbrüdern Pestkranke pflegte.
Bildname
Bildname
Zum Kloster gehören ein Treppenhaus, eine schöne Bibliothek mit 2.500 Büchern (40.000 waren es, bevor Napoleon die meisten fortschaffen ließ, Foto links), dahinter eine Apotheke, Kapitelsaal, Wohnund Arbeitsräume. Der große, zweigeschossige Kreuzgang, zwischen 1426 und 43 erbaut, ist die Hauptsehenswürdigkeit des Klosters. Die Wände wurden ab 1495 vom Renaissance-Maler Luca Signorelli und ab 1505 von Giovanni Antonio Bazzi, bekannt als Sodoma, mit Fresken verziert. 35 Szenen umfasst der Zyklus, der das Leben des Hl. Benedikt erzählt (rechts). 41 - Wir wohnten der Abendmesse der Mönche bei und gingen in der warmen Abendsonne zurück.

6.3 San Martino
Dieses Zisterzienser-Kloster ist eine Tochter von Chiaravalle, diese wiederum eine Filiation von Citeaux. Die Kirche ist eine frühgotische Basilika, bei der Pfeiler und Säulen einander abwechseln. Der Chor ist in 5/8 abgeschlossen, die Kirche in Kreuzrippenbauweise gewölbt. In der Kirche gibt es so gut wie keinen Schmuck (Foto rechts).

zurück   Übersicht   weiter
Bildname