2.11 Padua
Padua, italienisch Padova, ist mit 210.000 Einwohnern die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Region Venetien. Die Stadt liegt nur zwölf Meter über dem Meeresspiegel beiderseits des verzweigten Flusses Bacchiglione 30 Kilometer westlich von Venedig. Durch die strategisch günstige Lage häuften die Bürger Paduas im Mittelalter einige Reichtümer an, die zu einer Blüte und zahlreichen erhaltenen Kunstwerken führten.
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Nach der Sage wurde Padua vom Trojaner Antenor um 1184 v. Chr. gegründet. Sie ist damit eine der ältesten Städte in Italien. Im 4. Jh. v. Chr. wurde am Fluss ein Fischerdorf begründet. 302 v. Chr. schlug die hiesige Streitmacht den spartanischen König zurück. Nach der Niederlage der Gallier gegen die Römer um 215 v. Chr. wurde das antike Patavium 49 v. Chr. römisches Municipium und zu einer der wichtigsten und reichsten Handelsstädte im Römischen Reich.

Nach Zerstörungen durch Attila Khan und den Langobarden erholte sich die Stadt nur langsam. Karl der Große brachte sie 774 unter fränkische Herrschaft. Von Kaiser Otto I. dem Großen wurde Padua zur Grafschaft erhoben und ihr eine Munizipalverfassung gegeben. Unter Kaiser Friedrich Barbarossa trat Padua 1164 als Stadtrepublik dem Lombardischen Städtebund bei. 1177 kam es in Venedig zum Waffenstillstand mit dem Kaiser. Ezzelino III. aus dem Hause Romano übte eine drückende Tyrannei aus, bis 1256 die Guelfen Padua eroberten. Unter der Herrschaft der von den Guelfen eingesetzten Familie da Carrara (1337 - 1405) erweiterte Padua seinen Machtbereich um einen Großteil von Zentral-Venetien und baute die Stadtbefestigung und die zivile und kirchliche Struktur aus.

Im 18. Jh. endete die venezianische Vorherrschaft. Im Frieden von Campo Formio am 17. Oktober 1797 wurde Padua an Österreich abgetreten. Aber im Preßburger Frieden vom 26. Dezember 1805 kam es an das von Napoleon gegründete Königreich Italien. Der erste Pariser Friede vom 30. Mai 1814 brachte Padua an Österreich zurück. Durch den Wiener Frieden vom 3. Oktober 1866 kam Padua mit Venetien an das Königreich Italien. 31 (im Foto rechts: Prato del Valle)

Anziehungspunkt für Pilger ist die aus dem 13. Jh. stammende Grabkirche des Hl. Antonius. Antonius von Padua war Volksprediger und Kirchenlehrer, der aus portugiesischem Adel aus Lissabon stammte. Sein Taufname war Fernandez, er lebte von 1195 bis 1231. Mit 15 Jahren schloss er sich den Augustiner-Chorherrn an; zehn Jahre später trat er in den Franziskanerorden in Coimbra ein. 1220 ging er nach Marokko, später kam er - wegen ungünstiger Winde - nicht zurück nach Portugal, sondern über Sizilien nach Umbrien und nahm 1221 am Ordenskapitel in Assisi teil. Unterbrochen von einem zweijährigen Aufenthalt in Südfrankreich lebte er als Prediger in Italien. Franz von Assisi erklärte ihn zum führenden Theologen seines Ordens. Dargestellt wird er meist als barfüßiger Prediger, der in seinen Händen Lilien und ein Buch oder das Jesuskind hält.
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Antonius' Redekunst war schon zu seinen Lebzeiten legendär. So wird z.B. berichtet, dass ihm zwar nicht die Einwohner von Rimini bei seiner Predigt am Meer zuhörten, dafür aber die Fische. Daraufhin sollen die Menschen der Stadt den christlichen Glauben angenommen haben. Durch die täglichen Fastenpredigten in Padua 1231 wurden zahlreiche Menschen bekehrt. Antonius starb im Sommer des selben Jahres bei den Klosterfrauen von Arcella, heute Padua. Ein Jahr später sprach ihn Papst Gregor IX. heilig. Im selben Jahr wurde mit dem Bau der Grabeskirche begonnen. Erst 1946 erhielt Antonius den Titel eines Kirchenlehrers. Im Volk wurde er als Wundertäter "Il Santo" und Helfer bei verlorenen Sachen verehrt. Er ist Schutzheiliger von Padua und Portugal, gilt als der Patron der Liebenden, der Ehe, der Bergleute, der Pferde, der Bäcker und als Helfer gegen Unfruchtbarkeit. 32

In seinem geistlichen Testament schrieb der Hl. Antonius: Drei Dinge sind es, die uns Leben und Tod bringen: Das Herz, die Zunge und die Hand. Im Herzen entscheidet sich, ob wir uns dem Guten oder dem Bösen zuwenden. Von der Zunge kommen unsere Worte. Und die Hand tut unsere Werke. So sollen wir bekennen: Ich liebe meinen Herrn mit meinem Herzen durch Glaube und fromme Gesinnung. Ich liebe ihn mit meiner Zunge durch Bekennen der Wahrheit. Ich liebe ihn mit meiner Hand durch lautere Werke. 33

Die Basilika Sant' Antonio ist im Innern reich ausgestattet, u.a. mit Bronzereliefs und -statuen und Fresken am Hochaltar. Im linken Seitenschiff ist die Antoniuskapelle, die reich mit Wandreliefs geschmückt ist.
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Wichtigster Profanbau ist der Palazzo della Ragione mit einer in Europa einmaligen riesigen mittelalterlichen Halle unter einer Holzdecke. Das Bauwerk wurde 1218/19 errichtet und mehrfach umgebaut und erneuert. Der Saal ist mit einem Freskenzyklus aus dem 15. Jh. ausgemalt. Verbunden ist er mit dem Palazzo del Podestà, der 1539 begonnen wurde. 34 Der Ratssaal wurde zum Vorbild für die Tuchhallen in Krakau.

Die zweitälteste Universität Italiens wurde 1222 von Gelehrten aus Bologna (der ältesten Universität Italiens) gegründet. Im 16. Jh. baute sie ihren guten europäischen Ruf aus. In dieser Zeit lehrte hier unter anderem Galileo Galilei. - Heute studieren hier 65.000 Studenten.

Zentrum der Stadt ist die Piazza delle Erbe, ein viel besuchter Marktplatz. Auffallend sind die vielen Arkaden, die die Straßen begleiten. Man kann unter den Bögen im Sommer Schutz vor der Hitze und im Winter vor dem Regen finden. 35

Der Prato della Valle ist der drittgrößte Innenstadtplatz Europas und seit 1775 mit 78 Standbildern geschmückt. Am Rand steht die größte Renaissancekirche Venetiens, Santa Giustina, aus dem 16. Jh.

2.12 Fidenza
Die Stadt in der Provinz Parma, Region Emilia-Romagna, liegt im Süden der Po-Ebene an der Via Emilia und hat heute 23.000 Einwohner. In der Antike hieß es Fidentia. Vom frühen Mittelalter bis 1927 wurde die Stadt nach dem Hl. Domninus, einem Märtyrer des 3./4. Jh., Borgo San Donnino genannt. Die Stadt gehörte von 1545 bis 1859 zum Herzogtum Parma. Durch Fidenza führte einst der Pilgerweg vom englischen Canterbury nach Rom.
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Der romanische Dom wurde um 1200 begonnen und etwa ein Jahrhundert später vollendet und weist einen bedeutenden Skulpturenschmuck auf. 36 Kaiser Lothar III. hatte für seinen Dom in Königslutter Steinmetze aus Fidenza geholt. Franz von Assisi predigte hier das Wunder von der Brotvermehrung. Auch der Hochmeister des Deutschen Ritterordens, Hermann von Salza, hielt sich hier auf.

2.13 Bergamo
Die Stadt ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Lombardei am Südrand der Bergamasker Alpen und hat etwa 115.000 Einwohner. Bereits 1200 v. Chr. gab es hier eine Siedlung der Ligurier, die Barra hieß. Sie wurde um 600 v. Chr. von den Etruskern besetzt und vermutlich zum ersten Mal befestigt.
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Der Name Bergamo ist wohl gallischen Ursprungs (um 550 v. Chr.) und stammt von Berghem, also Bergheim. Die Römer eroberten die Siedlung 196 v. Chr. und nannten sie Bergomum, der Julius Cäsar die Stadtrechte verlieh. Die Stadt war nach der Zerstörung durch Hunnenkönig Attila seit der zweiten Hälfte des 6. Jh. Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und seit 774 Sitz fränkischer Grafen. Die Herrschaft übten zeitweise die Bischöfe aus. 1167 Mitglied des Lombardischen Städtebundes und ghibellinisch gesinnt, geriet Bergamo 1329 unter die Herrschaft der Mailänder Familie Visconti, später Venedigs (endgültig von 1428 - 1797, rechts der venezianische Markuslöwe).
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In der Zeit von 1509 - 29 wurde Bergamo zweimal von den Franzosen und siebenmal von den Spaniern erobert, danach verblühte sie, wie Prof. Matthée anmerkte. Die Stadt kam 1815 an Österreich mit dem Königreich Lombardo-Venetien und 1859 mit dem unabhängigen Königreich Sardinien zum neuen Italien. Dabei stellte Bergamo den größten Teil zum "Zug der Tausend" von Reichseiniger Garibaldi. 37

Die Stadt besteht aus der mittelalterlichen Oberstadt auf einem Hügel und der 85 Meter tiefer gelegenen modernen Unterstadt in der Ebene mit dem Flughafen. Die wie ein Amphitheater thronende Altstadt ist vollständig mit einer fünf Kilometer langen Stadtmauer (von 1561) mit mehreren Bastionen umgeben.
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Die Oberstadt prägen Bauwerke des Mittelalters und der Renaissance, so vor allem an der Piazza del Duomo die romanische Kirche Santa Maria Maggiore (Bilder links und rechts), die 1137 begonnen wurde, ein Nordportal mit Baldachin artiger Vorhalle und eine reiche Innenausstattung aufweist.
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Angebaut ist die Colleoni-Kapelle (für General Bartolomeo Colleoni und seine Tochter Medea, Bild rechts) von 1470 - 76 mit Marmordekorationen vor allem an der Fassade und Deckenfriesen von Tiepolo. Daneben steht das Baptisterium aus dem 14. Jh. Der ab 1456 erbaute und vom 17. - 19. Jh. ausgestattete Dom mit Kuppel zeigt im Chor das "Martyrium des Hl. Johannes" von Tiepolo. An der Piazza Vecchia stehen der Stadtturm, der Torre del Comune, aus dem 12. Jh., in seiner Nähe der Palazzo della Ragione (auch Palazzo Vecchio) aus dem 13./14. Jh. und im 16. Jh. restauriert, und der Palazzo Nuovo vom Anfang des 17. Jh. Die Unterstadt zieren die Kirchen Santo Spirito, San Alessandro della Croce und San Bernardino sowie die Accademia Carrara mit einer der wichtigsten Gemäldesammlungen Norditaliens. 38
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