Fotografie

Den Spruch kennen Sie bestimmt: „Diese Kamera macht gute Fotos." Aber hängt die Bildqualität vom Fotoapparat ab? Oder eher von dem Menschen dahinter? Was unterscheidet „Knipser" von „Fotografen"?

Meine früheste Erinnerung an einen Fotoapparat führt weit in meine Kindheit zurück. In einem Schrank entdeckten meine Zwillingsschwester und ich ein seltsames Kästchen aus Blech mit kleinen Glasscheiben daran, wo man durchgucken konnte. Ein Hebel ließ sich herunterschieben, bis es klickte. Wir hatten keine Ahnung, was man damit anfangen sollte. Es war der Fotoapparat meiner Mutter, den sie vor unserer Geburt wohl zum Aufnehmen von Tier- und Blumenbildern benutzt hatte.

Wie meine Eltern auf die Idee kamen, mir zur Konfirmation 1974 einen Fotoapparat zu schenken, weiß ich nicht. Es lag vielleicht daran, dass - anders als von uns Zwillingen - von unserem kleinen Bruder keine Babyfotos existieren. Man hatte einfach nicht daran gedacht. Nun, meine Schwester bekam ein Kofferradio, und ich eine Kompakt-Kamera.
Kodak Instamatic Bedienungs-Anleitung

Dieses ganz schlichte Gerät, eine Kodak Instamatic 255-X, hatte ein festes Objektiv, eine feste Verschlusszeit von 1/60 Sekunde und einen Drehring für die Blende. Darauf waren Wetter-Symbole angebracht und man konnte das Öffnen und Schließen der Blende durch die Linse sehen. Die Filme waren in einer Kassette im 126er Format, die man nur in das Fach einlegen brauchte. Der Film ließ sich auch wechseln, wenn man z. B. statt Schwarzweiß in Farbe aufnehmen wollte. Lediglich zwei Bilder gingen dabei durch Überbelichtung verloren, denn der Film lag offen, soweit er nicht aufgerollt war. Und sogar Blitzlicht war vorgesehen: Hierzu kaufte man Blitzwürfel, die vier Fotos beim Abbrennen von je einer Birne ausleuchteten.

Diesen Apparat nahm ich mit auf unsere große Klassenreise in die Rhön und machte dabei meine frühesten Fotos. Bei Landschaftsbildern überschätzte ich die Fähigkeiten deutlich, was die Detail-Auflösung der quadratischen Fotos angeht. Zu Hause fotografierte ich meist meinen kleinen Bruder, dann die Handwerker beim Anbau an unser Haus und später während meiner Seefahrten mit der Marine.

Sieben Jahre später, 1981, bot mir ein Kollege seine gebrauchte Spiegelreflex-Kamera an. Diese Kamera, eine Yashica FR, ist kein Spielzeug, sondern ein echtes Arbeitsgerät. Sie hat eine Zeit- und eine Blendenautomatik und einen Belichtungsmesser. Im Sucher erscheint ein roter Punkt oben bei zu viel, unten bei zu wenig Licht oder ein grüner Punkt in der Mitte bei korrekter Einstellung. Verschlusszeiten und Blenden können auch komplett von Hand eingestellt werden. So lernte ich das Fotografieren, also die Technik beherrschen! Ich wurde also vom „Knipser" zum „Fotografen".
Yashica FR Kamera

Wie bei allen Spiegelreflex-Kameras geht der Sucher der Yashica direkt durch das Objektiv, so dass der gewählte Bildausschnitt mit dem späteren Foto überein stimmt. Und wie bei allen Systemkameras lassen sich die Objektive wechseln. Mein Kollege verkaufte mir gleich ein Weitwinkel-Objektiv mit, zu allem sogar eine gepolsterte Tasche.

Im Jahr darauf konnte ich günstig ein gebrauchtes stabiles Stativ von Velbon und eine Fotoleuchte (Professional Superlight 2020 SGK, 1.000 oder 2 x 500 Watt, mit 240-Volt-Anschluss) erwerben. Bei besonders anspruchsvollen Innenaufnahmen in großen dunklen Räumen benutze ich beide auch heute noch. Weil es unterwegs praktischer und besser transportierbar ist, erwarb ich drei Jahre später ein neues Blitzgerät Metz Mecablitz 32-CT4, das ich auch lange Zeit danach hin und wieder bei Veranstaltungen meines damaligen Betriebes benutzte.

Viel zu fotografieren hatte ich weiterhin nicht, ich verbrauchte zwei oder drei Filme im Jahr. Wenn nicht zu Hause, fotografierte ich gelegentlich bei Betriebsausflügen. Erst als ich mit Vereinen zu verreisen begann, habe ich jährlich bis zu fünfzig Filme je 36 Bilder belichtet. Meine jeweils ersten Filme mit der Kodak und der Yashica waren übrigens Schwarzweiß. Heute noch stolz bin ich auf ein herrliches Foto vom Ratzeburger Dom, dessen gerahmte Vergrößerung mein Arbeitszimmer schmückt.

Ein Jahrzehnt danach, 1991, wagte ich den Sprung zu Autofokus und Programm-Automatik. In einem Sonderangebot meines Verbrauchermarktes entdeckte ich die Minolta Dynax 7000 i, wieder eine Spiegelreflex. Sie wurde mit einem lichtstarken (1:1,7) Standardobjektiv mit einer festen Brennweite von 50 mm geliefert.
Minolta Dynax 7000 i Kamera

Kurz darauf legte ich mir - wieder preisreduziert - zwei Zoomobjektive von Tokina zu, ein Drehzoom von Weitwinkel bis 75 mm Brennweite und ein Schiebezoom von 75 bis 300 mm. Leider ließ sich mein Blitzgerät mit der Minolta-Kamera nicht verbinden, und die Kamera hat auch keinen Blitz. Da ist in Innenräumen eine ruhige Hand oder eine Wand o. ä. zum Aufstützen gefragt.

Diese Ausrüstung nahm ich zu jedem Tagesausflug und zu jeder Reise mit. Apropos Reisen: Von wem lernt man das Fotografieren? Eine ältere Dame, die oft in der Gruppe mitfuhr, ließ die Anderen voraus gehen und stellte sich auf einen unsichtbaren Punkt, um von dort ihr Foto aufzunehmen. Ich ahmte dies nach - und siehe da: herrliche Motivansichten! Sie hatte das Entscheidende: den Blick für das Motiv. Ihre Kamera war dagegen ganz einfach. Den imaginären Punkt nenne ich seitdem den „50-mm-Punkt" oder den „Frau-Fessmann-Punkt".

Mein Filmbedarf (bei 36 Aufnahmen je Film) lag auf Reisen bei durchschnittlich 1 ½ bis 2 pro Tag. ISO 100 bzw. 200 war meine normale Filmempfindlichkeit. Als Marken wählte ich zuerst Agfa, dann häufiger Kodak und schließlich Fuji.

Den ersten Digital-Kameras begegnete ich eine Reihe von Jahren mit Skepsis. So definierte ich die Bedingungen, um die Mindest-Qualität zum vernünftigen Preis zu sichern:
  • mindestens 10 Megapixel Auflösung
  • Spiegelreflex mit Wechseloptik
  • eingebauter Blitz
  • höchstens 1.000 Euro Kaufpreis mit Zoomobjektiv.

Mitte des ersten Jahrzehnts in diesem Jahrhundert kaufte Sony die Kamera-Sparte von Minolta. Von Minolta können damit alle Autofokus-Objektive übernommen werden, was mir sehr gelegen kommt. Damit dies sinnvoll ist, hat Sony - anders als andere Hersteller - den Verwacklungsschutz in das Gehäuse und nicht ins Objektiv eingebaut. Der Schutz funktioniert also immer, auch mit alten Minolta-Objektiven, ein wesentlicher Vorteil. Damit stand meine Entscheidung fest: Es sollte die Sony Alpha 100 sein.
Sony Alpha 100

Der Einkauf über Internet-Shops 2007, mein erster größerer über diesen Vertriebsweg, verlief sehr holprig. Den günstigsten Preis über eine Suchmaschine gefunden, Kreditkarten-Nummer und Adresse eingegeben - und gewartet. Es kam nichts - aber die Belastung der Kreditkarte. Erst nach der Drohung, die Buchung zu reklamieren, reagierte der Versandhändler und lieferte - der Preis war wohl doch nicht kostendeckend.

Die Alpha 100 mit dem Reisezoom von 18 - 55 mm begleitete mich bis Ende 2015 auf jeder Tour und jeder Reise. Für mein Unternehmen beschaffte ich mir 2011 aber ein inzwischen verbessertes Modell, die Sony Alpha 580, welche sehr gute Testergebnisse erhalten hatte. Für Reisen habe ich mir Ende 2015 die Sony Alpha 58 zugelegt, zwar eher eine Einsteiger-Kamera, aber mit dem Vorteil, alles Zubehör weiter nutzen zu können.

Das Original-Zubehör passt für beide Kameras, also
  • der Akku mit Ladegerät
  • der Drahtauslöser
  • das Blitzlichtgerät
  • und natürlich die Objektive.
Sony Alpha 580

Geändert hat Sony nur das Format der Speicherkarte von Card Flash auf Secure Digital (SD-HC). Meine bevorzugte Marke ist SanDisk, wie auch bei USB-Sticks.

Was hat Sony nun zur Alpha 580 verbessert? Zunächst den Bildsensor, der nun 16,2 Megapixel auflösen kann. Während die Alpha 100 bei ISO-Werten über 400 schwächelt, nimmt die Bildqualität bei der 580 erst über 1.600 ISO leicht ab, das heißt das Bildrauschen zu.
Sony Alpha 580

Was Kompaktkamera-Fans schätzen, den Live View, kann die 580 jetzt auch: Auf dem Monitor wird fortlaufend das Vorschaubild angepasst, bis man den Auslöser drückt. Man kann also zwischen Sucher und Live View umschalten. Das Sahnehäubchen sind Video-Filme in Full-HD-Auflösung (noch habe ich keinen aufgenommen).

Das Display lässt sich um eine waagrechte Achse drehen (aber nicht senkrecht schwenken), so dass z. B. Überkopf-Aufnahmen möglich sind. Alle Funktionen sind über gut strukturierte Menüs erreichbar. Einige Tasten sind hinzu gekommen, über die wichtige Funktionen alternativ ein- oder ausgeschaltet werden können. Für mich wertvoll ist die Anpassung des Dynamik-Umfangs, so dass in Räumen mit starken Unterschieden zwischen hell und dunkel spürbar bessere Aufnahmen gelingen. Gespeichert werden kann übrigens im JPEG- und/oder RAW-Format. Man muss damit die RAW-Rohdaten nicht alle aufbewahren, sondern spart viel Speicherplatz mit den JPEG.

Was unterscheidet - abgesehen von der Kamera - den Fotografen vom Knipser? Richtig, sein Stativ. Auf Reisen verzichte ich darauf meist oder stecke nur ein kleines kompaktes ein. Für meine Arbeit im Kundenauftrag nehme ich ein großes Hama Traveller Compact Pro. Dieses Stativ ist dreifach ausziehbar und hat einen Kugelkopf, womit die Kamera sehr schnell gerade ausgerichtet und festgesetzt werden kann, was beim Wechsel vom Hoch- auf das Querformat schnell geht. Das Stativ ist standfest, auch bei aufgesetztem Blitzlichtgerät.

Ebenfalls von Hama sind drei weitere kleine Stative, auf denen ich z. B. auch das Blitzlichtgerät fern der Kamera aufbauen kann. Die Fernauslösung per Vorblitz an der Kamera schätze ich dabei besonders, weil so gute Streiflicht-Aufnahmen plastischer Objekte gelingen. Mein Blitzlichtgerät ist das Sony HVL-F42AM, mit dem ich sehr zufrieden bin. Es wird mit 4 AA-Batterien bzw. besser AA-Akkus betrieben, von denen ich stets mehrere aufgeladene Sätze mitführe. Selbstredend nehme ich stets auch einen zweiten voll geladenen Akku und eine zweite (leere) Speicherkarte mit.
Hama Stativ Traveller
Statistik Fotos im Jahr

Nehme ich mehr Fotos auf, seit ich digital arbeite? Ja. Auf Film mit Abzügen auf Papier waren es zwischen 1.000 und 1.700 Fotos pro Jahr. Durch die sehr preisgünstige Speicherung auf Datenträgern habe ich meine - private - Fotozahl etwas mehr als verdoppelt. Der weitere Anstieg ab 2010 ist durch meine unternehmerische Tätigkeit begründet, so dass ich 2012 über 12.000 Bilder aufgenommen habe. In der Summe habe ich auf 675 Filmen über 24.000 Fotos und auf Speicherkarte rund 43.000 Fotos aufgenommen (bis Ende 2014).

Wenn ich andere mitreisende Personen beim Fotografieren - oder Knipsen - beobachte, bemerke ich oft, dass diese ihre Geräte kaum sinnvoll ausnutzen. Mehr als jeder Zweite verschenkt den größten Vorteil der Digitaltechnik: die sofortige Kontrolle des Ergebnisses. Ich selbst schaue nach dem Druck auf den Auslöser immer (wirklich: immer!) auf das fertige Bild. Was kontrolliere ich?
  • den Bildausschnitt
  • gerade Kamera-Haltung
  • Bildschärfe
  • Bildhelligkeit
  • evtl. störende Objekte oder Subjekte.

Für die Schärfe-Kontrolle zoome ich in einen Bildausschnitt (gern Schrift, Mauerwerk, Kirchturmuhr) hinein und vergrößere ihn bis zum Maximum. Und für die Helligkeit schalte ich kurz zum Histogramm. Nur wenn mir hierbei nichts Störendes auffällt, behalte ich das Foto auf der Speicherkarte, sonst lösche ich es sofort und nehme ein neues auf.

Erfahrenen Fotografen, deren Bücher ich gelesen habe, betonen oft: Außer dem optimalen Licht komme es vor allem auf die Schärfe an. Ein unscharfes Foto, ob verwackelt oder falsch fokussiert, kann keine Freude bereiten.

Die maximale Schärfe erreichen die meisten Kameras bei einer Empfindlichkeit von ISO 100. Wie bei der Fotografie auf Negativ- oder Dia-Film sollte man die Empfindlichkeit erst an dritter Stelle anpassen, Vorrang haben stets die Verschlusszeit und die Blende. Ob ich die Blende oder die Zeit vorwähle, hängt vom Motiv ab.

Schärfentiefe - oder Tiefenschärfe - setzt eine sehr kleine Blende (hohe Blendenzahl ab 10, besser ab 20) voraus. So ist ein räumlich tiefes Bild vom Vorder- bis zum Hintergrund scharf. Eine kleine Blende bedeutet eine lange Belichtungszeit. Umgekehrt, wenn ich einen unscharfen Hintergrund möchte, wähle ich eine große Blende (die größte, die das Objektiv zulässt) und verkürze die Zeit entsprechend. Erst wenn die Möglichkeiten hier erschöpft sind, erhöhe ich die Empfindlichkeit über den ISO-Wert.

Was tue ich für Motive, von denen ich wirklich gute und vor allem scharfe Fotos brauche?
  • Zeitpunkt optimal wählen (Tages- und idealerweise Jahres-Zeit)
  • Blitzlicht wird eher vermieden, sondern natürliches Licht
  • Kamera kommt auf ein Stativ
  • Drahtauslöser wird angesteckt
  • Auslöseverzögerung (2 Sekunden) wird aktiviert (nur bei Spiegelreflex)
  • Motiv wird fokussiert
  • Finger werden von der Kamera genommen und mindestens 10 Sekunden gewartet
  • Drahtauslöser wird gedrückt
  • und der eigene Standort mehrmals gewechselt.

Mein Rat: Tun Sie es ebenso, auch wenn Sie nicht jeden Tipp beherzigen können, weil Sie die Ausrüstung dafür nicht anschaffen oder mitnehmen möchten.

Infos im Internet:
http://de.wikipedia.org/wiki/Minolta_Dynax_7000i
http://de.wikipedia.org/wiki/Sony_%CE%B1
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