![]() | Schon in der Nacht erreichten wir unseren letzten Höhepunkt der Reise: Palmyra, die Oasenstadt mitten in der Wüste, die Stadt der Königin Zenobia. Hier begehen wir am 25. Februar eine zwei Kilometer lange und 25 Meter breite Kolonnaden-Straße aus hellem Sandstein mit allen öffentlichen Einrichtungen einer berühmten Stadt in der Antike. Palmyra wurde reich durch den Karawanenhandel. An etlichen Säulen befinden sich auf halber Höhe kleine Postamente, auf denen die Honoratioren (als Statuen) der Stadt Aufstellung fanden, eine ganze Seite der Hauptstraße für die berühmten Karawanenführer. Die Stadt stellte eine Großmacht zwischen Rom und den mesopotamischen Reichen her, und wurde auch als Vermittlerin zwischen beiden gebraucht. Die Kultur ist sowohl römisch als auch mesopotamisch geprägt. Vor allem in der Skulptur begegnen wir der östlichen Einflußzone, besonders in den Grabtürmen. Hier sieht man den Reichtum der Bevölkerung. Die Familiengräber sind bis zu fünf Stockwerke hoch, die Porträts der Damen sind sehr fein und bis zum Schmuck und der Kopfhaltung naturgetreu wiedergegeben. Ein Abend auf der Terrasse des Hotels „Zenobia bei Sonnenuntergang und die Ruinen nur ein paar Schritte entfernt, wird einen bleibenden Eindruck hinterlassen. | ||||||
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Fotos unten: Gruppe vor dem Krak des Chevaliers, Königin Xenobia (auch Zenobia), Prof. Matthée vor einem arabischen Kaufmann in Damaskus). | ![]() | ![]() | |||||
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Zum Schluss: Die hier beschriebene Reise liegt nun zwei Jahrzehnte zurück. Im Mai 2015 konnte ich an einer Gruppenreise durch Israel und Jordanien teilnehmen und neue Eindrücke sammeln. Jordanien ist nach wie vor ein Königreich, seit 1999 herrscht Abdullah II. Ibn Al-Hussein, dessen Porträt uns an den Grenzkontrollstellen anblickt. Sein Land gilt als konstitutionelle Monarchie mit einem Zwei-Kammer-Parlament, dessen Unterhaus vom Volk gewählt und dessen Senat vom König ernannt wird. Die offizielle Einwohnerzahl wird vom Auswärtigen Amt mit 6,5 Mio. benannt, jedoch nach Angabe unseres sehr kundigen Reiseleiters in 2015 mit 9,7 Mio. nach einer Volkszählung von vor zwei Jahren korrigiert, wovon etwa 1,2 Mio. Syrer seien. Fast 90 % leben in Großstädten, insbes. Amman mit 6,8 Mio. Rund eine Viertelmillion sind Beduinen wie unser Ali, ein echter Scheich aus einer alten Familie, die übrigen Araber. Der Anteil der Christen soll etwa bei 5 % liegen, 93 % sind sunnitische Muslime. Ein großer Aktivposten ist das jordanische Bildungssystem, rund 98 % der jordanischen Kinder gehen zur Schule. In der 4-jährigen Grundschule werden Jungen und Mädchen gemeinsam, danach getrennt unterrichtet. Fast alle Schüler erlangen nach zwölf Jahren die Hochschulreife. Die zehn staatlichen und 19 privaten Universitäten haben einen guten Ruf, so studieren hier auch fast 30.000 junge Leute aus anderen arabischen Staaten. Trotz der hohen theoretischen Bildung ist die Arbeitslosigkeit mit rund 35 % der 15- bis 24-Jährigen hoch. Arbeitslosengeld gibt es nicht. Jeder Jordanier ist krankenversichert. Worauf unser Führer wert legt: Niemand muss in Jordanien betteln, keiner ist obdachlos. Wichtigste Arbeitgeber sind der Staat und das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNRWA). Jordanien ist eines der vier wasserärmsten Länder der Welt. Frischwasser wird aus dem Wadi Ram entlang des Desert-Highway in den Raum Amman gepumpt. 98 % der Haushalte werden mit Strom, 95 % mit Wasser zentral versorgt. Das Trinkwasser wird meist nur an einem Tag der Woche geliefert und in großen Tanks auf den Dächern gespeichert. Landwirtschaft ist nur in den Tälern des Jordan und seiner östlichen Nebenflüsse möglich, wo sie intensiv auch als Gewächshauskultur für den Gemüseanbau betrieben wird. Da die Einheimischen oft überqualifiziert sind, werden rund ein halbe Million Gastarbeiter vor allem aus Ägypten und Pakistan beschäftigt. Das Land ist zu 97 % vom Import von Energie abhängig. Wichtigstes Exportgut sind Phosphate, wobei Jordanien nach Marokko Platz 2 auf der Welt belegt. Die Wirtschaft wird vor allem von Klein-Selbstständigen belebt. Ein Umweltbewusstsein ist kaum vorhanden, Mülltrennung und Recycling sind beinahe unbekannt. Der Zerfall der beiden wichtigen Nachbarländer Syrien und Irak macht Jordanien schwer zu schaffen. Bereits 1947/48 und nach 1967 wurden etliche Hunderttausend Flüchtlinge (offizielle Zahlen reichen bis zwei Millionen) aus den Gebieten westlich des Jordans integriert. Geschätzt zwei von drei jetzt lebende Jordanier haben ihre Wurzeln im Westen, was noch an den Namen abgelesen werden kann, sie haben volle Bürgerrechte. Seit einigen Jahren hält der Zustrom aus dem Norden und Osten unvermindert an. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat bis Mai 2015 allein aus Syrien rund 600.000 Personen registriert. Uns Mitteleuropäer nötigt der jordanische Staat großen Respekt ab in einer Region, wo Terror und Gewalt immer mehr überhand nehmen. Wir sollten aber nicht von Islamisten sprechen, denn diese radikalen Männer haben keinen Gott, wie unser Ali betont. Sie streben nur nach Macht und Geld. Jordanien ist alles in allem ein sicheres Land, seine Kulturschätze in Jerasch, Madaba und Petra sind weiterhin einen Besuch wert, zumal jeder Euro und jeder Dollar im Land gebraucht wird. So schmerzt es mich umso mehr, dass Syrien nicht mehr bereist werden kann. Es macht mich traurig, wie viele gewachsene Altstädte mit ihren belebten Souks, schmuckreichen Palästen und alten Kirchen vor allem in Aleppo zu Steinen, Staub und Asche geworden sind, wie viele Kaufleute und Handwerker mit ihren Familien auf der Suche nach einer neuen Bleibe umherirren. Nun sind auch die Museen und archäologischen Stätten im Zugriff radikaler Milizen, wie jüngst Palmyra. Wann werden die Männer dort ihre Waffen ablegen und mit dem Wiederaufbau beginnen, um all ihren vielen Kindern ein Leben in der Zukunft zu ermöglichen? Vergessen wir nicht, rund zwei Drittel der Menschen im nahen Osten sind Kinder und Jugendliche! Und werden bald wie in der Türkei fast keine Christen mehr in Vorderasien leben können außer in Jerusalems Altstadt? Manfred Maronde zurück Quelle im Internet für aktuelle Zahlen: Auswärtiges Amt, www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/LaenderReiseinformationen_node.html | |||||||