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2.15 Trient
Die italienische Großstadt Trento mit über 100.000 Bewohnern ist Hauptstadt der Provinz und gemeinsam mit Bozen der autonomen Region Trentino-Südtirol. Die Lage im Tal der Etsch brachte die Verbindung von Deutschland nach Italien seit jeher mit sich. Die Universitätsstadt mit rund 15.000 Studenten wurde von einer Zeitung 2007 zur Stadt mit der höchsten Lebensqualität Italiens erklärt. 36
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Tridentum war eine rätische oder keltische Gründung und wurde im 3. Jh. v. Chr. von Römern erobert. Die Ostgoten regierten es vom 5. Jh. n. Chr., gaben es im nächsten Jh. an die Langobarden ab, die von den Franken unterworfen wurden, welche hier ein Herzogtum begründeten.

Mit der Mark Verona kam Trient an Bayern. Konrad II. schuf hier ein reichsunmittelbares bischöfliches Fürstentum. Die Fürstbischöfe regierten hier, ab dem 14. Jh. unter der Oberhoheit der Habsburger, bis zur napoleonischen Besetzung. Danach kam es zurück an Österreich, wurde aber 1861 Zentrum des italienischen Irredentismus. Nach dem Vertrag von Saint-Germain wurde Trient an Italien abgetreten. 37

Wahrzeichen der Stadt ist der 1212 begonnene romanische Dom San Vigilio (Bild oben). Hier ruht der Sarkophag von Bischof Ulrich von Liechtenstein. In der Kirche Sta. Maria Maggiore im Renaissancestil wurde wie im Dom 1545 - 63 des Konzil von Trient abgehalten. Danach ist auch das Castello di Buonconsiglio, der Sitz der ehemaligen Fürstbischöfe und später österreichische Kaserne, benannt (Foto rechts, am Regentag).
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2.16 Torbole, Arco und Kaltern
Torbole mit knapp 1.000 Einwohnern bildet mit dem ehemaligen Kastell Nago eine Gemeinde; sie liegt am nordöstlichen Ende des oberen Gardasees. In der ersten Hälfte des 14. Jhs. fand auf dem See eine Schlacht statt, in welcher die Flotte der Venezianer die der Mailänder Visconti besiegte. Daraufhin sicherten sich die Venezianer die Herrschaft von Riva und des ganzen Garda-Gebiets. Auf seiner italienischen Reise machte auch Johann Wolfgang von Goethe (links) in Torbole halt. 38 - Wir selbst legten hier im Regen eine Mittagsrast ein, bei der uns zeitweise eine Mitreisende verloren ging.

Auch Arco liegt am Nordende des Gardasees. Die ab 1613 erbaute Kollegiats-Kirche ist ein Beispiel der Baukunst nach Andrea Palladio. Die Altstadt von Arco prägt eine Reihe von Steinportalen.

Typisch sind die mit Porphyrgestein gepflasterten Plätze, die Brunnen und die öffentlichen Waschplätze. - Wir sahen uns die hoch über der Stadt aufragenden Mauern der Grafenburg von ferne und die Fresken unter dem Dach des Stadtpalais von nahe an. Übrigens: Mit einer Länge von 51 km, einer Breite von 3 bis 18 km und einer Gesamtfläche von 370 km² ist der Gardasee der größte See Italiens; seine Tiefe beträgt bis zu 350 m.
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Kaltern an der Weinstraße heißt auf Italienisch Caldaro sulla Strada del Vino und ist eine Gemeinde am Fuß des Mendelpasses mit 7.100 Einwohnern; selbstverständlich mit Weinmuseum und Weinhandel sowie etlichen Weinlokalen. Nahebei liegt der Kalterer See mit 1,5 km2 Fläche. 39 - Der eher bescheidene Ruf des einst als Massenprodukt geschmähten Weines hat sich inzwischen gebessert, wovon wir uns am späten Nachmittag überzeugen konnten, mehr noch vom Prosecco.

2.17 St. Leonhard in Passeier
Die Marktgemeinde mit knapp 3.500 nahezu rein deutschen Einwohnern liegt knapp 700 m hoch, im tief eingeschnittenen Passeiertal. Im Winter ist es nur von Meran aus zugänglich. Im Ort finden wir nahe der Kirche das Deutsch-Ordens-Haus, in dem sich eine Bibliothek befindet. Außerhalb des Ortskerns, auch über einen Sandweg zu Fuß zu erreichen, liegt das historische Gasthaus „Sandwirt". Hier wurde Andreas Hofer geboren, der Tiroler Freiheitskämpfer.
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Das „MuseumPasseier - Andreas Hofer" ist im denkmalgeschützten Wirtschaftsgebäude links vom Sandhof untergebracht und besteht aus den Bereichen Andreas Hofer, Volkskunde und Freilicht. Den Besuchern zeigt man zunächst einen Film. Dann öffnet sich die Leinwand - und hinter ihr ist der Zugang zur Dauerausstellung! 40 Die Schau ist sehr sehenswert, der Ausgang aber schwer zu finden. Nach mehreren Vor- und Rückwegen sind wir schließlich durch den Notausgang entwichen.

2.18 Bozen
Bozen, auf Italienisch Bolzano, ist mit recht genau 100.000 Einwohnern, davon drei Vierteln Italienisch und nur noch einem Viertel Deutsch sprechenden, die Hauptstadt der Provinz. Zugleich bildet es das Zentrum für Kultur, Verwaltung, Wirtschaft und Fremdenverkehr in Südtirol. Hier tritt der Eisack in das breite Tal der Etsch südlich des Brennerpasses. Seit dem Mittelalter werden hier Wein, Obst und Gemüse gehandelt. Die Lage am Fernhandelsweg zwischen Augsburg und Venedig machten Bozen zu einem bedeutenden Handels- und Messeplatz.
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In der Antike lag hier das Castellum Bauzanum. 680 wurde Bozen der Sitz eines fränkischen Grenzgrafen. 1027 gab Kaiser Konrad II. es an den Bischof von Trient zum Lehen. Die Herrschaft der Habsburger bzw. Österreichs dauerte bis 1919. In der faschistischen Zeit wurden große Industriegebiete im Süden und Wohnvororte für Italiener angelegt. Symbole sind bis heute das Siegesdenkmal sowie der Gerichtsplatz mit dem Haus des Faschismus und auch der Bahnhof mit seinem kantigen Turm. Bozen war im II. Weltkrieg schweren Bombardements ausgesetzt. 41

Der Friedensplatz musste 2003 wieder in Siegesplatz zurück benannt werden, weil dies die italienische Mehrheit so verlangte. Auf der Plakette davor schreibt die Stadt Bozen in deutscher und deutlicher Sprache: „Dieses Denkmal ist vom faschistischen Regime errichtet worden, um den Sieg Italiens im Ersten Weltkrieg zu feiern. Dieser brachte die Teilung Tirols und die Abtrennung der Bevölkerung dieses Landes vom Vaterland Österreich mit sich. Frei und demokratisch verurteilt die Stadt Bozen die Zwistigkeiten und Diskriminierungen der Vergangenheit und jede Form von Nationalismus und verpflichtet sich im europäischen Geist die Kultur des Friedens und des Zusammenlebens zu fördern. 2004".
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Der Deutsche Ritterorden, mit vollem Namen „Brüder vom deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, gegründet 1190 im Heiligen Land, errichtete bereits ein Dutzend Jahre später in Bozen ein Hospital. Inzwischen zur Landkommende erhoben, wurde das Hospiz aus dem Eisacktal nach Weggenstein verlegt. Die Deutschhauskirche wurde dem Hl. Georg geweiht (links). Schwäbische Bauleute errichteten dieses zarte Werk der reinen Gotik um 1400. Mit Vorhalle und Fassadenturm, zur Hälfte ins Langhaus eingelassen, mit einem pyramidenförmigen Abschluss, bildet sie den geistlichen Mittelpunkt. Der dreischiffige Saal mit drei Jochen setzt sich übergangslos bis zum polygonalen Ostabschluss fort. Die Schlusssteine des Gewölbes zeigen Christus Pantokrator, Johannes des Täufers Haupt auf einer Schale, eine Rose für Maria und das Ordenswappen. Um 1790 erhielt die Kirche ihre Barockausstattung: Orgelempore, Komtursloge, Hochaltar und Kanzel. Grabplatten der Komture des 16. - 18. Jh. sind in und vor der Kirche aufgestellt. 31 „Aufschwörschilde hängen an der Nordwand. 42 - Hier war für Prof. Matthée die ideale Gelegenheit, uns die Geschichte des Deutschen Ordens vorzutragen.

Zwölf Jahre nachdem Franziskus seinen „Orden der minderen Brüder" gegründet hatte, machte eine Abordnung in Bozen Station und durfte mit der Erlaubnis des Bischofs von Trient hier predigen. Franz hatte seinen Anhängern Menschenfreundlichkeit aufgetragen: Sie sollten die Menschen unabhängig von Ansehen, Besitz, Stand und Macht als „Brüder und Schwestern" behandeln. Das Franziskanerkloster ist seit 1237 bezeugt (rechts). Die romanische Vorgängerkirche von 1291 wurde 1348 von der heutigen gotischen abgelöst und der Kreuzgang angefügt. 1376 stiftete eine Kaufmannsfamilie den 44 m hohen Turm. Die Konventualen oder Minoriten hatten sich allerdings wegen ihrer Geldgeschäfte bei den Kaufleuten unbeliebt gemacht und wurden 1514 von Kaiser Maximilian gegen die Observanten, einen anderen Zweig desselben Ordens, ausgetauscht. Eine Kostbarkeit, vielleicht das stärkste Zeugnis tirolischer Gotik, ist der Schnitzaltar von Hans Klocker. Die Hauptszene stellt Weihnachten dar. Um die Anbetung im Vordergrund rankt sich die Wurzel Jesse, also Jesu Stammbaum, mit Figuren darin. Ein genialer Einfall ist auf halber Höhe die Reitergruppe aus über 30 Figuren um die Heiligen Drei Könige, die aus dem Hintergrund eindringt. Die offenen Flügel zeigen vier Szenen aus dem Marienleben. Das Doktorenfresko links vom Haupteingang mit noch 21 von einst 35 schwarz gekleideten Männern entstand schon um 1500.
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Der Kreuzgang mit seinen Säulen in Dreier- bzw. Vierergruppen gilt als der schönste in Tirol, seine Fresken stammen aus dem 14. Jh. Nach der Bombardierung am 29. März 1944 lag die Hälfte des Kirchenschiffs in Trümmern. Der Chorraum bekam 1954 neue Glasfenster. 43  Foto links: Der kleine Spendenkasten ist „Für die Armen - per i Poveri, der große „Für das Kloster - per il Convento" und „Danke - Grazie".

Die Pfarr- und Bischofskirche Maria Himmelfahrt, kurz der Dom (rechts, davor das Standbild für Walther von der Vogelweide), in Bozen wurde bereits 1184 erwähnt. Nachdem die Kirche bereits mehrere Feuersbrünste überstanden hatte, wurde sie rege umgebaut. Ein gotischer Querbau ersetzte die Apsis, und das Langhaus wurde um Seitenschiffe erweitert. Der Glockenturm aus dem frühen 16. Jh. stellt ein Glanzstück gotischer Architektur dar. Über dem Altar hängt ein Kruzifix von um 1320. In der barocken Gnadenkapelle wird die Figur aus bemaltem Marmor, „Unsere liebe Frau im Moos", gezeigt. Im nördlichen Chor befindet sich die großartige Pietà aus Gussstein im Weichen Stil. Nach Kriegsschäden wurde der barocke Hauptaltar wieder hergestellt. 44

Im Bozener Becken stehen rund 40 Burganlagen auf engstem Raum und führten zur höchsten Burgendichte in Europa. Prestige, Reichtum und Macht der Familien werden so sichtbar gemacht. Natürlich wurden mit den Burgen an strategisch wichtigen Punkten auch Naturalabgaben erhoben. 45  
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2.19 St. Ulrich in Gröden
Die Marktgemeinde auf etwa 1.200 Höhenmetern ist der Hauptort im Grödnertal mit rund 4.500 Einwohnern. Von ihnen sprechen 82 % Ladinisch, 12 % Deutsch und die übrigen Italienisch. Der ladinische Name Urtijëi geht auf einen Meierhof aus dem 13 Jh. zurück.
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Seit dem 17. Jh. wird Holzschnitzerei zur sakralen Bildhauerei, dem Altarbau und für Spielzeug betrieben. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil Anfang der 60er Jahre ist der Absatz an sakraler Bildschnitzkunst stark abgeflaut (Foto unten links: Original Ulrich-Krippe im neuen Kunstzentrum). Der Wintertourismus prägt inzwischen die Wirtschaft mit stattlichen 640.000 Übernachtungen im Jahr. Russische Kriegsgefangene bauten im I. Weltkrieg als Zwangsarbeiter die Grödnerbahn, die 1960 still gelegt wurde.
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Älteste Kirche ist St. Jakob mit einem schönen Freskenzyklus und barockem Hauptaltar. Die Pfarrkirche St. Ulrich wurde von 1792 - 96 erbaut und vereint Elemente aus Renaissance, Barock und Klassizismus (links). Auf dem Friedhof mit zahlreichen Skulpturen Grödner Künstler liegt auch Luis Trenker begraben, und zwar an der linken Mauer vor der Mittelterrasse. 46

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