2.4 Luzern

Luzern ist - Sie vermuten richtig - ebenfalls der Name für einen Kanton mit 355.000 Einwohnern und eine Stadt mit 57.000 Bewohnern, es gehörte ebenfalls im 19. Jh. kurz zum katholischen Sonderbund, und auch hier sind Frauen erst seit 1971 wahlberechtigt. Die Stadt liegt am Ausfluss der Reuss aus dem Vierwaldstätter See. Luzern trat bereits 1332 dem Bund der Waldstätte bei. 21
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Prunkvolle Bürgerhäuser und das Rathaus im Renaissancestil prägen das Stadtbild. Am Fluss steht die barocke Jesuitenkirche von 1666 mit Turmaufsätzen von 1893. Bekannt ist Luzern aber wegen der über 200 Meter langen gedeckten, hölzernen Kapellbrücke aus dem 14. Jh., die 1993 teilweise bei einem Brand zerstört und erneuert wurde, während die Mühlbrücke noch original erhalten ist. Foto oben: Tafel im Gebälk der Mühlbrücke.

Ein Wasserturm badet im gestauten Fluss der Reuss seinen steinernen Fuß, während sein roter Kopf sich vor dem Massiv des Pilatus abhebt. 22 Leider waren umfangreiche Bauarbeiten im Flussbett im Gange, so dass der malerische Eindruck verdorben wurde. Das Stadtbild leidet schwer unter dem vom Wind umtosten Klotz des sog. „Kultur- und Kongresszentrums mit Kunstmuseum" von 1995 - 2000; auch der alte Bahnhof wurde bis auf einen Mauertorso verunstaltet.
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Östlich des Sees ragen sieben sehr alte, massive, viereckige Türme auf wie Reiter, welche die Stadt bewachen. Aus einer Felswand wurde nach einem Entwurf des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen das Relief des „Sterbenden Löwen" gemeißelt, das zum Gedenken an den Heldentod der königstreuen Schweizergardisten am französischen Hof 1792 aufruft. Oder wenn Sie es poetischer mögen: In seiner Steinnische schläft der Löwe seinen letzten Schlaf, wie während der französischen Revolution bei der Verteidigung der Tuilerien die gefallenen Schweizer. Hang aufwärts folgen der Gletschergarten und das Zoologische Museum mit Alpen-Flora und -Fauna.

2.5 Altdorf und Bürglen
Mit 8.500 Einwohnern ist Altdorf eine Kleinstadt und Hauptort des Kantons Uri, dem nur rund 35.000 Bürger angehören. Der Ort liegt im Reusstal an der Gotthard-Bahn und -Straße, drei Kilometer vom Urner See, dem südöstlichen Teil des Vierwaldstätter Sees. Der Ort ist wirklich alt, 1223 erstmals beurkundet. Eine Bronze-Statue markiert die Stelle, an der Wilhelm Tell den Apfel vom Kopf seines Sohnes geschossen haben soll (Foto siehe Kapitel 5.3). Die klassizistische Pfarrkirche St. Martin wird von einem typischen Friedhof eingerahmt. 23

Die Gemeinde Bürglen im Kanton Uri hat nur 3.200 Einwohner und liegt am Eingang des Schächentals. Die Tell-Kapelle wurde 1582 gestiftet und steht der Sage nach an der Stelle des Wohnhauses des sagenhaften Helden.
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2.6 Bellinzona
Bellinzona (deutsch: Bellenz) klingt italienisch - und ist auch die Hauptstadt des südlichen Kantons Tessin auf der Sonnenseite der Alpen südlich des Hauptkamms. Die Kleinstadt am Tessin-Fluss und ohne See, aber an der Gotthardbahn, bewohnen gut 16.000 Personen, die seit November 2000 stolz sein können, mit ihren drei Burgen im historischen Stadtbild zum Weltkulturerbe der UNESCO zu gehören.

Die Stadt wurde bereits 590 unter den Bischöfen von Como urkundlich erwähnt und kam Mitte des 13. Jh. in mailändischen Besitz (deshalb die Schlange im Wappen). Ab 1500 unterstand Bellinzona den drei Schweizer Urkantonen - daher die drei Festungen Castello di Montebello, Castello di Sasso Corbato und Castelgrande.
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Schöne Kirchen sind Sta. Maria delle Grazie und San Biagio, dazu kommt der Dom St. Petrus und Stephan. Das Rathaus (oben, mit Turm) hat einen ganz italienischen Innenhof und wirkt wunderbar romantisch. 24
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2.7 Lugano
Lugano gehört auch zum Kanton Tessin, hat als größte Stadt dieses Kantons mit seinen 26.000 Einwohnern aber einen eigenen See von 35 Kilometern Länge, aber nur ein bis drei Kilometern Breite. Die Stadt, im 6. Jh. als Lauis erstmals erwähnt, wurde 1512 von den Eidgenossen erobert und gehört seitdem zur Schweiz. Kurbetrieb und Fremdenverkehr sind die bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren.
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Stadt und Landschaft zeigen ihren südländischen Charakter. Entlang der Seepromenade erstrecken sich großflächige Grünanlagen, der prächtige Stadtpark ist auch von subtropischen Pflanzen bewachsen.

Drei Plätze bilden das Zentrum der Stadt, die Piazza della Riforma, die Piazza Riziero Rezzonico und die Piazza Alessandro Manzoni, jeweils mit einem Palazzo. Die Kathedrale San Lorenzo wurde bereits 818 erwähnt und trägt heute eine prächtige Renaissance-Fassade.

Die spätgotische ehemalige Klosterkirche Sta. Maria degli Angioli von 1499 zieren Wandgemälde wie die Abendmahlsszene an der Chorwand und links der Hl. Sebastian und Rochus aus der Schule des großen Leonardo, 25 von Bernardino Luini (rechts).
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2.8 Bern
Die Stadt mit dem schräg aufwärts schreitenden Bären mit erhobener linker Vordertatze im Wappen seit 1224, über ihrem seit einem halben Jahrtausend bezeugten Bärengraben, erstreckt sich vom tief eingeschnittenen Tal der Aare bis zum 40 Meter hohen Felssporn. Sieben große und elf kleine Brücken verbinden die Stadtteile. Schon früh, im Jahr 1983, erklärte die UNESCO die Altstadt innerhalb der Flussschlinge zum Weltkulturerbe.
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Herzog Berchtold V. von Zähringen gründete Bern 1191, das um die Burg Nydegg wuchs und 1218 bereits freie Reichsstadt wurde. Die Berner Disputation von 1528 zwischen römisch-katholischen und reformatorischen Theologen bereitete die Schweizer reformierte Glaubenslehre vor. Zuerst „Vorort", dann „Bundesstadt", damit Hauptstadt der Schweiz ist Bern erst seit 1815. Heute leben hier etwa 130.000 Einwohner.

Die charakteristischen Laubengänge (rechts) sind insgesamt sechs Kilometer lang. Im Zentrum steht das dreischiffige gotische Münster St. Vinzenz mit seinem prächtigen Netzgewölbe mit farbigen Schlusssteinen (rechts unten), das ab 1421 über zwei Jahrhunderte errichtet wurde mit einem erst ein gutes Jahrhundert jungen Turm. Das Hauptportal schmücken immerhin 234 Figuren (unten). Auch die elf Brunnen prägen das Stadtbild mit so wundersamen Namen wie Gerechtigkeits-, Kindlifresser-, Kramgass-, Schützen- und Simsonbrunnen.
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Überragt wird alles von den zahlreichen Türmen wie dem Zeitglockenturm (original Zytgloggeturm genannt) mit seiner astronomischen Uhr von 1530 und dem Käfigturm. Das Bundeshaus mit verschiedenen Flügeln ist erst ein bis eineinhalb Jahrhunderte alt. 26
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2.9 Brienz
Der Kurort Brienz mit knapp 3.000 Einwohnern im Kanton Bern liegt 566 Meter über dem Meeresspiegel. Der Name hat sich aus dem keltischen „Brigantion für Anhöhe entwickelt. In der Nähe ragen das Rothorn mit 2.350 m und  das Schwarzhorn mit 2.928 m auf. Der Brienzer See mit fast 30 km² Oberfläche und seine Umgebung gelten als schöne Berglandschaft, wovon wir uns bei einer Tasse Kaffee, Tee oder Kakao überzeugen konnten. Neben dem Tourismus wird hier die Holzbildhauerei und sogar der Geigenbau gepflegt. Das Ortsbild prägen schöne Blockhäuser insbesondere in der Brunnengasse, deren Fassaden mit geschnitzten Friesen verziert sind. 27
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2.10 Appenzell
Das Dorf wurde 1071 unter dem Namen Abbacella, 1223 als Abbatiscella erwähnt, was Abts Zelle oder Parzelle bedeutet. 28 Der vom einstigen Mutterkanton St. Gallen umschlossene Kanton Appenzell ist in Folge der Reformation seit gut vier Jahrhunderten in zwei Halbkantone geteilt: Innerrhoden mit dem Hauptort Appenzell (mit 85 % Katholiken) und Ausserrhoden mit Herisau (mit 2/3 Evangelischen).
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Eine urdemokratische Besonderheit, die es sonst nur noch in Obwalden und Glarus gibt, sind die Landsgemeinden. Dies ist eine Versammlung der Bürger auf einem Platz unter freiem Himmel, auf der Gesetzgebung, Finanz- und Personalfragen durch Handaufheben entschieden werden, und zu der in Innerrhoden Frauen erst seit 1990 stimmberechtigt sind.

Die Stadt Appenzell mit nur 5.500 Einwohnern prägen im Ortskern schön bemalte Steinhäuser und Holzhäuser mit geschweiften bzw. gebrochenen Giebeln aus dem 16. Jh. Wichtige Baudenkmale sind das Rathaus, das Schloss und die Pfarrkirche St. Mauritius, die 1071 erstmals erwähnt wurde. 29 Der Turm romanisch, der Chor gotisch, das Langhaus dazwischen barock - so fügt sich dieses Gotteshaus zusammen. Ob Sie wie Tony Burnand vor sechzig Jahren Appenzell die frischeste, gefälligste, natürlichste, sympathischste aller schweizerischen Kleinstädte finden, probieren Sie am besten selbst. 30

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