3.2 Michelstadt
Die Stadt mit rund 17.200 Bewohnern im Odenwald, eingebettet in das Tal der Mümling, erfreut uns durch ein von schönen Fachwerkhäusern von der Spätgotik bis zum 19. Jh. bestimmtes Ortsbild. Bereits 741 wurde das Königsgut erstmalig erwähnt durch den fränkischen Hausmeier Karlmann, dem Onkel Karls des Großen. Karlmann schenkte sein Königsgut an Burkhart, einem Schüler von Bonifatius und späteren Bischof von Würzburg. Nach dessen Tod 791 ging das Gut "Michelnstat" an die Königskrone zurück. 815 wurde "Michlinstat" von Karls Sohn, Ludwig dem Frommen, erneut verschenkt an Einhard, der 819 den Besitz dem Kloster Lorsch vermachte. Die seit 1307 als Stadt bezeichnete Siedlung entfremdeten seit dem 12. Jh. die Herren, später Grafen, von Erbach dem Kloster, die 1806 an Hessen-Darmstadt fiel. 20
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Die Hessen waren Meister im Fachwerkbau, dies zeigt das spätgotische Rathaus. Dieses schmale, leicht und zierlich wirkende Gebäude von 1484 mit den beiden spitzen Seitentürmchen und dem verwegenen Reiterlein auf hohem Walmdach ist eines der schönsten Zeugnisse dafür, noch dazu eines der ältesten, vielleicht das originellste Rathaus Deutschlands. In der offenen Halle hinter den kräftigen Pfosten wurde Recht gesprochen. Das "Stelzen-Rathaus" ruhte einst vollständig auf Ständern aus Eichenholz, die an der Ostseite durch Mauerwerk ersetzt wurden. Dieses Rathaus wurde übrigens auf einer Briefmarke der Deutschen Post verewigt.
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Links breitet sich ganz herrschaftlich das schwere barocke Steinhaus von 1755 mit dem "Löwenhof" aus mit seinem Prunkportal. Es diente einst im Liniendienst der Postkutschen als Station. Zwischen 1920 und 1977 wurde es als Rathaus genutzt.

Die evangelische Stadtkirche entstand von 1461 bis ins frühe 16. Jh. als dreischiffige, spätgotische Hallenkirche. Reich figurierte Stern- und Netzgewölbe in Chor und Seitenschiffen zeichnen den Raum aus. Kostbare Werke der Grabplastik der Grafen von Erbach besitzt die Kirche. 21  Bis in die 70er Jahre war im Glockenturm eine der wertvollsten Bibliotheken Deutschlands gelagert. Sie umfasst über 1.000 Bände und gehörte dem aus Michelstadt stammenden Speyrer Domherren Nicolaus Matz. Er vererbte seine Sammlung Ende des 14. Jhs. seiner Vaterstadt.
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Der Platz der Stadtkirche hinter dem Rathaus war eine frühkeltisch-germanische Kultstätte, an dem die Römer ein Mitras-Heiligtum errichteten. Der gefasste Kiliansfloß speiste neben dem Taufbecken der späteren Kilianskirche alle städtischen Brunnen.
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Die Einhards-Basilika im Ortsteil Steinbach wurde vom Chronisten und Vertrauten Karls des Großen zwischen 815 und 827 erbaut. Sie ist eines der wenigen erhaltenen karolingischen Bauwerke überhaupt. Um Pilger anzulocken, ließ Einhard Reliquien der Hl. Petrus und Marcellinus aus Rom stehlen, die aber nicht genügend Zustrom brachten. Daher berichtete er über seine Alpträume vom Blutschwitzen der Heiligen, die ob der Sünde des Raubes sich hier nicht wohl fühlten. Einhard verlegte schließlich seinen Sitz an den Main nach Seligenstadt.

Die Basilika wurde mehrfach umgebaut, erweitert und umgewidmet. Ab dem 17. Jh. diente sie als Scheune und teilweise als Steinbruch. Mitte des 19. Jhs. entdeckte ein Bauer beim Einlagern seiner Ernte Fresken und meldete dies dem Dorfschullehrer. Danach wurden die noch intakten Teile gesichert. Die Basilika, noch bis zur Mitte des 20. Jhs. im Grafenbesitz, ist heute Staatseigentum und wird zur Zeit umfangreich erforscht und restauriert. 22
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3.3 Erbach
Das rheinfränkische Uradelsgeschlecht wurde 1184 erstmalig urkundlich erwähnt. Den Namen  - 1095 und 1113 Ertpach, 1303 Erpach, 1345 wieder Ertpach - haben die Burgherren von ihrem ursprünglichen Sitz am nahen Erdbach (rechts zur Mümling, heute Dorf Erbach) auf die neue Burg übertragen. Der Bach heißt so, weil er eine Strecke weit unter der Erde fließt. Diesen Bach zeigt auch das Wappen mit drei Sternen.
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Die Schenken von Erbach besaßen ihre Herrschaft, ab 1532 Reichsgrafschaft, auf ehemals Lorscher Grund im Odenwald (links: Wappen von 1571). Das Haus Erbach teilte sich in der zweiten Hälfte des 17. Jhs. in die noch heute lebenden Linien Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau, von der sich 1718 die Linie Erbach-Schönberg abspaltete. 23

Die Stadt Erbach an der Mümling im hessischen Odenwald entstand bei der um 1200 gegründeten Burg und kam mit der gleichnamigen Grafschaft 1806 an Hessen. Die heutige Kreisstadt mit rund 13.700 Einwohnern liegt in 200 bis 560 Metern Höhe. Sie grenzt im Norden an Michelstadt, womit sie sich zusammenschließen will.

3.4 Heppenheim
Der Sitz des Kreises Bergstraße liegt am Rande des Odenwaldes. Heppenheim, im südhessischen Dialekt auch "Hepprum" genannt, liegt romantisch an sanften Weinbergen, unterhalb der Starkenburg, und hat etwa 25.000 Einwohner. Das Wappen ist geteilt und unten gespalten. Oben zeigt es den hessischen Löwen "nach rechts wachsend", mit Schwert. Unten "rechts" steht das rote Lorscher Nagelspitzkreuz, "links" das Mainzer Rad.
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Bereits 755 war Heppenheim Mittelpunkt einer fränkischen Mark; 773 schenke Karl der Große es dem Reichskloster Lorsch. Zu seinem Schutz wurde 1065 die Starkenburg errichtet. Zur Blütezeit des Klosters bis ins 11./12. Jh. blieb die Stadt Zentrum des Gebiets. Kaiser Friedrich II. unterstellte 1229 die Starkenburg, drei Jahre später auch die Stadt, den Erzbischöfen von Kurmainz. Unterbrochen durch die kurpfälzische Pfandherrschaft von 1461 bis 1623 blieb es im Mainzer Besitz, bis es 1803 zu Hessen-Darmstadt kam. Stadtrecht besteht seit mindestens 1318, Marktrecht wohl schon seit dem 9. Jh. 1369 und 1693 wurde die Stadt durch Brände fast völlig zerstört.

Die "Heppenheimer Versammlung", ein Treffen führender Liberaler im Oktober 1847 war Auftakt der deutschen Revolution der Jahre 1848/49. Nach diesem historischen Bezug gründete sich die Freie Demokratische Partei (FDP) am 12. Dezember 1948 im einstigen Amtshof, wie wir der Plakette entnehmen können.
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Heppenheim verfügt über einen weitgehend erhaltenen, in sich geschlossenen malerischen Altstadtkern auf rund 6 Hektar Fläche, der von Fachwerkhäusern geprägt ist. Ein Paradebeispiel ist das prächtige Rathaus. - Wir ließen in der Abendsonne in gemütlichen Straßenlokalen auf dem Marktplatz bei einem guten Glas Wein den Tag ausklingen.

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