5 Museen In Madrid gibt es eine schöne Sitte: von Sonnabendmittag bis Sonntagmittag ist der Eintritt in viele staatliche Museen frei! Diesen Vorteil machten wir uns zu nutze und besuchten gemeinsam das gegenüber dem Fernbahnhof "Estación Puerta de Atocha" gelegene "Centro de Arte Reina Sofia". Dieses "ambitionierte Kunstzentrum mit spanischer Kunst des 20. Jh., darunter Picassos Guernica" wollten alle von uns nutzen, wird es doch auch im "Dumont" empfohlen. Das außen streng wirkende einstige Hospital vom Ende des 18. Jh. stand leer, bis Königin Sofia es 1992 zum Nationalmuseum umbauen ließ. Außen wurden zwei gläserne Aufzüge vorgebaut. Wir gingen hinein und strebten "Guernica" zu. Dieses schwarz-weiße Monumentalgemälde - 3,50 x 7,75 Meter Fläche - zeigt ein Schreckensszenario aus der baskischen Kleinstadt, die von der deutschen Legion "Condor" dem Erdboden gleich gebombt wurde. Picasso zeigt einen Raum mit Stier und Pferd, dazu eine Mutter mit totem Kind. | ![]() | ||||||
Das Bild war von einer Menschenmenge umringt, wir stellten uns eine Zeitlang dazu. In der Umgebung waren weitere Zeichnungen Picassos u.a. Künstler zu sehen. Einige von uns betrachteten im Raum dahinter eine Fotoausstellung aus dem spanischen Bürgerkrieg. Die Aufnahmen von Schäden aus dem Luftkrieg strahlen auch heute noch eine starke Betroffenheit aus, die für die Menschen damals das Unvorstellbare wahr machte - einer fremden Macht wehrlos ausgeliefert zu sein. | |||||||
![]() | Mein besonderes Interesse galt meinem Lieblingsmaler der Moderne, Salvador Dalí. Seine Werke vermitteln Einblicke in Phantasiewelten des Katalanen. Fünf, zehn, fünfzehn Minuten kann ich ein Bild betrachten, und immer wieder ein neues Detail entdecken. So traute ich mich, eine Aufseherin in hoffentlich gutem Spanisch zu fragen, wo in diesem Hause es noch mehr Gemälde von Dalí gäbe? Sie antwortete umfangreich, ich verstand auch alles, und wir besuchten auch die anderen Kunstwerke im Erdgeschoss, von denen zwei erst auf dem zweiten Blick als Frühwerke erkennbar wurden. Am Sonnabendnachmittag und auch am Sonntagvormittag scheiterte der Versuch, in den "Prado" zu kommen. Woran? Die Menschenschlange führte im großen Halbkreis die Straße am Hang hinunter, an der Reihe von Reisebussen entlang, etwa einen halben Kilometer lang. Wartezeit unbekannt, wir ließen es sein. Zum Trost ging ich in die Kirche auf dem Hang, die "Iglesia San Jerónimio el Real". Diese einstige Klosterkirche steht hier seit genau fünf Jahrhunderten. Ihren Beinamen "el Real" verdient die Kirche auch jetzt noch, denn 1975 wurde hier König Juan Carlos auf den Thron gehoben. Das harmonische Gotteshaus im original gotischen Stil entschädigte für die Enttäuschung vor dem "Prado". | ||||||
![]() | |||||||
Mit dem Segler Thomas strebte ich dem "Museo Naval", dem Schifffahrtsmuseum, zu. Der Eintritt in den nüchtern wirkenden Zweckbau ist frei, aber der Ausweis muss vorgelegt werden. Tom hatte "keinen bei", wir entschlossen uns, ihn holen zu gehen. Und es hat sich gelohnt! Diese Sammlung maritimer Gegenstände übertrifft (wenn auch knapp) sogar die portugiesische im Hieronimitenkloster von Belém bei Lissabon. Welch ein Fundus an Schiffsmodellen aller Epochen, Galionsfiguren, Gemälden von Seeschlachten, Waffen, Seekarten, Globen, Navigationsinstrumenten u.v.m.! Dies lässt das Herz eines "alten Fahrensmanns" wie mir höher schlagen. Und noch ein drittes Museum habe ich mit Tom besucht: Das "Museo Thyssen-Bornemisza" im schlichten Stadtpalast westlich gegenüber vom "Prado". Hier kostete es zwar sechs Euro, aber dafür wird viel geboten. Der deutsche Baron und seine spanische Frau Carmen haben hier 1992 eine der reichsten Privatsammlungen der Welt zusammen getragen. Rund 800 Gemälde hängen hier! Französische Impressionisten und deutsche Expressionisten bilden den Schwerpunkt. Die Kunstwerke sind hier in Englisch und Spanisch beschriftet. Da ich inzwischen beide Sprachen etwa gleich gut beherrsche, gelang es mir, qualitative Unterschiede in der Betitelung der Exponate zu erkennen - die spanischen Titel waren überwiegend etwas präziser, sprechender. Wir betrachteten besonders intensiv flämische Malerein mit ihrem unvergleichlichem Detailreichtum - und fanden noch einige "Dalís". Zwei Stunden, die sich wirklich gelohnt haben. 6 Der Park | |||||||
![]() | Am Sonnabend bzw. zum Ausklang am Sonntag streiften wir in kleinen Grüppchen durch Madrids Stadtgarten, den "Parque del Retiro", den "Erholungspark". So groß wie drei norddeutsche Bauernhöfe, 120 Hektar, und mitten in der Großstadt. Bei tief stehender heller Sonne waren hier viele Tausend Madrileños unterwegs, oft ganze Familien, die sich um die Puppentheater gruppierten. Kasperle-Theater wird hier übrigens nicht nach vorne, sondern nach oben aus dem Zelt gespielt. | ||||||
Auf dem großen Bassin fahren Tretboote. Im leicht bewaldeten Gelände stehen der "Palacio de Velázquez" und der "Palacio de Cristal" aus dem 19. Jh. Im Glaspalast sind Stapel von Schwachholz aufgestapelt, hineinzugehen erübrigt sich. Wir verweilten auf den Treppenstufen am Teich und sahen den Kleinkindern zu, die Schwäne, Enten und stattliche Karpfen fütterten. | ![]() | ||||||
![]() | |||||||
7 Abreise Am Sonntagnachmittag um 16:45 Uhr war es Zeit, die Sachen zu packen und die drei Metrostrecken zum Flughafen zu fahren, was etwa eine Stunde dauerte. Leider waren diesmal drei von den sechs Rolltreppen ausgefallen. Doch es sollte schlimmer kommen. In Folge des Wintereinbruchs in Deutschland hatte sich unser Flugzeug um etwa eine Stunde verspätet. Jetzt wurde es kritisch mit der Rückfahrt vom Flughafen Schönefeld nach Neuruppin, um den letzten Zug noch zu erwischen. Hier erwiesen sich Mobiltelefone (ich besitze noch immer keines) als nützlich. So organisierten drei der Damen aus unserer Gruppe die Abholung mit Privatautos ihrer Ehemänner zur Mitternacht. Die Wartezeit wurde mit süßem, cremigem Alkohol und Gesprächen mit einem Spanier, der nach Berlin reisen wollte, überbrückt. | |||||||
![]() | Wir stiegen ins Flugzeug. Da die Billigflieger weder feste noch flüssige Nahrung im Preis inbegriffen haben, verzichtete ich darauf. Andere aus unserer Gruppe hatten jedoch Durst auf Wein, und kauften sich welchen. Wie wir beim Führerschein gelernt haben, enthemmt Alkohol. Gut, dass die Flugbegleiter uns nicht vor die Tür setzen konnten. Aber ob uns "easy jet" noch einmal transportieren wird? zurück | ||||||