Slowakei:
In der Partnerstadt Trnava

Ende August 1997 waren 38 Männer und Frauen aus Stadt und Landkreis Sangerhausen in die Slowakei aufgebrochen. Die Reise galt der Sangerhäuser Partnerstadt Trnava, die rund 40 km östlich von Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei, liegt. Aufgerufen zu dieser Fahrt hatte der Geschichtsverein von Sangerhausen und Umgebung e. V. und der Sprecherrat der Seniorengruppe. Durch letzteren wurde auch die Mehrzahl der Mitreisenden gewonnen.

Ihr Standquartier fand die Reisegruppe nicht wie ursprünglich geplant in Trnava, sondern in Bratislava, oben auf dem Gamsberg direkt unter dem Fernsehturm. Von dort aus wurde unter der sachkundigen Leitung von Frau Irena Bojszova, einer pensionierten Lehrerin, die Stadt erfahren und erwandert.

Der Abend des zweiten Tages galt dem Wiedersehen mit Freunden und Bekannten aus Trnava. Sechs Männer und Frauen aus der Partnerstadt kamen zum festlichen Abendessen in das Hotel "Apollo", wobei der stellvertretende Bürgermeister, Herr Ing. Jozef Jakubec, die Grußworte seiner Stadt überbrachte. Im Laufe des Abends war genug Gelegenheit, die zum Teil bereits seit 25 Jahren bestehenden Freundschaften aufzufrischen bzw. Bekanntschaften zu vertiefen. Einige Mitreisende waren auch privat bei ihren slowakischen Freunden zu Besuch eingeladen.

Die Stadt Trnava selbst, die am Dienstag ausgiebig unter einheimischer Führung besichtigt werden konnte, zählt derzeit rund 73.000 Einwohner. Insgesamt machte Trnava, das in einer sehr fruchtbaren ausgedehnten Tiefebene liegt, einen recht prosperierenden Eindruck. Die Altstadt wirkt durch viele barocke und klassizistische Bürger- und Geschäftshäuser, die überwiegend in einem guten Zustand sind, freundlich auf ihre Besucher. Die Ähnlichkeiten mit Sangerhausen sind gering, nur einige Ackerbürgerhäuser mit Tordurchfahrt sind zu sehen. Während Sangerhausen drei Stadtkirchen hat, sind allein im offiziellen Faltblatt von Trnava deren acht genannt, von denen zwei, und zwar "St. Johannes des Täufers" und die Domkirche "St. Nikolaus", in ihrer barocken Pracht von innen besichtigt werden konnten. Am schönen Hauptplatz mit dem hohen Stadtturm und  der Dreifaltigkeitssäule steht allerdings eine "Bausünde", das Kulturhaus, welches, wie auch das Kaufhaus, wegen seiner überdimensionalen Größe und der eigenwilligen Betonarchitektur nicht an diesen Platz passt.

Auch eine echte Burg mit kompletter Inneneinrichtung konnte erkundet werden, es ist der "Rote Stein", so genannt wegen seiner dort ungewohnten teilweise aus Ziegeln errichteten Bauweise. Im Weinbaugebiet am Südosthang der Kleinen Karpaten, im Ort Modra, konnte sogar Wein gekauft werden.

Das nach Bratislava und Trnava dritte Reiseziel war das Kurbad Piestany an der Vah mit 35.000 Einwohnern. Dort treten 70 Grad heiße Quellen mit sulfat-, karbonat-, natrium-, kalk- und schwefelhaltigem Wasser an die Oberfläche. Als zweiter Heilfaktor dient der Schwefelschlamm, der zu den besten der Welt zählt. Einige Mitreisende waren so eingenommen von diesem Kurort, dass sie sich Anmeldeformulare eingesteckt haben.

Reiseleiter Werner Seidel vom Geschichtsverein äußerte die Hoffnung, dass nunmehr das Interesse an einer Vertiefung der Kontakte mit der Partnerstadt Trnava zunehmen möge, insbesondere auch in der jungen Generation. Der Anknüpfungspunkte gibt es schon einige im kulturellen (Blasmusik, Tanzen) und sportlichen (Fußball, Tischtennis) Bereich. Auch zwischen den Gymnasien werden Schüler ausgetauscht. So war einige Wochen zuvor eine Musikgruppe vom Geschwister-Scholl-Gymnasium in Trnava, und von dort wird zum internationalen Schülertreffen "Euro week" eine Abordnung erwartet.

Ein Dank gebührt dem Stolberger Busunternehmen, das nicht nur die gut 700 km lange Strecke mitten durch Sachsen, Böhmen, Mähren und die Slowakei sicher bewältigte, sondern auch stets Mittel gegen Hunger, Durst und Langeweile im Bus parat hatte.

(Veröffentlicht in "Sangerhäuser Nachrichten", Mitteilungen für die Stadt Sangerhausen und die Gemeinde Oberröblingen, September 1997)
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