Marokko:
Der Westen des äußersten Sonnenuntergangs

So heißt aus dem Arabischen "Al Magrib al Aqsa" ins Deutsche übersetzt offiziell der Staat Marokko. Das Land an der Nordwestecke Afrikas ist etwas größer als Deutschland und Österreich zusammen. Dort leben rund 27 Millionen Menschen, von denen gut 30 % Berber und die übrigen Araber sind.

Der Badeort Agadir ist in knapp vier Stunden von verschiedenen deutschen Flughäfen (auch Leipzig) erreichbar. Gleich in der Ankuftshalle traf unsere bewährte Reisegruppe, die aus 25 "Bildungsbürgern" aus ganz Deutschland zusammengesetzt ist und sich "Freundeskreis Prof. Matthée" nennt, auf den Reiseleiter. Nach leichtem Zank, wer nun der "Boss" sein soll, gab Prof. Matthée nach und erkannte den Führungsanspruch von Herrn Nahi an.
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Herr Nahi stammt aus einer neunköpfigen Familie, ist verheiratet, hat selbst zwei Kinder, 9 Jahre und 13 Monate ("ist noch ganz frisch") und hat den Beruf des Reiseleiters studiert. Die deutsche Sprache spricht er nahezu perfekt. Während der 15 Tage hat er uns reichlich über sein Land erzählt.

Auf dem Bild sehen Sie Herrn Nahi, wie er am Grab des Sultans Achmed el-Mansour ("der Sieger", siehe 1579) aus der Dynastie der Sadiden die beiden arabischen Schriften vorliest.

Die Reise führte zuerst entlang der Atlantikküste nach Norden, dann in den Mittleren Atlas und schließlich über den Hohen Atlas an den Rand der Sahara.

In den Küstenstädten Essaouira, Safi, El Jaddida, Casablanca und Rabat ist der Einfluss der früheren See- und Kolonialmacht Portugal noch spürbar. Worin? In Festungen und - Kanonen. Auf dem Bild sehen Sie "Kanonier" Prof. Matthée, der viel über die Portugiesen, welche wir zwei Jahre zuvor besucht hatten, zu berichten weiß. Das einschneidende Ereignis in der Geschichte Portugals, das nach einem Jahrhundert der Entdeckungen und Eroberungen fast zum Untergang des nur eine Million Menschen kleinen Volkes geführt hätte, war die Schlacht von Alcázár Quebir (bei Tanger) 1579. Dem dort gefallenen jungen portugiesischen König Dom  Sebastiao blieben von 11.000 Rittern und 5.000 Söldnern gerade 60 Mann, um die Nachricht  ins Mutterland zu bringen.

Aber Anfang unseres Jahrhunderts beginnt Frankreich, Marokko von sich abhängig zu machen. 1956 wird das Land unabhängig und mit König Mohammed V. Monarchie. Dessen Sohn Hassan II. regierte bis zu seinem Tode und wurde am 23. Juli 1999 von seinem Sohn Mohammed VI. beerbt. Das Königtum ist im Lande fest verwurzelt, der junge König ausgesprochen beliebt. Das System der sozialen Sicherung und der Bildung wurde nach verschiedenen europäischen und nordamerikanischen Vorbildern in kurzer Zeit auf einen hohen Stand gebracht. So wird neben dem Arabischen ab dem 3. Schuljahr obligatorisch Französich unterrichtet.
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Wie die Dynastien der Vorgänger, die Idrissiden, Almoraviden, Almohaden, Meriniden und Saadier besitzen auch die regierenden Alaouiten einige schöne Paläste, die jedoch alle nur von außen zu besichtigen sind.  Die vier Königsstädte, welche wir alle besucht haben, sind Rabat, Meknes, Fez und Marrakesch.

Bei diesen Namen überkommt vermutlich auch Sie ein Hauch von Fernweh, oder? Die Souks von Fez und noch mehr von Marrakesch stellen schon ein ganz besonderes Erlebnis dar. Nicht nur Augen und Ohren kommen voll auf ihre Kosten, gerade die orientalischen Düfte von Gewürzen bleiben haften. Die Händler, die in Sekunden erkennen, dass hier Deutsche unterwegs sind, sprechen uns immer wieder an, aber nie aufdringlich. So werden allerlei Souveniere aus Tuch, Leder, Holz, Ton, Stein ... erworben.

Nach den anstrengenden Ausflügen des Tages haben wir abends in den sechs verschiedenen Hotes immer gut gegessen, wobei uns allen die Speisen gut bekommen sind. Einmal waren wir (für 50 DM) in einem alten Palast, der zu einem Restaurant mit rund 200 Plätzen ausgebaut wurde. Neben dem Essen wurden wir gut unterhalten von Gauklern, Musikern - und Bauchtänzerinnen, siehe Bild.
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Von zwei weiteren Erlebnissen möchte ich Ihnen berichten: einerseits vom Besuch eines Teppichhandels. Im überdachten mehrstöckigen Innenhof wurden uns in gutem Deutsch die verschiedenen Qualitäten berberischer und arabischer Teppiche erklärt - kostenlos und unverbindlich. Leichtsinnig war es jedoch, ins Obergeschoss mitzugehen. Zwei von uns kamen nur nach dem Kauf zweier (Gebets-) teppiche wieder frei.

Schwer beeindruckt hat uns auch die traditionelle Apotheke. Der Inhaber sprach perfekt und schnell Deutsch und erklärte uns allerlei Heilkräuter und auch Gewürze. Für 10 Dirham konnten lädierte Beine und Rücken massiert werden (Fotos leider nicht freigegeben).

Insgesamt ist das Kernland auf der Hochebene zwischen Meknes und Marrakesch sehr fruchtbar und wird zeitweilig bewässert. Dennoch herrscht in den Gebirgsdörfern große Armut, aber kein Elend.

Das Land ist islamisch geprägt. So erzählt auch Herr Nahi ausführlich über seine Religion, die mit dem Christentum und dem Judentum nur einen Gott kennt und auf dem Buch - dem Koran bzw. der Bibel aufbaut. Er singt uns sogar ein Morgengebet des Muezzins vor! Die religiösen Vorschriften hält er so gut es geht ein. Dies sind:

1. die Anerkennung der binomischen Formel "Allah ist mein einziger Gott, Mohammed sein Prophet!"
2. die fünf täglichen Gebete Richtung Mekka
3. das Almosengeben
4. das Fastengebot im Monat Ramadan
5. die Hadsch, also die Wallfahrt nach Mekka, welche er noch vor sich hat.


Vor dem Betreten einer Moschee hat jeder Muslim die rituellen Waschungen zu absolvieren. Diese gelten für den ganzen Tag, jedoch nicht, wenn man etwas Schmutziges berührt hat oder auch nur "in die Hose geatmet" hat.

Wie stellen Sie sich die Wüste Sahara vor? Heiß und trocken? Als wir in und um Ouarzazate waren, hat es geregnet und war so kalt wie in Mitteleuropa. Der Regen bekommt den Kasbas aus getrockneten Lehmziegeln gar nicht. So sind nahezu alle diese Wehrdörfer unbewohnt, es werden immer mehr mehrstöckige Flachdachhäuser aus Beton in Stützenbauweise entlang der Straßen errichtet, wie man sie überall rund um das Mittelmehr findet.

Die "warme Sonne des Islam" hat uns Menschen im Abendland viele als modern angesehene Errungenschaften gebracht. Dies kommt in Wörtern zum Ausdruck, welche wir aus dem Arabischen übernommen haben. Rechts eine Liste:

Insgesamt ist Marokko ein faszinierenden, aufgeschlossenes Reiseland, das ich nur empfehlen kann. Ich werde ganz gewiss weitere arabisch geprägte Länder bereisen, und vielleicht auch noch einmal Marokko.

Text und Fotos: Manfred Maronde, Sangerhausen
Aus dem

Jacke
Joppe
Kittel
Gamaschen
Damast
Mohair
Chiffon
Moiré
Taft
Gaze
Sofa
Diwan
Ottomane
Alkoven
Matratze
Karaffe
Tasse
Sorbett
Arabischen:

Ingwer
Kümmel
Muskat
Zimt
Safran
Granat
Dattel
Kastanie
Alkohol
Limonade
Kandis
Zucker
Risiko
Traffik
Tarif
Scheck
Sterling
Magazin

Foto "Bauchtanz" von unbekanntem marrokkanischem Fotograf für 20 Dirham erworben.
(Veröffentlicht in "Wir über uns", Zeitung von und für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreissparkasse Sangerhausen, Ausgabe 21, Dezember 1999/Januar 2000)
Reisenliste