Klassentreffen 2024
50 Jahre aus der Schule Sterley

1974 – 2024, das ist ein halbes Jahrhundert. Schülerinnen und Schüler kamen in Mölln zusammen, um sich an alte Zeiten zu erinnern. Manfred Maronde hatte eingeladen und eine Rede vorbereitet. Er freut sich mit den anderen über die Anwesenheit von Helga Walsemann. Sie war die Klassenlehrerin. Vor wenigen Wochen feierte sie ihren 85. Geburtstag, vier ihrer Schützlinge von einst haben sie in ihrem Haus in Mölln besucht.

Nun sind am 1. Juni 2024 von damals 27 Entlassschülern 13 versammelt und hören zu, diskutieren, widersprechen. Maronde wollte zuerst die Ansprache auf Plattdeutsch halten, meinte aber, die Zuhörer würden ihn dann nicht verstehen. Diese Unterstellung rief deutlichen Widerspruch hervor, haben doch viele Eltern mit ihren Kindern damals Niederdeutsch gesprochen, die Kleinen aber auf Hochdeutsch geantwortet. Ihre einstige Lehrerin war zwanzig Jahre lang die Niederdeutsch-Beauftragte im Kreis Herzogtum Lauenburg.

In Sterley gibt es heute noch eine Grundschule. Der Hauptschulzweig wurde vor etlichen Jahren nach Ratzeburg abgegeben. Als für die damaligen Schüler die Schulpflicht begann, bestanden in den Dörfern noch Volksschulen, meist mit nur einem Lehrer in einem Klassenraum, wie in Salem und Brunsmark, zwei wie in Hollenbek und Seedorf und drei in Sterley. Die alten Lehrer machten noch vom Rohrstock Gebrauch, bei den Jungen auf den Po und bei den Mädchen in die hohle Hand. Ende der 1960er Jahre setzte sich die Einsicht durch, das Bildungsniveau in den Dörfern an jenes in den Städten anzugleichen. Hierzu wurden Dörfergemeinschaftsschulen geschaffen. Die Schüler wurden nun mit Bussen abgeholt und zurück gebracht. 1971 ging das neue Schulgebäude mit später insgesamt 18 Klassenräumen in Sterley am Ortsausgang nach Seedorf in Betrieb.

Der Entlassjahrgang 1974 war der einzige, den Frau Walsemann (abgesehen von einer Schwangerschaft) vier Jahre lang begleitete. Daher hängt sie besonders an ihren „Großen". Inzwischen ist etwa die Hälfte in Rente, die andere steht kurz davor. Eine Schülerin hat es auf 49 Berufsjahre gebracht – immer in demselben Betrieb. Andere gingen noch ein paar Jahre in weiterführende Schulen und konnten somit beruflich aufsteigen. Der erfolgreichste von den 27 war Carsten von Allwörden, der mit zwei seiner Brüder die elterliche Bäckerei in ein Großunternehmen mit zuletzt rund 200 Filialen ausbaute. Er starb jedoch als erster schon 2007. Auch andere wagten den Schritt in die Selbständigkeit: Einer übernahm eine Filiale von Kaufhaus Mohr, eine andere gründete ein Blumengeschäft, noch eine baute eine Praxis für Physiotherapie auf. Fazit: Auch ohne Abitur kann man Karriere machen.

Die Runde machte das besondere „Klassenbuch". Frau Walsemann hat es gleich 1974 angelegt. Darin tragen sich die einstigen Schüler mit einem kurzen Statement ein. Ergänzt wurde es mit Fotos von Klassentreffen, Familienanzeigen und ein paar Seiten aus dem „echten" Klassenbuch. Später, wenn in einigen Jahrzehnten auch die letzten der heute Mittsechziger aus ihrem Leben scheiden, soll dieses Buch in das Kreisarchiv gegeben werden.

Klassentreffen 2014 von Sterleyer Schülern nach 40 Jahren:
"Kinder, wie die Zeit vergeht..."

mit dieser Zeile, mit diesem Seufzer beginnt die Einladung. Sie ist bebildert mit Fotos von einem Klassenausflug, vom Schwimmlehrgang, vor der Schule - und den drei jüngsten Klassentreffen, als alle längst erwachsen waren.

Wie der „alten" Klassenlehrerin Helga Walsemann gleich beim ersten Telefonat auffiel, ist es auf den Tag genau vierzig Jahre her, als ihre „Großen" am 22. Juni 1974 aus der damaligen Grund- und Hauptschule Sterley-Seedorf entlassen wurden. Die „auf Lebenszeit gewählte" letzte Klassensprecherin hielt sich diesmal zurück, und derjenige Mitschüler (wohl der einstige Klassenprimus), der mehr als zwei Jahrzehnte weit außerhalb wohnte und aus privaten Gründen in seinen Heimatkreis zurück gekehrt war, wurde eingespannt. So kam es zu einer Rollenteilung: Schüler Manfred (das bin ich selbst, der Autor dieser Zeilen für einen Presseartikel) verhandelte mit Gastwirtinnen, dachte sich die Einladungskarte aus und verschickte einen Serienbrief. Letzteres nennt man heute „letter service". Er wäre jedoch hilflos gewesen, hätte nicht seine Mitschülerin Heidemarie fleißig fast alle Anschriften und Telefonnummern erforscht. Mit Freude rief sie 22 einstige Klassenkameradinnen und -kameraden von damals an, solche Dienste leisten bekanntlich „call center agents". Der Erfolg: Alle waren spontan mit dem Termin einverstanden und sagten zu.

Am Sonntagnachmittag trudeln nach und nach fast alle - zwei hatten noch abgesagt - in Groß Zecher am Schaalsee ein. Verwirrung stiftet anfangs nur einer, der noch nie bei einem Klassentreffen war, dessen Gesicht daher fremd wirkt, der sich jedoch hier gut aufgehoben fühlt. Die anderen bilden den „harten Kern", ihre Gesichter zeigen schon etwas mehr Falten, die Haare vorwiegend der Männer sind oft schon etwas angegraut, wenn denn noch welche auf dem Kopf sind.

Das obligatorische Klassenfoto lässt die Gesichter so vergnügt erscheinen - wieso? Die Mädchen haben spontan ein altes Volkslied angestimmt; der Gesang klingt so harmonisch, als hätten sie vorher regelmäßig geübt. Für Missstimmung sorgte anfangs der Umstand, dass zwei aus der Klasse in dem Trefflokal arbeiten, eine als Serviererin und der andere als Koch. Am Sonntag in der Hochsaison konnte die Chefin ihnen nicht frei geben, das wussten wir vorher. Aber die Beiden haben alles gut im Griff: Kaffee, Tee, Torte, Kuchen, Kaltgetränke bringen sie mit ihren Kolleginnen an die Tische. Das Grill-Büffet auf der Seeterrasse wurde des steifen Nordwindes wegen in den Gastraum verlegt, und direkt aus der Küche werden an eine lange Tafel viel Fleisch, Gemüse und Salat aufgetragen.

Wie jedes Mal werden Foto- und Poesie-Alben herum gereicht und alte Geschichten aus Jugendherbergen erzählt. Dazu kommen Neuigkeiten aus dem Leben: Wer ist - wieder oder nicht mehr - verheiratet, wer hat wie viele Kinder, wo gibt es Enkelkinder? Auch hierzu werden Fotos mit Stolz gezeigt. Obwohl „erst" Mitte Fünfzig, sind einige nicht mehr in ihrem Beruf, weil sie es körperlich nicht mehr können. Andere mussten ihre selbstständige Existenz aufgeben und sich in diese knifflige Lage einfinden, einer hat dagegen jüngst eine kleine Firma gegründet. Erst einen Todesfall musste die Klasse Mitte 2007 verschmerzen, für den die Klassenlehrerin eine Gedenkminute einlegte.

Einig sind sich alle, den Rhythmus von fünf Jahren beizubehalten. Aber dann sollen auch die Mitschülerinnen und Mitschüler, die nicht bis zur 9. Klasse dabei waren, wieder aufgespürt und mit eingeladen werden; darauf legt besonders die Klassenlehrerin Helga Walsemann Wert. Eine Herzensangelegenheit bleibt ihr auch das sog. „Klassenbuch", eine Sammlung von Fotos, Zeitungsanzeigen und kurzen Aufsätzen der Schüler bei ihren Treffen. Wie schon in der Schule, fällt es einigen leicht, anderen schwer, über ihr Leben kurz zu berichten. So freuen sich alle auf das nächste Wiedersehen im nordöstlichen Kreis Herzogtum Lauenburg, hoffentlich auch mit ihrer gar nicht so „alten Lehrerin Helga Walsemann (verglichen mit der inzwischen 98 jährigen damaligen Handarbeitslehrerin) und dem früheren Sportlehrer Detlef Rodust.

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Klassentreffen
Ein Klassenbuch der besonderen Art
Sterleyer Schüler blickten auf 35 Jahre im Beruf und 9 in der Schule zurück

So lange soll es schon her sein? Vor fast 35 Jahren, am 22. Juni 1974, war der letzte Schultag in der Grund- und Hauptschule Sterley-Seedorf. Die ersten Treffen der einstigen Schüler gab es noch im Jugendalter, dann zehn Jahre keines, und inzwischen hat man sich auf alle fünf Jahre geeinigt. Im Februar dieses Jahres hatten Heidi Tidow geb. Renzow und Dorothea Michaelsen geb. Maronde nach Hollenbek ins „Countryside Pub und Restaurant" eingeladen. Doch nicht einmal ein Dutzend hatte sich für das Klassentreffen angemeldet, so dass schon etwas Frust aufkam.
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Es war der 16. Mai 2009, Sonnabend, sechs Uhr abends, und die Spannung stieg. Das Rätselraten begann: Wer würde heute erscheinen? Die Ersten kamen ins Lokal, fielen sich um den Hals und kamen ins Plaudern. Einer der Männer sah sich das vom Tresen aus an - und gab sich erst dann zu erkennen. Nun stellte sich heraus, warum vorher so Wenige angerufen hatten: Die Telefonnummer hatte einen Zahlendreher. Die Runde wurde größer, es wurde lauter, bis der aus Klassenräumen ohne Lehrer bekannte Schallpegel erreicht war.

Die einstigen Schüler schauten einander an. Prächtige Frauens- und Mannsleute waren sie alle - das war schon mal klar. Einzelne haben ihren 50. Geburtstag bereits gefeiert, die übrigen planten ihn noch. So manch Eine oder Einer hatte Höhen und Tiefen durchlebt - und immer den Kopf oben behalten.

Gleich zum Schulende legte die Klassenlehrerin Helga Walsemann aus Mölln, welche die rund 30 Schüler von der 5. bis zur 9. Klasse unterrichtet hatte, ein besonderes Klassenbuch an. Eigentlich ist es eine Chronik. Darin sind viele Fotos aus der Schulzeit, vom großen Ausflug in die Rhön und von zurück liegenden Klassentreffen ebenso eingeklebt wie diverse aus den Zeitungen ausgeschnittene Anzeigen zur Verlobung, Hochzeit, Kindergeburt, Silberhochzeit und vom Tod einiger Lehrer. Leider gehört seit 2007 auch ein Zeitungsartikel dazu vom erfolgreichsten aller Mitschüler - der mit nur 48 Jahren tot zusammen brach. Ihm war es mit zwei seiner Brüder gelungen, aus einer Dorfbäckerei ein Unternehmen mit über 180 Filialen und über 700 Arbeitnehmern aufzubauen.

Die im April 70 Jahre alt gewordene Lehrerin war leider am Kommen gehindert durch ihr Enkelkind, das ihre inzwischen einzige Tochter ihr "schenkte". Von den Schülern haben alle Mädchen und die meisten Jungen geheiratet und insgesamt mehr Kinder geboren bzw. gezeugt, als sie selbst sind. Erst eine Mitschülerin ist wie die Lehrerin schon Oma.

Der Abend schritt fort, die obligatorischen Gruppenfotos mit inzwischen 16 Schülern wurden geschossen, und jeder testete die Qualität der Küche. Enttäuscht wurde nur die Organisatorin aus Hollenbek selbst, deren Bestellung verwechselt wurde.

Die Klassenchronik, die nach dem Essen weiter die Runde machte, enthält auch einige Seiten aus dem "echten Klassenbuch" von 1973/74, dessen Tinte vom Löschwasser beim Schulbrand 1996 leicht verwischt ist, aber die einzigartige Handschrift der Lehrerin kann dies kaum trüben. Auch die einstigen Schüler strengten sich an, die Fortsetzung ihrer Lebensläufe in das Klassenbuch leserlich einzutragen. Dies fiel Einigen schwer, sie lasen lieber die Geschichten der Mitschülerinnen und Mitschüler, bis Einzelne sich verabschiedeten - und ihnen hinterher gerufen wurde: "Du hast dich noch gar nicht eingeschrieben!"

Viele der Ehemaligen hatten weniger zu schreiben als noch vor fünf oder zehn Jahren - das Leben ist inzwischen ruhiger und stetiger geworden. Die Ehen - bei Einigen ist es die zweite - sind fast alle stabil, und die meisten Kinder sind aus dem Haus. So gut wie alle haben einen festen Beruf und die Meisten sind damit auch zufrieden. Einzelne haben sich noch zur Mitte ihres Erwerbslebens selbständig gemacht, z. B. mit einem Kaufhaus mit 48 Angestellten bzw. mit einem Blumengeschäft mit sieben Leuten. Aber die Last der enormen Verantwortung drückt auch auf ihnen. Bei den Einzelunternehmen aus Handwerk und Landwirtschaft scheint es leichter zu sein. Der Überraschungsgast des Abends war ein vergnügter Mann, der bisher zu keinem Klassentreffen dabei war, obwohl er immer im Einzugsgebiet der Dörfergemeinschaftsschule gelebt hat. Er hat übrigens vier Kinder - gemeinsam mit einer Mitschülerin.

So haben die heutigen Lehrer an der Schule genug Schüler zu unterrichten bekommen. Zwei Fragen blieben allerdings offen, welche die Lehrerin Frau Walsemann in ihrer Grußbotschaft im Klassenbuch vermerkt hatte: Ob man denn auch die einstige Schule einmal von innen besichtigen wolle und ob die zu Eltern gewordenen ehemaligen Schüler ihren Kindern denn auch die niederdeutsche Sprache näher gebracht hätten? Helga Walsemann setzt sich seit vielen Jahren - begonnen mit dem Wettbewerb "Schölers leest Platt" bis zum "Haus Mecklenburg" in Ratzeburg für den Erhalt der Heimatsprache ein. Aber leider geht es den meisten wie mir: Unsere Eltern haben zu uns Kindern plattdeutsch gesprochen - und wir haben hochdeutsch geantwortet.

Kurz bevor sich die Runde auflöste, gingen Namen um von denjenigen, die (wieder einmal) nicht gekommen waren. Sogar die Frage, ob man sich noch öfter treffen sollte, wurde gestellt. Aber es wird wohl erst wieder in fünf Jahren eingeladen. Dabei soll der betagten Lehrerin das Vorschlagsrecht für den Termin überlassen werden. Den Teilnehmern - drei wohnen rund 200 Kilometer entfernt - sei gedankt, dass sie sich getraut haben, den Übrigen Mut zugesprochen, beim nächsten Mal nicht fern zu bleiben. So sind alle schon neugierig auf ein Wiedersehen.
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Schüler der Sterleyer Schule feierten mit ihrer Klassenlehrerin Helga Walseman nach 30 Jahren
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Vor fast genau 30 Jahren, am 22. Juni 1974, war die Entlassung aus der Grund- und Hauptschule Sterley-Seedorf. Vor einem halben Jahr hatten Heidi Tidow geb. Renzow und Dorothea Michaelsen geb. Maronde - in Vertretung der quasi „auf Lebenszeit" gewählten Klassensprecherin - in den „Lindenhof" nach Seedorf eingeladen. Die Recherche der Adressen und Telefonnummern war schwierig, gelang aber bis auf einige Ausnahmen. Erst kurz vor dem Treffen wurden auch die älteren Jahrgänge, die vor der 9. Klasse die Schule verließen, hinzu geladen.

Am Sonnabend, 19. Juni 2004, fanden 18 ehemalige Schülerinnen und Schüler mit ihrer Klassenlehrerin Frau Helga Walsemann zusammen. Auch die fast 90-jährige Handarbeitslehrerin Fräulein Scharnweber war dabei und unterhielt sich rege.

30 Jahre nach der Schule sind alle Schülerinnen und Schüler Mitte 40, und damit „in vollem Saft und mit voller Kraft". Zehn Jahre nach dem letzten Treffen ist der „Spannungsfaktor der Wiedererkennungswert", wie es in der Einladung hieß. Manches Gesicht kam der Einen oder dem Anderen sofort bekannt unnd vertraut vor, manchmal musste nachgeholfen werden.

Jeder trug sich mit einer kurzen Geschichte in das „Klassenbuch" ein, das Frau Walsemann sorgfältig hütet und mit Fotos und Familienanzeigen anreichert. Hierbei und in den vielen Gesprächen haben sich alle gegenseitig auf den neuesten Stand gebracht. Alle „Mädchen" haben geheiratet, einige auch ein zweites Mal. Von den „Jungen" sind einzelne ledig geblieben, was für „Schulfreundinnen" von einst eine gewisse Versuchung darstellt. Viele haben Kinder, die schon erwachsen sind, wenige sogar schon Enkelkinder.

Aus allen, die die 9. Klasse abgeschlossen haben, ist beruflich etwas geworden. Es sind selbständige Unternehmer dabei (auch ehemalige, deren Betrieb unterging), die mehrere Dutzend Mitarbeiter beschäftigen, leitende und einfache Angestellte, Beamte und Handwerker. Frau Walsemann nimmt es mit Genugtuung auf, für diese kleinen und großen Karrieren ein solides Fundament gelegt zu haben.
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Ihren Wohnort haben die meisten Schüler von damals in Schleswig-Holstein, vor allem im Heimatkreis Herzogtum Lauenburg sowie dem Nachbarkreis Stormarn bzw. der Hansestadt Lübeck. Zwei hat es nach Nordfriesland „verweht", einer lebt als „Wahl-Ossi" in der Mark Brandenburg. Über ihre Eltern - soweit sie noch leben - oder Geschwister halten viele Kontakt zu ihrer Heimat.

Nicht selbstverständlich ist, dass bis auf zwei alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 1959 und 1960 noch leben. Mehr oder weniger gesund und kräftig fühlen sich eigentlich alle, auch wenn schon das eine oder andere Rückenleiden die Mobilität einschränkt. So war das Thema „Krankheit und Tod" für diese Klasse noch keins, was sich leider in Zukunft ändern wird.

Die Stimmung war ausgelassen, manche lustige Begebenheit von damals wurde erzählt und aufgefrischt - und sogar eine Versöhnung nach 28 Jahren gab es. Die mitgebrachten Fotos wurden ausführlich betrachtet und die Namen den kindlichen Gesichtern zugeordnet. Auch die liebevoll gehüteten Poesie-Alben stimmten nachdenklich. Dazu erklangen die Hits von damals aus dem Kassettenrekorder.

Wie gut und mitunter großzügig die Klassenlehrerin zu der 5. bis 9. Klasse damals war, zeigte sich beim Schmökern in alten Schulheftern. So gab es Punkte, Sternchen und Einsen auch, wenn es mit der Schreibweise oder dem Ausdruck etwas haperte. Manch eine damals mühsam abgerungene Formulierung sorgt heute für Gelächter.

Einig waren sich alle, sich künftig alle fünf Jahre im Juni zu treffen. Den Teilnehmern sei gedankt, dass sie sich getraut haben, den Übrigen Mut zu gesprochen, beim nächsten Mal nicht fern zu bleiben. Auch zur fülligeren Figur, dem weniger oder grau werdenden Haar oder einem gepflegten „Het all mien Geld kost"-Bauch sollte jeder stehen wie zu seiner Biografie. So freuen sich schon jetzt alle auf ein Wiedersehen. (Foto unten: Klassentreffen 1994)

(Erschienen in den "Lübecker Nachrichten" am 2. Juli 2004)
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Klassentreffen nach 25 Jahren
Bankkaufleute feiern ein Wiedersehen

Im Sommer 1979 hatten 27 Auszubildende nach drei - nur einer nach 2 ½ - Jahren ihre Ausbildung abgeschlossen, bis auf eine Ausnahme alle mit Erfolg. Eine Mitschülerin, die viele Jahre zum sechsköpfigen „vierteljährlichen Berufsschultreff" gehört, lud die damaligen Lehrjahrskollegen in die „Alte Meierei" nach Schwarzenbek ein. Immerhin 14 Sparkässler und ein Banker fanden sich am Freitag, 3. September 2004, zusammen.

Für diejenigen, die nicht mehr im selben Betrieb arbeiten, war es mitunter mühsam, sich an die Namen zu erinnern. Hierbei hatten die meisten unabgesprochen ein Hilfsmittel mitgebracht: eines der wenigen Gruppenfotos von der Abschlussfete in Kröpelshagen-Fahrendorf. So wurden auch über andere Feiern wie die verregnete Grillparty in Farchau am Ratzeburger See oder über das Wochenende an der Sparkassen- und Verwaltungsschule Bordesholm bzw. der genossenschaftlichen Bildungseinrichtung in Rendsburg in der „Schneekatastrofe" von 1979 aufgefrischt.

Alle haben ihren Weg gemacht, die meisten im Ausbildungsunternehmen Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg, oder deren fusionierten Vorgänger Verbandssparkasse Schwarzenbek und Möllner Sparkasse. Eine Anzahl hat sich auf der Karriere-Treppe nach oben gearbeitet, die anderen haben den Platz, an den sie gesetzt wurden, angenommen. Am weitesten herum gekommen ist der damalige Klassenbeste, der als erster mit „sehr gut" seine Kaufmannsgehilfen-Prüfung bestanden hat, und jetzt im vierten Unternehmen und vierten Bundesland (Brandenburg) arbeitet.

Welches Lebensmodell das bessere ist - ob Karrieretripp oder solide Basisarbeit, ob Familie oder Single-Dasein - darüber gingen die Gespräche bis spät in die Nacht. So neidet nicht jeder der mittleren oder oberen Führungskraft deren Stress, auch um den Wettlauf der erfahrenen Praktiker mit den jungen Akademikern. Auch Singles mussten hören, dass Partnerschaft und Kinder nicht nur Glück und Geborgenheit, sondern auch Sorgen und Ängste um den Werdegang des inzwischen fast erwachsenen Nachwuchses mit sich bringen. Singles sind dies nicht alle aus Überzeugung, sie stehen jetzt am Wendepunkt, ob sie das Versäumte noch nachholen oder ihr Leben für sich weiter führen wollen. Familien-Mütter und -Väter meinten auch, jetzt mehr Zeit für sich selbst haben zu wollen, wenn sich die eigenen Kinder aus dem Elternhaus gelöst haben werden.

Eines aber konnten alle mit Genugtuung feststellen: Ein „schwarzes Schaf" haben wir nicht unter uns, das „mein und dein" nicht unterscheiden konnte und aus dem Bankgeschäft entfernt werden musste. Und so werden sich alle wieder an ihre Arbeit machen. Bei der Einladung hatte eigenartigerweise niemand daran gedacht, die beiden Berufsschullehrer Boockhoff und Kassow zu benachrichtigen, denen alle einen Großteil ihres Erfolges im Beruf letztlich zu verdanken haben.

Ob der Antrag des entferntest wohnenden Kollegen, sich künftig alle fünf Jahre zu treffen, angenommen wird, bleibt offen. Er wird sich jedoch frühzeitig etwas für einen zweitägigen Treff an seinem jetzigen - oder künftigen - Wirkungsort einfallen lassen und alle erreichbaren und hoffentlich noch lebenden und gesunden Kollegen mit dann um die 50 Jahren zusammenrufen.

(Eingesandt an die "Lübecker Nachrichten")

Texte und Fotos: Manfred Maronde
 
               

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