5 Die Schlachtfelder
5.1 Wallensteins Lager

Schon am ersten Abend wollten wir „Wallensteins Lager" bei Nürnberg begehen. Wir fanden das Lager nicht. Zugegeben, es bestand nur einige Monate und ist seit Jahrhunderten nicht mehr da. Unsere Suchfahrt mit dem Bus nach Spuren ergab nur einen Regionalbahnhof „Altes Lager". Offenbar hat der Neubau des Rhein-Main-Donau-Kanals („die größte Dummheit seit dem Turmbau zu Babel") hier die Topografie so durcheinander gebracht, dass das Ufer der Pegnitz nun ganz versteckt liegt.

Nachdem die Truppen des Schwedenkönigs Gustav Adolf 1632 bis in den süddeutschen Raum marschiert waren, sahen sich die Habsburger in ihren Kernlanden unmittelbar bedroht. Die Invasion schien unausweichlich. General von Wallenstein forderte nun die alleinige Entscheidungsgewalt über Krieg und Frieden. Gustav Adolf wollte Bayern in die protestantische Sphäre einverleiben. Aber die bayrischen Bauern wollten nicht vom Katholizismus „befreit" werden. Wallenstein reagierte mit Härte. Auf Flugblättern hieß es: „Bet, bet, morgen kommt der Schwed!" Gustav Adolf hatte sich mit seinem Heer in der Stadt Nürnberg verschanzt, um dort auf Nachschub zu warten. Wallenstein blieb nichts anderes übrig, als sein 100.000-Mann-Heer außerhalb lagern zu lassen. Es war das größte Feldlager der Militärgeschichte. Dort waren zerlegbare Holz-Fertighäuser für die Offiziere und Zelte für die Pferde aufgebaut. Es wurden 64.000 m³ Erde bewegt, das entspricht heute 21.000 Lastwagenladungen. Während der 70 Tage entstanden allein 4 Tonnen Abfall pro Tag. Entsprechend müssen die hygienischen Verhältnisse gewesen sein. Die Toten durch Epidemien und Seuchen wurden nicht gezählt. Von den Schweden ist bekannt, dass sie bei der Belagerung 19.000 Soldaten verloren, das sind 300 Tote pro Tag. 27

5.2 Der Weiße Berg
Wir „eroberten" Prag von Westen her - vom Schlachtfeld am „Weißen Berg" aus, das nah an der westlichen Straßenbahn-Endhaltestelle von Bebauung frei gehalten worden ist, aber außer einer spärlichen Denkmalpyramide nichts vorzuweisen hat.

Die von Bayern dominierte katholische Liga unterstützte Kaiser Ferdinand II, indem sie ihm eine Armee zur Verfügung stellte. Unter dem Feldherrn Terclaes von Tilly rückte diese in Böhmen ein. In der Schlacht am Weißen Berg siegten die Kaiserlichen, der „Winterkönig" Friedrich von der Pfalz musste fliehen. 28 Die Schlacht, in der 40.000 katholische Reiter gegen 13.000 protestantische Soldaten antraten, dauerte nur eine Stunde. 29

5.3 Die Schlacht bei Königgrätz bzw. Sadowa

Mitten im Sommer, am 3. Juli 1866, tobte hier die Entscheidungsschlacht im Deutschen Bruderkrieg. Wir haben diese offene, leicht hügelige Agrarlandschaft begangen und viele Denkmäler betrachtet. Gestorben wurde vor allem im Hohlweg unterhalb des Dorfes Chlum, der noch zu sehen ist. Die Kirche wurde wieder aufgebaut, wir waren drinnen.

Das kleine Museum, das (wie ist es möglich?) an einem Montag verschlossen war, und dessen Schlüssel angeblich bei einer Angestellten in Königgrätz verwahrt wurde, haben wir einen Tag darauf angeschaut. Es lohnt sich. Dort werden Dioramen, ein Modell des Schlacht-geländes, div. Uniformen und das Bild aus dem Hohlweg in Kopie gezeigt (unten).
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Trotz der Bedenken des Italien erfahrenen österreichischen Feldzeugmeisters Ludwig von Benedek, der in Folge von Hofintrigen an die Nordfront abkommandiert worden war und in ersten Gefechten die Überlegenheit Preußens erkennen musste, drängte Kaiser Franz Joseph auf eine Hauptschlacht. Die österreichisch-sächsischen Truppen - noch mit alten Vorderladern ausgerüstet, während die Preußen unter dem auch taktisch überlegenen Helmuth von Moltke bereits über das Zündnadel-Gewehr verfügten - erlitten eine den Krieg entscheidende Niederlage. 30

Aber am Rande des Schlachtfeldes gibt es auch eine Kuriosität: Das Gasthaus zum „Feuerwerker Jaburek". Nachdem wir schon aus einem Film von ihm gehört hatten, und zwar in einem Lied, kehrten wir dort zum „Frühschoppen" ein.

An die Wand im Hinterzimmer waren zwei Ölgemälde gemalt. Lied und Bilder erzählen vom braven Kanonier Jaburek. Dieser lädt und lädt, oder wie es dort heißt, ladet und ladet, seine Kanone immer wieder. Ihm wurden die Arme weg geschossen, doch er ladet, jetzt mit den Füßen. Schließlich wird ihm sogar der Kopf weg geschossen, er ladet und ladet immer weiter. Sein Kopf fliegt an einem General hoch zu Ross vorbei. Jaburek entschuldigt sich: „Ich melde mich. Salutieren kann i leider net".
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