6.2 In Georgien
6.2.1 Ikalto
Nahe der Kleinstadt Telawi bzw. Telavi besuchten wir die frühere, bis 1616 betriebene,  Akademie von Ikalto, die im 6. Jh. als Kloster gegründet wurde. Sie galt als Hochburg der georgischen Wissenschaft, hier soll auch der Nationaldichter Schota Rustaweli studiert haben. 59 Gebäude-Fundamente wurden um die Hauptkirche Christi Verklärung ausgegraben.
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6.2.2 Mzcheta (Mtskheta)
Die nur siebeneinhalb Tausend Einwohner zählende Kleinstadt liegt am Zusammenfluss mit Staudamm von Aragwi und Kura. Als heiligster und geschichtsträchtigster Ort bildet Mzcheta das religiöse Zentrum Georgiens. Seine Kathedrale und Klöster gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Prof. Matthée nennt Mzcheta das Herz der Nation, Tiflis das Haupt.

Mit Blick auf die Altstadt steht auf der Felsnase die älteste Kreuzkuppel-Kirche Georgiens im Jvari- bzw. Dschwari-Kloster, also Kreuzkloster. Hier soll die Heilige Nino ein hohes Holzkreuz aufgerichtet haben.
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Das Weinrebenkreuz soll der Legende nach von Ninos Zopf zusammen gebunden worden sein. Die Kirche entstand 586 - 604. Die Maßverhältnisse, der durchdachte Baukörper mit dem vollendeten Mauerwerk verdienen Bewunderung. Die Wölbung der Kuppel soll den Himmel und damit die Wohnung Gottes symbolisieren.

Wer war Nino? Überliefert ist sie als eine kräuterkundige Heilerin, die im 4. Jh. hier in Mzcheta lebte. Die totkranke Königin Nana ließ sich zu Ninos Hütte tragen und wurde nach einem Gebet bald geheilt. König Mirian wollte sie mit Gold und Silber belohnen, doch sie verwies auf ihren Gott, der ihr die Kraft zur Heilung gegeben hatte. - Daraufhin ließ der König hier die Kuppelkirche errichten und machte das Christentum zur Staatsreligion. 49
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Das einstige Frauenkloster Samtawro, um die Kapelle der Heiligen Nino errichtet, glänzt mit seiner Erlöser-Kirche, deren herrlich plastische Fassade von reichhaltigen Steinmetzarbeiten geschmückt wird.

Höhepunkt der Klosterstadt ist die Kathedrale Sweti Zchoweli (Svetiskhoveli), zu deutsch „Leben spendende Säule". Vier wuchtige Pfeiler tragen eine hohe Kuppel seit einem Jahrtausend. Der Legende nach sollte ursprünglich das Dach von Säulen aus Holz gestützt werden. Doch eine dafür vorgesehene Zeder ließ sich nicht fällen. Erst nach langen Gebeten erschien ein Engel, hob seine Arme, und der Baum stellte sich an den vorgesehenen Platz. Die Zeder hat wiederum ihre Legende. Sie soll drei Jahrhunderte lang an der Stelle gewachsen sein, wo das Leichenhemd Christi vergraben wurde. Dieses brachte Elias aus Jerusalem nach Mzcheta, um es seiner Schwester Sidonia zu schenken, die dann verstarb. Überreste einer Holzkirche wurden tatsächlich ausgegraben.

Die Kathedrale diente den Königen der Bagratiden-Dynastie als Begräbnisstätte. 50 Ganz oben am Giebel ist in Stein gemeißelt die abgeschlagene „Hand des Baumeisters" Arsukidse zu sehen, die angeblich verhindern sollte, dass ein weiteres ebenso großartiges Bauwerk entstehen könnte. Bandornamente am Mauerwerk symbolisieren die Unendlichkeit göttlicher Verheißung. Die stilisierten Schwanzfedern von Pfauen stehen für die zwölf Apostel bzw. die dreizehn syrischen Väter, die als Wandermönche nach Georgien kamen.
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6.2.3 Ananuri
An der georgischen Heerstraße, oberhalb des Jinwali-Stausees, lag einst die Residenz der mächtigen Feudalherren von Aragwi. Die in der Festung gelegene Kirche ist dekorativ mit zahlreichen Tier- und Pflanzenmotiven verziert. Der etwas grob wirkende Turm ist nicht mit der Kirche verbunden und wurde zu Wohn- und Wehrzwecken genutzt.
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6.2.4 Gergeti in Sminda Sameba bei Stepanzminda
Zu deutsch St. Stephan, ist dieser etwa 1.700 m hoch gelegene beschauliche Ort nah dem Kamm des Großen Kaukasus nach dem ersten christlichen Märtyrer Stephanus benannt. Hier wurde auch der georgische Romanschriftsteller Aleksandre Kasbegi geboren, siehe 7.5. Oberhalb, auf dem Berg Kwemi Mta in 2.170 m Höhe, ragt vor der grandiosen Kulisse des von Schnee bedeckten Kazbegi die Kuppelkirche Zminda Sameba, zu deutsch Dreifaltigkeitskirche, aus dem 14. Jh. auf. 51 Das Dach erhielt gerade ein neues Kupferdach, das in der Sonne rötlich glitzerte (siehe rote, kostbare Kupferblechrolle links unten auf dem Foto rechts).
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Wie kein anderes Bauwerk symbolisiert die Gergeti-Kirche das harmonische Gefüge von georgischer Baukunst und vielgestaltiger Landschaft.

Die staubige Sandstraße führt zunächst über den reißenden Terek-Fluss durch ein Dorf den Hang hinauf, meist von Bäumen beschattet. Eine gute Wegstunde sollte man einplanen. Unsere älteste Mitreisende benötigte nur die halbe Zeit. Eine unserer treuesten Mitreisenden war beim Abstieg in der Mittagshitze am Ende ihrer Kräfte und musste von zwei Damen gestützt werden. Im Dorf befand sich eine Baustelle, um eine neue Wasserleitung zu verlegen. Daher war ab Mittag die Durchfahrt ganz unmöglich, was wir zu spät erfuhren, es konnte uns kein Taxi abholen. Ein Bauarbeiter (rechts, mit rotem Hemd) wollte mit seinem weißen Lada helfen, kam aber weder weit noch durch. Erst ein von mir vor seinem Haus angesprochener junger Georgier, dessen Schwester Deutsch gelernt hatte, konnte einen Freund mit schwarzem Uralt-Lada anrufen, uns wenigstens den kleinen Rest bis Stepanzminda zu fahren.
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6.2.5 Uplistsiche (Uplistsikhe)
Nur zehn Kilometer von Gori, am Fluss Kura, liegt auf einem Felsplateau die Festungs- und Höhlenstadt, die seit 1993 auf der Liste des UNESCO-Welterbes steht. Der Name soll übrigens „Gottes Burg" bedeuten. Hier siedelten schon Menschen in der Bronzezeit. Bereits im 6. Jh. v. Chr. entstand die Festung, bei der sich ein Handelspunkt an der Seidenstraße entwickelte, der erstmals im 1. Jh. urkundlich erwähnt wurde. Vom 8. bis 11. Jh. war der Ort Zentrum der Bagratiden, bis Davit der Erbauer die Residenz nach Mzcheta verlegte. Im 13. Jh. gelang es dem Mongolen Ugedai Khan, die Festung einzunehmen und zu zerstören.
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Die mit Fresken bemalte Fürstenkirche aus dem 10. Jh. bildet im wahrsten Wortsinne den Höhepunkt. Die große Felsenhalle Tamaris Darbasi wird von zwei gewaltigen Säulen gestützt. Neben vielen Wohnhäusern gab es ein Theater, eine Apotheke, Bäckerei, ein Lager, einen Markt - und ein Gefängnis. In heidnischer Zeit wurden in fünf Tempeln den Tiergöttern geopfert. Wasser und Abwasser wurden in getrennten Rinnen transportiert. 52 Ein Tunnel im Fels mit einer Treppe darin diente dem Zugang, heute wird über eine frisch erbaute, frei tragende Eisentreppe mit Holzgitterstufen auf- und durch den Tunnel abgestiegen. - Die Kühle im Tunnel tat gut - nach 36 ° im Schatten auf dem Felsplateau.

6.2.6 Motsameta
(Foto rechts)

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