6 Kirchen und Klöster
6.1 In Armenien
6.1.1 Etschmiadsin (Echmiadzin)
Vom 2. bis 4. Jh. war die Stadt 20 km westlich von Eriwan armenische Hauptstadt. Der Katholikos Aller Armenier, das kirchliche Oberhaupt, residiert bis heute hier. Der Ortsname bedeutet in etwa „Herab gestiegen ist der Eingeborene", da hier Gregor dem Erleuchter der Christus erschienen sein soll. 42

Drei bekannte Kirchen finden wir heute in Etschmiadsin, das gemeinsam mit Swartnoz UNESCO-Weltkulturerbe ist: die Kathedrale, St. Gayane und St. Hripsime.

Die Kathedrale soll die älteste Kreuzkuppelkirche mit freien Kreuzarmen sein; ihre Hauptmauern stammen aus dem Jahre 303, gleich nach der Gründung dieser ältesten Staatskirche der Welt (links).
Bildname
Die Hauptkathedrale ist seit 1471 wieder Zentrum der armenischen Kirche. Der Glockenturm mit persischen Bauformen stammt aus dem 17. Jh. Bedingung der Perser: Ein Bildnis vom Schah musste angebracht werden.

Die Kirche St. Gayane (auch Kayané) wurde 630 - 641 n. Chr. gebaut zum Gedenken an eine Äbtissin, die hier gesteinigt worden war. Sie ist eine dreischiffige Basilika an Stelle einer älteren Vorgängerin. Der Vorbau mit offener Galerie ist ein Jahrtausend jünger. Im Tympanon ist rechts die Hl. Gayane zu sehen.
Bildname
In den beiden Kirchen befindet sich unter dem Altar, zugänglich über die linke der beiden Sakristeien, in einer kleinen Krypta je ein Grab einer Heiligen. Sonst sind Gräber innerhalb von armenischen Kirchen eher selten.

Im Kirchenbezirk liegt auch ein alter Friedhof auf einem leichten Hügel. In der Nähe sehen wir die Baustelle einer neuen Bibliothek. An der Stelle eines alten Observatoriums wurde zum 1.700-Jahr-Jubiläum ein Freialtar errichtet.

Hier hielt Papst Johannes Paul II. 2001 einen Gottesdienst ab (rechts). Bis dahin war das Verhältnis der armenischen zur katholischen Kirche ganz schlecht. Hinter einem Torbogen lugt der Palast des Katholikos hervor.
Bildname
Bildname
Ein Haus für das Geistliche Seminar rundet den Kirchenbezirk ab. An seiner Wand wurde eine lange Reihe verschiedener Kreuzsteine aufgestellt, die uns Frau Mariné erklärte. „Als Sonnensymbole entstanden Hakenkreuze, aus denen sich das armenische Kreuz entwickelte". Das sog. Golgata-Motiv mit einem großen Mittelkreuz, flankiert von zwei kleinen Seitenkreuzen, herrscht vor. Das Hauptkreuz wächst oft aus einem Lebensbaum hervor. Nur vier Kreuzsteine zeigen Christus den Erlöser (links).

6.1.2 Geghard
Das Kloster liegt am Eingang zum oberen Azat-Tal und gehört seit 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Mit vollem Namen heißt es Geghardavank, was „Kloster zur Heiligen Lanze" bedeutet. Der Apostel Thaddäus soll diese Reliquie herbei gebracht haben, die jetzt in Etschmiadsin verwahrt wird. Das Kloster soll bereits im 4. Jh. vom Hl. Gregor bei einer heidnischen Quelle gegründet worden sein.
BildnameBildname

Nach der Zerstörung durch Araber wurde es 1215 neu errichtet. 43 Das Kloster befindet sich teilweise in Felshöhlen (auf dem vorbildlichen Plan grau, gemauerte Bauten schwarz). Im „Wappen" wird ein Stier gezeigt, der von einem Löwen angegriffen wird. Das Relief eines Pfaues steht für den Glauben, sein Fleisch verfaule nicht, was ihn zum Symbol der Unvergänglichkeit macht. Der Granatapfel steht für das Paradies; er soll 365 Kerne haben.
Bildname
Bildname
Es ist übrigens erlaubt, über die Grabplatten zu gehen, wie Frau Mariné zu unserem Erstauen erwähnte. Die darunter liegenden Sünder, auch Adlige, büßen so. Von oben nach unten versetzte Riffeln an der Türzarge symbolisieren strömendes Wasser (links). Die Kuppel über der Vorhalle mit den Stalaktiten nennt sie ausdrücklich armenisch, nicht seldschukisch. In einer Kapelle, die in den Fels gemeißelt ist, entspringt eine Quelle.

6.1.3 Garni
Die Kleinstadt liegt 30 km östlich von Eriwan am Azat-Fluss, über der Schlucht mit der „Basalt-Orgel" von Awan. Einige Jahrhunderte war Garni Sommerresidenz der armenischen Könige. Innerhalb seiner Festung ließ König Tridates I. im 1. Jh. n. Chr. einen Mithras-Tempel errichten - von römischen Steinmetzen und mit römischem Geld, denn er hatte als Vasall vom Kaiser Nero seine Krone empfangen. Der Bau hat 24 ironische Säulen.
Bildname

Zugeweht unter Erdschichten war er viele Jahrhunderte geschützt, aber nach dem Erdbeben von 1679 lag er drei Jahrhunderte in Trümmern, wurde 1909 entdeckt und 1966 zum Teil mit originalen Materialien rekonstruiert 44 - sehr gut, wie wir finden. Uns wurde sogar von einem Mann im Tempel auf der Duduk-Flöte vorgespielt (Foto rechts).

Der Tempel (rechts) wurde bei der Einführung des Christentums nicht zerstört wie so viele, weil sie nicht geostet waren, sondern diente als Empfangssaal des Königs rechts neben der Sionskirche, von der noch das Fundament in Form eines Kleeblattes ausgegraben werden konnte. Auch ein königliches römisches Bad gab es in der Nähe, mit Mosaikfußboden und Heizung, aus dem 3. Jh.

zurück   Übersicht   weiter
Bildname