4.5 Saalfeld
Die Siedlungsstelle ist uralt: 899 wurde sie als fränkischer Hof "cura salavelda" erstmals erwähnt, im 10. Jh. wurde sie Königspfalz und für 1208 war sie als Stadt bezeugt. Die Residenzstadt gehörte zu verschiedenen sächsischen Herzogtümern, zuletzt zu Sachsen-Meiningen. Heute ist sie mit rund 28.000 Einwohnern Kreisstadt für Saalfeld-Rudolstadt. 20
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Unser Rundgang begann auf dem weiten Marktplatz mit Frau Anne Gollinat, die uns die Stadtgeschichte nach Märchenart erzählte. Nicht nur die als "Feengrotten" bekannten Tropfsteinhöhlen geben dazu Anlass. Der Ort macht mit breiten Grundstücken und Straßen einen heiteren und weitläufigen Eindruck, denn er sollte einst Reichsstadt werden. Die Blütezeit war das 16. Jh. Besonders gern erwähnte die Führerin den Bürgermeister, der nicht lesen und schreiben konnte - und dennoch in guter Erinnerung blieb.

Jede gute Stadtführung zeigt zuerst das Rathaus, das von Saalfeld erblüht in schöner früher Renaissance seit 1529 - 37 und prahlt mit seinem Wappen geschmückten Erker (rechts). Im 1. OG ist der Ratssaal, im 2. OG die einstige Tuchhalle eingebaut. Das Wappen zeigt auf grünem Grund zwei silberne Barben. Hinter dem Rathaus steht ein massiver Rundbau, genannt die "Hutschachtel". Wie sich denken lässt, diente sie zeitweilig (zuletzt der Stasi) als Kerker, heute als Archiv.
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Zurück auf dem Markt kehrten wir kurz in den "vornehmsten und saubersten Gasthof", heute Hotel "Adler", ein, mit derben Wandbildern von Kurfürst Johann Friedrich dem Großmütigen (richtig, der auch auf dem Markt in Jena steht) und Elisabeth Anna der Großzügigen. Als die Kellergewölbe einstürzten, überlebte der Kurfürst.

Wir zogen weiter, vorbei an der ehemaligen Stadtapotheke mit farbigen Giebeln (links) zum Darrtorturm, den wir 85 moderne Holzstufen hoch erstiegen (Foto rechts). Von oben kann die ganze Stadt überblickt werden, auch die Burgruine "Hoher Schwarm" aus dem 12./13. Jh.
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Außer dem "Adler" ist das andere der beiden ältesten Häuser die romanische Ratsapotheke. Sie wurde um 1180 als Wohnturm des kaiserlichen Stadtvogts erbaut - und lässt das Herz jedes Romanikfreundes höher schlagen (links).

Die Stadtpfarrkirche St. Johannes von 1380 bis 1514, deren Langhaus mit Bündelpfeilern einem Hallentyp ähnelt, fanden wir sehr laut, hierin wurde Orgelspiel geübt. Wir gingen zum vorderen nördlichen Seitenschiff, zur Veronika-Kapelle. Der schöne Altar zeigt die Kreuzabnahme. Der Außenbau ist  filigranartig mit figürlichem Schmuck bedeckt. Am Westportal sehen wir das Jüngste Gericht. An die Südwestecke ist eine Außenkanzel angefügt. 21
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Den Nachmittag begannen wir im Stadtmuseum im einstigen Franziskaner-Kloster aus dem 13. - 16. Jh. Die weitläufige Ausstellung mit gotischen Schnitzaltären in Augenhöhe, alten Stadtansichten und allerlei Gut bis hin zum Richtklotz mit -beil (links) verteilt sich über den Gebäudekomplex, unmöglich, alles anzuschauen. Zum Schluss fuhren einige von uns mit dem Lift bis unter den ausladenden Dachstuhl, dessen Zimmermannsarbeiten an ein umgestülptes Schiff erinnern (links unten). In der Etage darunter befindet sich über die gesamte Fläche der große Festsaal mit Stuckdecke.

Am Ortsausgang schauten wir in die Martinskapelle (unten rechts). Dieser spätromanische Bau aus der 2. Hälfte des 13. Jh. ist eine Freude - von außen wie von innen. Die Wand der Empore zieren bäuerlich-derbe Gemälde der 12 Apostel, dazu Schriftbänder.
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4.6 Rudolstadt
Mit rund 25.000 Einwohnern nicht ganz so groß wie die Schwesterstadt Saalfeld macht Rudolstadt einen eher trüben Eindruck. Viele Häuser stehen leer und sind vernagelt. 776 wurde der Ort bereits erwähnt, zur fränkischen Burg kam eine Höhenburg der Grafen von Orlamünde, und 1326 wurde die Siedlung als Stadt genannt. Der Ortsname wandelte sich von "Rudolfestat" über "Rudolfistat", "Rudelstat", "Rudolffstatt" zu "Rudolstatt". 22 Rudolstadt kam 1334 zu Schwarzburg und blieb von 1571 - 1918 Residenz von Schwarzburg-Rudolstadt.
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Glanzpunkt, quasi  eine Stadtkrone, ist die Heidecksburg, die sich über eine schattige Betontreppe mit nur 178 Stufen ersteigen lässt. Das dreiflügelige Schloss entstand im Barock von 1737 - 70. Es ersetzt ein abgebranntes Renaissanceschloss von 1573. Etwas fränkische, etwas rheinische Heiterkeit gab dem Festsaal das Gepräge, der wie die Raumfluchten ringsum, mit Stuckaturen und Malerei verziert ist. Die Heidecksburg darf als qualitätvollster Spätbarockbau Thüringens bezeichnet werden. Die Räume werden museal genutzt. 23

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