4.9 Assisi
Assisi wird in der Tat bestimmt vom Heiligen Franz. Wir besuchten mit der Stadtführerin Frau Simona Fanelli zuerst in der Unterstadt die Kirche Santa Maria degli Agneli. Dieses Monumentalbauwerk, eine der größten Kirchen der Welt, 1569 begonnen, überwölbt die kleine Portiuncula-Kapelle, (unten links) welche wohl aus dem 4. Jh. stammt. Die Fassade von Sta. Maria wurde nach einem Erdbeben 1802 ersetzt. Rechts im Chor ist die Sterbestelle des Hl. Franz. Die Kapelle unter der Vierung trägt außen und innen schöne Fresken.
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Angebaut an den Chor ist die Rosenkapelle. In der Oberstadt stießen wir unter den Strebebögen auf die Kirche Santa Chiara von 1257 - 60. Mit ihrer großen Fensterrosette wirkt sie "romanico-goticiano", wie Frau Fanelli sich ausdrückte. Auf dem Altar fanden wir den typischen Ikonenkranz mit dem toten Christus; unten küsst Franz das Stigma an Jesu Fuß. Nach Franz fastete seine Schwester Klara zu lange und zu oft. Die Hl. Klara liegt hier begraben.

Weiter führt die Hauptstraße zur Piazza del Comune. Hier stoßen wir auf die ungewöhnliche Giebelfront des römischen Minerva-Tempels. Sie bildet heute die Vorhalle für die Kirche Santa Maria sopra Minerva. Minerva war bei den Römern die Beschützerin der Kaufleute. Goethe fand auf seiner Reise diese Kirche "ein Werk von Barbaren". Daneben steht der Palazzo dei Priori aus dem 14. Jh. Weiter ging es vorbei am Oratorio di Pelegrini.

Wir kamen auf den großen Platz vor der Kirche San Francesco (im Bild rechts: Blick von fern). Dort bekamen wir zum besseren Hören in der Kirche Kopfhörer. Die einschiffige Doppelkirche kann von Westen in das obere und von Norden in das Untergeschoss betreten werden. Wir traten zuerst in die Unterkirche ein.
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Das Gewölbe über dem 1848 wieder entdeckten Grab von Franz aus Blaulapis ist noch ganz original. Franz auf dem Thron wurde von einem Giotto-Schüler dargestellt. Die Franziskaner sollen da beten, wo die Kreuzigung gemalt wurde. Zum Frühlingsanfang wird morgens die Tür geöffnet, ein Sonnenstrahl trifft dann auf das Bildnis von Maria. Der Weg durch die Tür führt hinaus zum doppelstöckigen Kreuzgang und von dort treppauf in die Oberkirche.

Das Gewölbe der Oberkirche ist beim Erdbeben 1997 stark beschädigt worden. Es gab elf Tote, darunter zwei Polen und zwei Verwalter der Kirche, die die nächtlichen Schäden prüfen wollten. Etwa 25 Mio. Euro kosteten die Reparaturen. Rund 30 % der Malerei von Cimabue wurden danach erneuert. Die gut erhaltenen Fresken an den Wänden des Langhauses stammen ebenfalls von Giotto als jungem Maler. Die Basilika San Francesco gehört seit dem Jahr 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Nach dem Mittagessen in einer von Deutschen gut besuchten Pizzeria wagten wir den Aufstieg zum Dom San Rufino. Er wurde bereits im 9. Jh. gegründet, 1228 geweiht und 1571 umgestaltet. Der Glockenturm stammt aus dem 11. Jh. Der normale klassizistische Raum ist innen mit gewöhnlichem Barock ausgestattet. Glasplatten im Fußboden zeigen alte Fundamente. Rechts steht noch das Taufbecken von Kaiser Friedrich II. (Bilder: 2 Tympani)
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Asisium wurde als römisches Municipium an der Stelle einer altumbrischen Siedlung erbaut. Der ostgotische König Totila zerstörte es 545. Die Stadt gehörte bis zum 12. Jh. zum langobardischen, dann fränkischen Herzogtum Spoleto. Unter Papst Innozenz III. (13. Jh.) und nach mehrmaligem Herrscherwechsel endgültig unter Pius II. (15. Jh.) kam Assisi zum Kirchenstaat.

Die Stadt an der Westseite des Monte Subasio wird von einer Festungsruine überragt, dem Rocca maggiore. Assisi ist nach Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela der viertwichtigste Pilgerort der Christenheit. Assisi in der Provinz Perugia zählt etwa 25.000 Einwohner.
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4.10 Perugia
Perugia hat nicht nur hohe Häuser, die Stadt selbst liegt sehr hoch - 493 Meter über dem Meer auf einem Höhenrücken zwischen Tibertal und Trasimenischem See. Doch in der Neuzeit wurde gegen das Treppensteigen vorgebaut: Nur 23 Stufen vom Bahnhof in der Unterstadt genügen. Ergänzt durch fünf (!) Rolltreppen führen sie direkt in die hohen Kellergewölbe des Hauses Baglioni. Der Weg bis ins Zentrum ist kurz und gerade und bereitet unseren müden Beinen in den späten Nachmittagsstunden wenig Mühe.

Das Stadtbild ist deutlich von Bauten aus Gotik und Renaissance geprägt. Im Zentrum liegt die Piazza Quattro Novembre mit dem Dom San Lorenzo. Dieser Kirchenbau, von 1345 bis 1490 errichtet, ist eine gotische Hallenkirche mit breitem Mittelschiff und wirkt trotz der Buntglasscheiben eher düster.
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Vor dem Dom steht die Fontana Maggiore, der Brunnen mit Reliefs von Vater und Sohn Pisano von 1277/78. Dieser Brunnen gilt den Peruginern als der schönste der Welt. Gegenüber ragt der Palazzo Comunale oder Palazzo dei Priori auf, einer der großartigsten italienischen Stadtpaläste der Gotik (Aufnahme links).

Mit dem Bau wurde Ende des 13. Jh. begonnen, er wurde 1333 - 53 erweitert und beherbergt heute die Galleria Nazionale dell' Umbria. An den Palast schließt das Collegio del Cambio an, erbaut von 1452 - 57, der ehemalige Sitz der Geldwechsler.

Das antike Perusia war einer der zwölf Stadtstaaten der Etrusker. 295 wurde die Stadt von den Römern unterworfen. Im Perusinischen Krieg im Winter 41/40 v. Chr. wurde es belagert. Nach der Übergabe zerstört, wurde es von Augustus als Augusta Perusia wieder aufgebaut. 754/774 kam Perugia an den Kirchenstaat, behielt dennoch seine freistädtische Verfassung. 1130 wurden erstmals Konsuln ernannt. Seit etwa 1200 ist Perugia Universitätsstadt. Im 15. Jh. übernahm ein Adelskonsortium die Herrschaft, gefolgt von der Familie Baglioni. Von 1540 bis 1860 wurde die Stadt direkt dem Kirchenstaat unterstellt. 30

Die Stadt Perugia ist Hauptort der gleichnamigen Provinz in der Region Umbrien und zählt zwischen 148.000 und 158.000 Einwohner.

4.11 Chiusi
Die Stadt bewahrt im Grundriss den Plan des römischen Lagers: Geteilt durch den Cardo maximus und den Dekumanus maximus werden die vier Quartiere, in denen sich die drei "T", Theater, Tempel, Therme, befinden, und das Capitol. Wir betrachteten den geduckten Dom, eine Säulenbasilika, von innen.
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Auch Chiusi, von den Etruskern Chamars (oder Chamors bzw. Clevsin) genannt und von den Lateinern Clusium, war einer der zwölf etruskischen Stadtstaaten. Seit dem 4. Jh. war sie mit Rom verbündet und wurde im 1. Jh. v. Chr. römische Veteranensiedlung. 31 - Die Stadt hat heute etwa 9.000 Einwohner.

4.12 Montepulciano
Die Stadt liegt noch höher, 605 m über dem Meer, westlich des Trasimenischen Sees zwischen dem Val di Chiana und dem Val d' Orcia, das in die UNESCO-Welterbeliste eingetragen ist. Lage und Bau der Stadt sind außerordentlich pittoresk. Wir nähern uns von unten, wo die Kirche der Madonna di San Biagio sich breit lagert. Der Zentralbau wurde - wahrscheinlich als Meisterwerk - von Antonio di Sangallo d. Ä. von 1518 - 40 errichtet. Oben in der Stadt steht der Dom, der jüngeren Datums aus dem Frühbarock ist (1592 - 1630). 32

Das Stadtbild wird vor allem von Renaissancebauten bestimmt. Älter sind die Burg und der Palazzo Pubblico (14. Jh.). Es gibt noch eine Reihe von schönen Privathäusern, errichtet von Sangallo, Peruzzi oder Vignola.
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Als Mons Policianus wurde der Ort 715 v. Chr. erstmals erwähnt. Der Ort unterstand bis 1202 dem Schutz Sienas, erklärte sich dann für Florenz und wechselte dann von einer Herrin zur nächsten, bis er Anfang des 16. Jh. endgültig florentinisch wurde.

Montepulciano bezeichnet auch eine rote Rebsorte, die in Italien weit verbreitet ist. In der zur Provinz Siena gehörenden Stadt wohnen etwa 14.000 Menschen.

4.13 Pienza
Die Kleinstadt, 490 Meter über dem Meer und über den Tälern von Orcia und Asso gelegen, in der Provinz Siena, zählt 2.300 Einwohner. Der hier 1405 geborene spätere Papst Pius II. ließ statt des Dorfes Corsignano eine Idealstadt bauen und 1462 Pienza nennen. Mittelpunkt ist die einheitlich gestaltete Piazza Pio II. mit dem Dom Santa Maria, einer dreischiffigen, gotischen Hallenkirche mit Renaissance-Fassade (1459 - 62), dem Palazzo von 1459 - 63, dem Bischofspalast und dem Palazzo Comunale. Die Altstadt wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. 33
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"Mit der Geschicklichkeit eines Staubsaugervertreters", wie er selbst sagte, gelang es Prof. Matthée, einen Fuß in die Tür zu stellen, die gerade zur Mittagspause geschlossen werden sollte. So kamen wir in das Innere des Palazzo Piccolomini, das ein Mitglied der Familie, der spätere Papst Pius II., bauen ließ. Der kurze Rundgang begann im Saal der Fanfaren, darin ein Gemälde aus dem Leben Jesu. Es folgten der Speisesaal, der Saal mit der Ledertapete, der schöne, große Waffensaal und ein Blick von der Loggia in die toskanische Landschaft. Im Waffensaal (Bild unten), über dem Kamin, hängt ein Bild von Ottavio Piccolomini, den wir auf der Wallenstein-Reise in Nachod, Böhmen, kennen gelernt hatten. Nach dem Papstschlafzimmer kamen wir am Stammbaum der Familie vorbei in die Bibliothek.
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Das Wappen der Piccolomini zeigt fünf Halbmonde, weil ein Piccolomini am 5. Kreuzzug teilnahm. Die vier "P" stehen für "Papst Pius Piccolomini Pienza". Ein Piccolomini war Astronom; so wurde ein Stern nach ihm benannt. Und ein Piccolomini starb als Pilot im II. Weltkrieg. Das Haus blieb von Kriegsschäden verschont, denn General Kesselring ordnete an: "Dieses Bauwerk / mit seiner gesamten Ausstattung / steht als / Kunstdenkmal / unter deutschem Schutz. / Belegung verboten. / Auskunft erteilt ..." - Die Familie bewohnte den etwas düsteren und kühlen Palast bis 1962, wie uns die nette italienische Führerin erklärte.

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