6 Die Künstler
6.1 Vergil
Vergil, wie er im Deutschen und Englischen meist kurz genannt wird, oder Virgil in den romanischen Sprachen, hieß auf Lateinisch Publius Vergilius Maro 49 und heißt auf Italienisch Publio Virgilio Marone. Er stammt aus bäuerlichen Verhältnissen und wurde am 15. Oktober 70 v. Chr. geboren in Andes, heute Pietole, sechs Kilometer von Mantua. 50 (unten: Statue am
Palazzo Podesta in Mantua)

Vergil genoss dennoch in Cremona, Mailand, Rom und Neapel eine sorgfältige Ausbildung in griechischer und römischer Literatur, Rhetorik und Philosophie. 51 Er kam zwischen 55 und 50 v. Chr. nach Rom, wo er sich mit Rhetorik, 52 Medizin und Astronomie beschäftigte. In Neapel setzte er sich mit der epikureischen Philosophie auseinander, erst später ließ er andere Systeme wie das stoische auf sich wirken. Vergil war kein Stadtmensch, er hielt sich bevorzugt auf Sizilien und in Neapel auf, und galt als menschenscheu ("Parthenias").

Vergils Jugendgedichte sind in der Sammlung "Catalepton" (etwa "fein ausgearbeitete Kleinigkeiten") überliefert. Die Authentizität seiner frühen lyrischen Werke ist umstritten. Am ehesten könnten die Copa und der Culex echt sein. 53 In der Copa ("Die Schankwirtin", Eidyllion) lädt die syrische Schankwirtin zum Lebensgenuss ein. Im Culex ("Die Mücke", Neoterisches Epyllion) rettet eine Mücke einem Hirten das Leben.

Die Eklogen, auch Eclogae oder Bucolica, entstanden von 42 bis 39 v. Chr. Sie bestehen aus zehn Büchern mit Hirtengedichten, Einzel- und Wechselliedern über Liebe und Trauer von Hirten, die auf Sizilien, in seiner Heimat Mincio und Mantua und vor allem in Arkadien spielen. Der traditionellen Hirtendichtung gab Vergil ein römisches Gepräge, indem er sie durch real existierende Personen und tatsächliche Ereignisse ergänzte oder in Anspielungen oder Allegorien auf solche verwies.
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Anlass war vermutlich die Beschlagnahme der Landgüter von Vergil und anderen Eigentümern, auf denen entlassene römische Soldaten angesiedelt werden sollten. Das erste Gedicht besteht aus dem Dialog zweier Hirten vor dem Hintergrund einer ländlichen Szenerie. Der eine klagt darüber, dass er seine Herden nicht mehr auf dem gewohnten Land weiden dürfe, der andere habe in Rom einen jungen Mann getroffen, der ihm sein Weideland gelassen habe. Die Wirkung dieser Gedichte, die eine harmonische, wirklichkeitsferne Welt malen, war sofort außerordentlich. In der christlichen Welt genoss die vierte Ekloge besonderen Ruhm, weil man sie als eine prophetische Ankündigung des Heilandes Jesu Christi auffasste.

Die Georgica, entstanden von 39 bis 29 v. Chr., bildet ein Lehrgedicht über den Landbau in vier Büchern. Band I behandelt die Feldbestellung, Band II die Zucht der Obstbäume und Reben, Band III die Viehzucht und Band IV die Bienenzucht. Das Werk zielt nicht auf eine Belehrung des Landmannes, sondern wendet sich mit höchstem Kunstanspruch an die oberen, gebildeten Schichten Roms, um bei diesen Leuten die Liebe zum Land und die Achtung vor der mühevollen, aber friedlichen und naturverbundenen, Arbeit der Bauern zu erwecken. Themenkreise wie Krieg und Frieden, Tod und Auferstehung schließen jeweils die vier Bücher ab und verleihen dem Gesamtwerk einen universellen Charakter.

Die Georgica behandelt die Ambivalenz von Natur und Kultur: Die Natur ist einmal normativ, zum anderen muss man sie (durch labor, artes) überwinden und in ihre Kulturform überführen. Die "Apotheose römischen Wesens im bäuerlichen Tagwerk" sagt aus: Der Landmann repräsentiert den Menschen schlechthin und der Landbau repräsentiert die menschliche Kultur schlechthin. (rechts: Denkmal in Mantua)

Die Aeneas, geschaffen von 29 bis 19 v. Chr., behandelt als Versepos die Sendung Roms, also das Römertum unter der Leitidee eines göttlichen Plans (Fatum). Sie besteht aus zwölf Gesängen. Die Aeneas schildert das Schicksal des Äneas, der nach dem Fall Trojas innerhalb von sieben Jahren mit seiner Schar nach wechselvollen Schicksalen die neue Heimat Latium fand, die ihm die Götter bestimmt hatten (Bücher I - VI). In schweren Kämpfen mit den Italikern errang er den Sieg (Bücher VII - XII). Die Vereinigung von Trojanern und Latinern, von Kultur und Stärke, schuf die Voraussetzung für die Entstehung des Volkes der Römer. Die Aeneas ist - in den ersten vier Büchern - keine auf Überlieferungen beruhende Darstellung von Ereignissen, sondern soll auf Wunsch des Kaisers Augustus Rom und ihren neuen Herrscher verherrlichen.
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Die Aeneas knüpft an Homer an, vereinigt mythologisches und historisches Epos. In der Aeneas entwickelte Vergil das Versmaß der Hexameter in sprachlicher und technischer Hinsicht zur Perfektion. Vergil gelangen psychologisch differenzierte Menschendarstellungen mit ihren individuellen Schicksalen.

Auf seiner Reise nach Griechenland und Asien wollte Vergil sein Werk ein letztes Mal überarbeiten. In Athen traf er mit Kaiser Augustus zusammen und begleitete diesen auf der Rückreise nach Italien. Während der Fahrt erkrankte der Dichter und starb kurz nach der Ankunft am 21. September 19 v. Chr. in Brundisium, heute Brindisi. Auf seinem Sterbebett bestimmte er, dass die Aneas vernichtet werden solle. Auf Augustus' Weisung wurde sie jedoch veröffentlicht. - Die Aeneas wird als eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur anerkannt und beeinflusste die europäische Literaturentwicklung in hohem Maße.

Dante huldigte Vergil im ersten Teil seiner Göttlichen Komödie, indem er ihn dem Dichter als Begleiter durch Hölle und Fegefeuer bis zum Himmelspforte zur Seite stellte. Von der römischen Kaiserzeit bis zum Barock galt Vergil als höchster Maßstab für Dichtung überhaupt. Zu Vergils Bewunderern zählten u.a. Gottfried Wilhelm Freiherr von Leibnitz und Immanuel Kant. Bis heute gilt Vergil als einer der größten Schriftsteller der römischen Antike.

6.2 Dante
Dante Alighieri wurde im Mai oder Juni 1265 in Florenz als Sohn einer Familie aus dem niederen Adel geboren. Mit zehn Jahren verlor er seine Mutter, mit 19 seinen Vater. Er erhielt eine sorgfältige Erziehung und künstlerische und wissenschaftliche Ausbildung, die er später im Selbststudium der antiken und zeitgenössischen Autoren komplementierte (Aristoteles, Cicero, Thomas von Aquin u.a.). In seiner Jugend nahm er an den Kriegszügen seiner Vaterstadt teil.

Nach Dantes eigenem Bekunden war die Begegnung mit der Florentinerin Beatrice Portinari, die er erstmals mit neun Jahren sah, das bedeutendste Ereignis seiner Jugend. Der frühe Tod 1290 mit nur 24 Jahren mag ihre literarische Entrückung als nahezu göttliche Idealgestalt erleichtert haben. Zwischen 1292 und 95 stellte Dante in der stilisierten Liebes-Lebensbeschreibung der "Vita Nuova" ("Das neue Leben" oder "Das erneuerte Leben") eine Auswahl von Gedichten zusammen, mit denen er im voran gegangenen Jahrzehnt seiner Liebe zu Beatrice poetischen Ausdruck verliehen hatte. Es enthält vorwiegend Sonette, aber auch Kanzonen, eine Ballade und eine Stanze, die jeweils durch einen Kommentar in Prosa verwoben sind. La Vita Nuova lässt deutlich den Einfluss der Liebeslyrik provenzalischer Troubadoure erkennen und stellt in seinem Versuch stilistischer Vollendung das schönste Dokument des Dolce Stil Nuovo dar, der zeitgenössischen florentinischen Dichtung im Vulgare, der dialektal gefärbten Umgangssprache. Es bringt darüber hinaus den spirituell-religiösen Aspekt seiner Verehrung (Zahlensymbolik, Trintäts-Motivik, Christus-Ikonografie usw.) hervor. In ihrer Sprachgewalt und lyrischen Intensität ist La Vita Nuovo eines der bedeutendsten Beispiele europäischer Dichtkunst. 54
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Auch am politischen Leben beteiligte sich Dante seit seinem 20. Lebensjahr: Er gehörte zwischen 1285 und 1296 dem Außerordentlichen Stadtrat und danach dem Rat der Hundert (einer mittelständischen Volkskammer) an und war 1300 für zwei Monate einer der sechs Prioren, der obersten Stadtregenten. Dante war von Geburt und Erziehung Guelfe, Anhänger des Papstes, trat aber aus Überzeugung von den "Schwarzen", der päpstlichen Partei, zu den "Weißen", den Ghibellinen, über, die die Ansprüche des Kaisertums gegenüber der päpstlichen Weltherrschaft verfochten. Die "Schwarzen" gelangten in Florenz zur Herrschaft und unterdrückten schonungslos die "Weißen". Dante wurde verurteilt und verbannt und irrte heimatlos in Italien umher. 55 Dante war seit 1293 verheiratet und hatte zwei Töchter und drei Söhne.

In den ersten Jahren seines Exils schrieb Dante "De vulgari libri duo" (1304/05, "Zwei Bücher über die Ausdruckskraft der Volkssprache"). Sie sind eine Abhandlung über die Vorzüge des Gebrauchs des Italienischen, der Lingua Volgare, die unter streng festgelegten Voraussetzungen dem Lateinischen an Anmut und Vollendung in nichts nachstehen müsse.

Die unvollendete Schrift "Il convivio" (zwischen 1303 und 08, "Das Gastmahl") sollte in 15 Traktaten einen umfassenden Überblick über das Wissen der damaligen Zeit (Theologie, Astronomie, Physik, Philosophie, Ethik, Politik und Psychologie) geben. Nur die ersten vier wurden vollendet. Sie gelten als erstes Beispiel italienischer wissenschaftlicher Prosa, sind eine philosophische Enzyklopädie in Form eines Kommentars zu einzelnen Kanzonen.

Dante hoffte auf ein vereinigtes Europa, die Wiederherstellung des römischen Weltreiches, unter der Herrschaft eines aufgeklärten Kaisers, angeregt durch den Alpenübergang von Kaiser Heinrich VII. 1310, der Italien bezwingen wollte. In drei Briefen drängte Dante die Machthaber, den Kaiser willkommen zu heißen, und beschwor sie, in der Oberhoheit des Kaisers ein Mittel zu sehen, den erbitterten Kampf zwischen den italienischen Städten zu beenden. Seine in Latein verfasste Abhandlung "De Monarchia" ("Über die Monarchie"), die der Dichter vermutlich an Heinrichs Hof in Pisa schrieb, beschreibt die Idee vom Weltreich und dem Weltkaisertum. Sie ist Dantes politisches Bekenntnis und stellt seine Philosophie dar. Sie betont die Notwendigkeit der Versöhnung im Sinn des Heiligen Römischen Reiches sowie der völligen Trennung zwischen Kirche und Staat. Als Heinrich 1313 in Siena starb, fanden Dantes Hoffnungen ein jähes Ende. (unten: Relief in lesender Haltung im Grabmal in Ravenna)
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Auf seinen Wanderfahrten schrieb Dante in toskanischer Mundart sein Hauptwerk, die "Göttliche Komödie", die "Divina Commedia". Eigentlich hieß sie nur "La Commedia"; das Beiwort "divina", also "göttliche", meint fantastisch, hervorragend, prächtig, und wurde erst mehr als ein Jahrhundert nach Dantes Tod hinzu gefügt. Das Gedicht schildert mit atmosphärisch dichten Bildern in drei Abteilungen Dantes Reise durch: die Hölle (l' Inferno), den Läuterungsberg (Il Purgatorio, an Stelle des Fegefeuers) und das Paradies (Il Paradiso). Jede dieser Abteilungen besteht aus 33 Gesängen, so dass das Ganze mit der Einleitung 100 Gesänge von zusammen 14.230 Versen in der Terzienform (in dreizeiligen Strophen) umfasst.

In jedem der drei Jenseitsreiche nach dem ptolemäischen Weltbild trifft Dante auf die Seelen Verstorbener, meist bedeutende Gestalten der Mythologie oder Geschichte, von denen sich jede eines bestimmten Vergehens schuldig gemacht hat oder aber eine bestimmte Tugend symbolisiert, darunter Odysseus, Judas, Petrus und Bernhard von Clairvaux. Dante spricht mit diesen Seelen über Fragen der Theologie und Philosophie, über die Kirche, den Staat und Italien. Die Hölle und das Paradies sind jeweils in neun Schichten, konzentrische Kreise, unterteilt. Je näher man in die tieferen Kreise kommt, umso sündiger bzw. heiliger sind die gestorbenen Seelen. Die Reise des Dichter-Ichs beginnt "schrecklich" und endet "glücklich": Dante wird von seinem Vorbild Vergil, eine Allegorie der Vernunft, Wissenschaft und Philosophie, durch die Hölle und den Läuterungsberg geleitet. Beatrice, die als Ausdruck und Instrument des göttlichen Willens erscheint, führt den Dichter auf seinem Himmelsflug durchs Paradies.

Dante vollendete in Ravenna die 1307 begonnene "Göttliche Komödie", die wie kaum ein anderes Werk die europäische Literatur beeinflusste. Das Werk kann entsprechend der mittelalterlichen Lehre vom vierfachen Schriftsinn auf der wörtlichen, der allegorischen, der moralischen und der anagogischen, also zum Heil hinauf führenden, Ebene gedeutet werden. Mit seinem nationalsprachlichen, zwischen mittelalterlicher Tradition und Renaissancedenken angesiedelten, Gedichtsepos schuf Dante eines der bedeutendsten Meisterwerke der Weltliteratur.

Dante verbrachte seine letzten Jahre in Ravenna und starb am 14. September 1321. Dante ist der bekannteste Dichter Italiens und gleichzeitig der bedeutendste Dichter des europäischen Mittelalters. Er gilt als Vater der heutigen "hoch"-italienischen Sprache, die er entscheidend mit prägte. Die italienische 2-Euro-Münze zeigt Dante. 56

6.3 Petrarca
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Vor sieben Jahrhunderten war eine Zeit des Umbruchs. Der Kunstgelehrte und Architekt Leon Battista Alberti entwickelte die Lehre von der Perspektive, Guido von Arezzo erfand eine einheitliche Notenschrift und Petrarca schrieb über das gesellschaftliche Leben - nicht mehr nur im mittelalterlichen Latein, sondern in italienischer Volkssprache.

Francesco Petrarca wurde am 20. Juli 1304 in Arezzo geboren. Sein Vater, ein Notar, war zwei Jahre zuvor zusammen mit Dante aus Florenz verbannt worden und lebte mit seiner Familie in der Toskana. 1310 zogen sie nach Pisa und im Jahr darauf nach Avignon.
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Francesco Petrarca studierte dort zunächst Rechtswissenschaften, bevor er sich mit römischen Dichtern und Literatur beschäftigte. Auch in Montpellier (ab 1316) und Bologna (ab 1320) studierte er Jura. Der Aufenthalt in Montpellier bot ihm einen Einblick in die Kunst der mittelalterlichen Minnesänger, von der er sich nachhaltig inspirieren ließ. 1326 starb sein Vater, wodurch Sohn Francesco in wirtschaftliche Schwierigkeiten kam. Er brach sein Studium ab und erhielt die niederen Priesterweihen. Petrarca wählte sich den Kirchenvater Augustinus zum Vorbild und versuchte, dessen Lebenswandel nachzueifern.

Ein Wendepunkt in seinem Leben war die Begegnung mit der schönen, aber verheirateten, Laura de Sade (oder Laure de Noves), 57 die er erstmals Ostern, am 6. April, 1327 in der Kirche der Hl. Klara in Avignon getroffen haben soll. Sie entfachte in ihm eine Leidenschaft, die für ihre Beständigkeit und Reinheit sprichwörtlich geworden ist.

Ihr widmet er seine berühmte Sammlung von Sonetten, Canzonen, Sestinen, Balladen und Madrigalen, den "Canzioniere". Diese auf Italienisch geschriebene Gedichte "Rime in Vita e Morta di Madonna Laura" entstanden von 1336 bis 69. In dieser Gedichtsammlung besang er seine unerfüllte Liebe zu Laura, der "Madonna angelicata", die 1348 an der Pest starb. Auch wenn Laura nur einmal namentlich erwähnt wurde, so taucht ihr Name in Wörtern wie "Lauro" (Lorbeer) oder "l' Auro" (das Gold) auf. Der Canzioniere steht für eine neue Form der Liebesdichtung, Petrarkismus genannt; dieser löste den Minnesang ab und wurde zum Vorbild für die spätere europäische Dichtung. (Foto oben links: Porträt von 1879, rechts: Statue aus dem 13./14. Jh.)

Ebenfalls durch seine Liebe zu Laura inspiriert wurden seine italienischen Gedichte "Trionfi" (1352- 74, "Sechs Triumphe"), in denen er die allmähliche Erhebung der menschlichen Seele von der irdischen Leidenschaft zur Erfüllung durch Gott beschrieb. Dabei wird die poetische Schöpferkraft auch als Heilmittel gegen (Liebes-)Leid verstanden. 58

Zu Petrarcas lateinischen Werken gehören "Africa" (entstanden 1338 - 43, unvollendet), ein Heldenepos über den römischen Eroberer Scipio Africanus den Älteren, und das Prosawerk "De Viris illustribus" (entstanden 1338 - 53, unvollendet), eine Sammlung von Biografien berühmter Männer, die in der Geschichte Roms eine entscheidende Rolle gespielt hatten, von Romulus bis Caesar.
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Ebenfalls in Latein verfasste er "Secretum meum" (von 1342/43, "Gespräche über die Weltverachtung"), drei fiktive Dialoge zwischen ihm und dem Hl. Augustinus. Auch auf Latein schrieb er die Abhandlung "De Vita solitaria" (von 1346 - 56), in der er für ein "Einsiedlerleben" im Einklang mit der Natur, vertieft in Studium und Gebet, eintrat.

Im Sommer 1333 unternahm Petrarca eine Bibliothekenreise nach Frankreich, Flandern und ins Rheinland sowie nach Paris.1341 wurde Petrarca vom Senat auf dem Kapitol in Rom zum Dichterfürsten (Poeta Laureatus) gekrönt (Foto links sein Stuhl). Von 1337 bis 49 lebte er auf seinem Landgut Vaucluse bei Avignon.

Zwischendurch ging er an den Hof des Kardinals von Avignon. Nachdem er sich in Folge seiner Eindrücke von der Größe des republikanischen Rom mit dem Kardinal überworfen hatte, war er acht Jahre, von 1353 bis 61, in Diensten der Visconti in Mailand, von wo er u.a. als Gesandter an den Hof von Kaiser Karl IV. nach Prag reiste. Von 1362 - 68 lebte er in Venedig, darauf in Padua und in Arquà. Petrarca starb am 18. Juli 1374 auf seinem Landgut in Arquà, heute Arquà Petrarca, Provinz Padua. 59  (Foto unten, rechts Wandmalerei)
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1369 ließ sich Petrarca - inzwischen alt und krank - ein Haus in der Ortschaft Arquà renovieren und wählte es als Refugium. Er schrieb: "Ich habe mir auf den Euganeischen Hügeln ein kleines, nobles und schmuckes Haus gebaut, hier verbringe ich in Ruhe die letzten Jahre meines Lebens und umarme in inniger Erinnerung die abwesenden oder verstorbenen Freunde." 60

Petrarca wies die mittelalterliche Scholastik zurück und hob den engen Zusammenhang zwischen klassischer heidnischer und christlicher Schöpferkraft hervor. Er war einer der bedeutendsten Lyriker der italienischen Literatur. Seine umfassenden Kenntnisse der klassischen Autoren und die Bemühungen um die Wiedereinführung des klassischen Lateins brachten ihm den Ruf des ersten großen Humanisten. Doch spielte er auch eine wichtige Rolle in der Entwicklung des umgangssprachlichen Italienisch zur literarischen Sprache.

2004 machten Wissenschaftler eine merkwürdige Entdeckung. Bei der Untersuchung des Marmorsarkophages stellte sich heraus, dass der Kopf nicht zum übrigen Körper gehört. Laut DNA-Analyse handelt es sich um einen Frauenkopf, während das Skelett wegen einer Beinverletzung zweifellos zu Petrarca passt. 61 (rechts: Plakat der Stiftung der Sparkasse von Padua und Rovigno mit dem Sarkophag)

6.4 Correggio
Der italienische Maler hieß eigentlich Antonio Allegri, wurde aber nach seiner Geburtsstadt il Correggio genannt. Er wurde um 1489 bei Modena geboren und starb am 5. März 1534 in Reggio nell' Emilia. In seiner Frühzeit wurde er von A. Mantegna, später von Leonardo da Vinci, Raffael und Michelangelo beeinflusst. Correggio schuf religiöse und mythologische Darstellungen von sinnlich-heiterer Schönheit und gefühlvollem Ausdruck, deren stark bewegte Kompositionen bereits barock anmuten.
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Charkteristisch für seine Werke sind raffinierte Verkürzungen, lichtreiche Atmosphäre, stimmungsvolle Landschaften und eine unaufdringliche Bewegtheit der Figuren. Seine Fresken zeichnen sich durch eine kühne perspektivische Untersicht, seine Tafelbilder durch reiches Helldunkel aus. Correggio hat die italienische Malerei und die Barockmalerei entscheidend beeinflusst. 62

Einige seiner Werke sind die Kuppelfresken "Himmelfahrt Christi", von 1520 - 24 in S.Giovanni Evangelista in Parma und "Himmelfahrt Mariens", von 1526 - 30, im Dom von Parma. Außerdem schuf er u.a. die Altarbilder "Madonna mit dem Hl. Hieronymus, gen. Der Tag", um 1527, in der Galerie von Parma und "Die Heilige Nacht" um 1530, Dresden. 63

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