2.8 Mantua
Mantua ist mit 50.000 Einwohnern die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Lombardei, nur 20 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Die Ursprünge gehen auf Bewohner von Pfahlbauten zurück, die die Inseln im Fluss Mincio besiedelten. Mantua wurde höchstwahrscheinlich von den Etruskern gegründet, die einen Großteil der Po-Ebene erobert hatten.

Die Stadt fiel in der Folgezeit in die Hände der Gallier und anschließend unter römische Herrschaft. Der berühmte Dichter Vergil wurde in der Nähe in Pietole geboren.
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Auch Mantua wurde ab dem 3. Jh. von den Barbaren überrannt, bis die Stadt im 8. Jh. unter die Herrschaft der Langobarden fiel und später Mathilde von Canossa unterstand. Nach dem Tod der Markgräfin 1115 wurde die Stadt freie Kommune, doch nach den Kämpfen gegen Friedrich Barbarossa verfeindeten sich die Familien. Die Bonacolsi mussten 1328 Luigi Gonzaga das Feld räumen, der sich als kaiserlicher Vertreter anerkennen ließ. Damit begann die Herrschaft der Gonzaga, zeitweilig eine der bedeutendsten italienischen Fürstendynastien, die bis 1707 andauerte.

1432 erhielt Gianfrancesco Gonzaga den Titel eines Marchese (Markgraf), und 1530 erwarb Federico (Friedrich) II. die Herzogswürde. Mit Isabelle d' Este, die von 1490 bis 1539 Markgräfin war, erreichte das Mäzenatentum seinen Höhepunkt. Unter der Regentschaft von Herzog Vincenzo von 1587 - 1612 gelangte das Herzogtum zur höchsten künstlerischen Prachtentfaltung. Der Palazzo Ducale wurde zu einem geschlossenen Komplex umgebaut.

Durch kaiserliche Truppen wurde Mantua 1630 geplündert. Bereits zuvor hatten die Herzöge begonnen, Teile der alten Kunstsammlung an den König von England zu verkaufen.
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1707 verjagte der Kaiser von Österreich den letzten Herzog, der den Palast noch einmal all seiner Schätze beraubte. Österreich machte aus Mantua eine befestigte Stadt. 1785 wurde die Stadt dem Herzogtum Mailand zugesprochen, mit dem es von napoleonischen Truppen besetzt wurde. Nach der österreichischen Restauration wurde die Stadt 1866 von piemontesischen Truppen besetzt und Teil Italiens. 23

Im Norden, wo drei Seen zusammen treffen, steht das Castell San Giorgio, ein großartiges Kunstwerk von 1395 - 1400. Die vier Türme ragen aus dem Profil der anderen Paläste empor. (links im Bild der Uhrturm an der Piazza delle Erbe)
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Gleich dahinter liegt die Piazza Sordello, ein wunderschöner Platz und das Herz der Stadt. Links steht der Palazzo Ducale, der Herzogspalast, der um 1300 begonnen wurde und von der Familie Gonzaga mehrfach erweitert wurde. Im Palazzo Ducale haben die wichtigsten Künstler der Zeit, Maler, Architekten und Intellektuelle, gewirkt, und das Dorf in eine Kunststadt verwandelt, so dass Mantua mit anderen europäischen Hauptstädten rivalisieren konnte.

Die Residenz der Gonzaga ist eine wahre Stadt in Palastform, mit Straßen, Gärten und Höfen, ungefähr 500 (!) gut erhaltenen Sälen auf einer Gesamtfläche von 34.000 Quadratmetern. Damit ist der Palazzo Ducale nach dem Louvre in Paris und dem Vatikan in Rom der drittgrößte Palast Europas. Der Hofstaat soll rund 1.000 Leute umfasst haben. Am Corte Vecchia (alten Hof) mit den Sälen von Pisnello, den Gobelinsälen nach Raffaels Vorlagen, der Sala del Labirinto, der Skulpturensammlung, der Sala di Troia (rechts), der Studiolo von Isabella d' Este-Gonzaga schließen sich Höfe und Gärten an.
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Der fünfschiffige Dom, St. Petrus geweiht, im 13. Jh. spätgotisch auf Resten eines kleinen Tempels erbaut, wurde ab 1545 erneuert, hat eine barocke Fassade von 1756 und noch seinen romanischen Campanile von 1140 (unten rechts die bemalte Kuppel).

Gegenüber vom Palazzo Ducale stehen der Palazzo Bonacolsi-Castiglioni aus dem 13. Jh., daneben der Palazzo Bianchi, auch Vescovado und Bischofspalast aus dem 18. Jh., und der 55 Meter hohe Geschlechterturm der Bonacolsi, der Torre della Gabbia (Käfigturm).

Zu der Piazza Broletto mit dem gleichnamigen Stadtpalast aus dem 12. - 15. Jh. leitet der Voltone San Pietro, ein im Kern romanischer Torturm, über. Hier steht der wichtige mittelalterliche Palazzo del Podestà (d.h. Bürgermeisteramt) von 1227, der mit dem Palazzo della Masseria durch den Arengario-Bogen verbunden ist. An der Fassade des Podestà ist eine Nische, in der der lateinische Dichter Vergil auf dem Lehrstuhl sitzt.

An der folgenden Piazza delle Erbe steht der Palazzo della Ragione aus dem 13./14. Jh. mit seinem astronomischen Uhrturm von 1472.
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An ihn schließt sich die Rundkirche Rotonda di San Lorenzo vom Ende des 11. Jh. an (links Innenraum mit Resten der Wandmalereien) und an der Schmalseite das Kaufmannshaus Casa di Boniforte von 1455. 24

Die Kirche Sant' Andrea, begonnen 1472, trägt eine bedeutende Frührenaissance-Fassade und eine 80 Meter hohe Barockkuppel von 1733 - 66 (rechts Wanddetail).
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Das große Tonnengewölbe des einschiffigen Baus und die hohen Bögen der Seitenkapellen verleihen der Kirche ein harmonisches und imposantes Aussehen. Der gotische Glockenturm war Teil eines Vorgängerbaus.

Südlich der Stadt liegt der Palazzo del Tè, die ehemalige Sommerresidenz für Federico II. Gonzaga. In nur zehn Jahren ab 1525 wurde dieses Baukunstwerk vollendet.
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In der Festung nahe der Stadt in einem Park steht das Denkmal für Andreas Hofer. Napoleon I. ließ hier den gefangenen Führer des Tiroler Aufstandes hinrichten. Prof. Matthée und Frau Harms sangen hier ein Lied (Bild links).
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2.9 Montagnana
Die Gemeinde in der Provinz Padua in der Region Venezien hat 9.400 Einwohner. Sie hat eine vollständig erhaltene mittelalterliche Stadtbefestigung aus zwei Kilometern Stadtmauern und -toren von 1350 - 88, die zu den schönsten Europas gehört. Dazu gibt es ein Kastell aus dem 18. Jh. und in der Kirche Santa Maria (1431 - 1502) ein Altargemälde von Paolo Veronese (1555/56). 25

Uns faszinierte insbesondere das große Gemälde von der Seeschlacht bei Lepanto (Foto unten).
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